Fundamentale Nachricht
14:10 Uhr, 20.09.2018

Japans Banken brauchen neue Geschäftsmodelle

Die Bank of Japan wird nach Einschätzung von Katsumi Ishibashi, Research-Experte für Asien bei Fidelity International, noch mindestens zwei Jahre an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhalten.

Kronberg im Taunus (GodmodeTrader.de) – Ende Juli passte die Bank of Japan (BoJ) ihren geldpolitischen Rahmen an. Die Änderungen waren jedoch eher kosmetischer Natur. Das sorgte bei Anlegern und Finanzinstituten für Enttäuschung, hatten sie doch gehofft, die Zentralbank werde der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank auf deren Weg der geldpolitischen Normalisierung folgen, wie Katsumi Ishibashi, Research-Experte für Asien bei Fidelity International, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Für die BoJ sehen wir kaum Chancen, dass sie sich schon bald dem Kurs anderer wichtiger Notenbanken anschließt. Denn immer noch ist die Teuerungsrate im Land der aufgehenden Sonne weit vom Zwei-Prozent-Ziel der Zentralbank entfernt. Entsprechend gehen wir davon aus, dass sich die extrem lockere Geldpolitik noch die nächsten zwei Jahre und vermutlich darüber hinaus fortsetzen wird“, so Ishibashi.

Interessant sei, dass selbst bei den hartnäckig niedrigen Zinsen nur wenige Banken Verluste verbuchten. Die meisten regionalen Geldhäuser seien nach wie vor profitabel, was sie nicht zuletzt den Gewinnen aus ihren Wertpapierbeständen verdankten. Damit halte sich der Druck auf ihr Kapital nach wie vor in Grenzen. Immer noch übersteige die Kapitalposition japanischer Banken die Baseler Eigenkapitalanforderungen, sodass sie über einen gewissen Puffer verfügten. Sollten ihre Rücklagen jedoch sinken, könnte das ihre Fähigkeit zur Kreditvergabe beeinträchtigen. Schwindende Rücklagen könnten daher die Funktionsfähigkeit des Finanzsystems gefährden, heißt es weiter.

„Japans Großbanken behaupten sich dagegen trotz des gleichen Drucks aus dem Inland besser als ihre kleineren regionalen Pendants. Zudem haben sie ihr Auslandsgeschäft in den letzten fünf Jahren ausgebaut. Aber die Zeit der Expansion dieses Geschäfts ist nun, da die Fed die Zinsschraube wieder anzieht, erst einmal vorbei: Im Ausland steigen die Finanzierungskosten, und weltweit beginnt der Wirtschaftsmotor zu stottern“, so Ishibashi.

Nippons Banken sollten den Druck der lockeren Geldpolitik dennoch als Katalysator zum Umbau ihrer Geschäftsaktivitäten nutzen. Neben Kostensenkungen gebe es weitere sinnvolle Maßnahmen:

  • Ihr traditionelles Geschäftsbankmodell sollten sie auf eine breitere Basis stellen und um Nichtbanken- bzw. umfassendere Finanzdienstleistungen erweitern.
  • Mithilfe von Fintech-Lösungen könnten sie sich neue Einnahmequellen erschließen.
  • Größere Banken müssten ihre Präsenz im Ausland nicht nur in Industrie- sondern auch in Schwellenländern aufrechterhalten. Und das trotz der höheren Risiken in Märkten, in denen es ihnen an der wichtigsten Finanzierungsbasis, den Kundeneinlagen, mangele, so Ishibashi abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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