Japanischer Markt weit abgeschlagen<br />
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Der japanische Aktienmarkt ist in diesem Jahr im Vergleich der Weltbörsen weit abgeschlagen. Während beispielsweise der Dow Jones Industrial Average (DJIA) Kurssteigerungen von rund 15 Prozent vorweisen kann (per 24.11.), der Euro Stoxx 50 mit einem Zuwachs von 13 Prozent aufwartete und der DAX sogar ein Plus von stolzen 19 Prozent erzielte, liegt der Nikkei Index mit einem Minus von über zwei Prozent ziemlich deutlich im Abseits.
Nach hervorragender Performance im letzten Jahr, als der Nikkei seine Mitstreiter auf die hinteren Plätze verwies, kam diese Entwicklung überraschend, zumal sich die Konjunkturerholung in Japan festigte und die Unternehmensergebnisse zulegten. Während Large Caps noch mit einem blauen Auge davon kamen, war die Entwicklung bei den gering kapitalisierten Nebenwerten mit Kursrückschlägen von über 50 Prozent am Mothers Market nahezu katastrophal.
Warum so schwach?
Zwei Faktoren haben im Wesentlichen zu der schwachen Entwicklung an der japanischen Börse beigetragen. Zum einen waren es Sorgen bezüglich des künftigen Konjunkturwachstums in den USA, die immer wieder Fragen nach den wirtschaftlichen Perspektiven Japans aufwarfen. Zum anderen blieben die Gewinnschätzungen japanischer Unternehmen trotz deutlich aufgehellter Aussichten eher konservativ. Zuletzt kristallisierte sich zudem heraus, dass der Wachstumsbeitrag der Binnennachfrage hinter den Erwartungen zurückgeblieben war.
Konjunktur
Die wirtschaftliche Entwicklung in Japan schritt in diesem Jahr zunächst deutlich voran. Durch die Schwäche des Yen gerade gegenüber dem US-Dollar erhielt vor allem die Exportindustrie Auftrieb, die sich als solide Konjunkturstütze erwies. Aber auch die Binnennachfrage zeigte Erholungstendenzen, sodass hier ein zweiter Wachstumsträger heranzureifen schien. Die Deflation war überwunden und die japanische Notenbank BoJ gab ihre Nullzinspolitik auf. Sie erhöhte zum ersten Mal seit fünf Jahren den Leitzins um 25 Basispunkte auf 0,25 Prozent. Damit unterstrich auch sie, dass die japanische Wirtschaft auf dem Wege der Besserung war. Gleichwohl ließen sich Investoren von diesem Szenario nicht überzeugen. Die besorgten Blicke richteten sich gen USA, wo konjunkturelle Ermüdungserscheinungen mehr und mehr sichtbar wurden. Da die USA einer der größten Handelspartner Japans sind, waren negative Auswirkungen auf die japanische Wirtschaft zu befürchten. In der Tat zeigte sich das Makrobild zuletzt etwas eingetrübt. Besonders enttäuschte, dass der private Konsum trotz guter Beschäftigungslage nicht in erhofftem Ausmaß voranschritt.
Gewinnschätzungen
Nach zwei fetten Jahren war die Gewinnentwicklung japanischer Unternehmen auch in diesem Jahr generell erfreulich. Die Steigerungsraten lagen oftmals über den Erwartungen. Befürchtungen, dass erhöhte Materialkosten an den Erträgen gezehrt haben, bewahrheiteten sich nicht. Dennoch blieben japanische Firmen in ihren Prognosen eher konservativ. Die Schätzungen für das Fiskaljahr 2006/07 (31.03.) wurden zwar oftmals angehoben, doch stellte dies lediglich eine Anpassung an bereits erzielte Erträge dar. Die erhoffte Anhebung aufgrund einer anhaltend konjunkturellen Zuversicht blieb letztendlich aus. Auch die Schwäche des Yen spielte eine Rolle. Sie hatte gerade Exportfirmen deutlich begünstigt und das gesamte Ertragsgefüge angehoben. Da Währungseinflüsse jedoch nicht nachhaltig sind, behielten Unternehmen ihre vorsichtige Haltung bei.
Sowohl von den wirtschaftlichen Zweifeln als auch den konservativen Gewinnschätzungen zeigte sich der Markt merklich negativ beeinflusst. Erholungsbestrebungen, wie sie im Anschluss an die weltweiten Korrekturbewegungen von Mai und Juni stattfanden, wurden immer wieder durch Schwächephasen unterbrochen. Während DJIA und DAX nach dem Mai/Juni-Einbruch ihre zuvor erreichten
Jahreshöchststände deutlich übertreffen konnten, der DJIA sogar neue Rekordmarken erklomm, blieb der Nikkei Index weit hinter den 17.563 Punkten zurück, die Anfang April den Jahreshöchststand 2006 markierten. Was ihm fehlte, war auch die Unterstützung ausländischer Investoren, die im vergangenen Jahr zu den eifrigsten Käufern am japanischen Aktienmarkt zählten. In diesem Jahr jedoch suchten sie ihre Chancen an anderen Weltmärkten.
Wie geht es weiter?
Trotz der Kursenttäuschungen stehen wir dem japanischen Aktienmarkt durchaus konstruktiv gegenüber und sehen noch hinreichendes Aufwärtspotenzial. Die Konjunktur steht auf gesunden Füßen, auch wenn angesichts der Wachstumsverlangsamung in den USA und der verhaltenen Konsumneigung in Japan die Wirtschaft nicht so rasch voranschreiten wird wie zunächst erwartet. Hierzu könnte auch die BoJ mit einer zügigen Gangart in ihrer Zinserhöhungspolitik beitragen, die zu einer Normalisierung der Zinslandschaft führen soll. Die Unternehmensergebnisse sind rundherum zufrieden stellend. Allerdings müssen Anleger bis auf weiteres mit eher konservativen Prognosen vorlieb nehmen. Auch die Bewertung des Marktes liegt derzeit mit einem KGV von rund 17 auf Basis der diesjährigen Gewinnschätzungen nicht so hoch wie beispielsweise noch Anfang des Jahres. Im historischen Vergleich ist sie akzeptabel. Alles in allem ein Umfeld, das noch Kurspotenzial bietet. Allerdings raten wir davon ab, den Kursen hinterherzulaufen. Auf Gesamtmarktebene erscheint uns ein Kursbereich unterhalb von 16.500 Punkten im Nikkei Index als geeignete Kaufzone. Bei Einzelwerten sollten Kaufentscheidungen jedoch nicht pauschal und Kurs getrieben erfolgen, sondern erst nach sorgfältiger Analyse der künftigen Gewinnsituation. Angesichts des wenig dynamischen Konsums erscheinen uns mittlerweile global aufgestellte Blue Chips aussichtsreicher als Unternehmen, die vorwiegend von der Binnennachfrage abhängig sind. Darüber hinaus favorisieren wir weiterhin Titel, die von dem Wachstumsprozess in Asien profitieren.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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