Kommentar
07:27 Uhr, 18.05.2018

Japan: Wirtschaft stagniert - Warnzeichen für Europa?

Für Japan war es viele Jahre lang ganz normal, dass die Wirtschaft jedes zweite oder dritte Quartal schrumpft. Zuletzt galt das nicht mehr, doch jetzt kehrt wieder Normalität ein.

Auf diese Normalität würden Politiker und Notenbanker vermutlich gerne verzichten. Es wird nicht gern gesehen, wenn die Wirtschaft schrumpft. Genau das ist Anfang 2018 aber geschehen. Nach einer Wachstumsserie von 8 Quartalen war nun einfach Schluss.

In vielen Ländern kann man darüber nur lachen. Ein Aufschwung dauert in den meisten Nationen standardmäßig viele Jahre. In Japan ist das anders. Zuletzt schaffte es die Wirtschaft Ende der 90er Jahre, 8 Quartale in Folge zu wachsen.

Die Gewinnserie ist vorbei. Das muss nicht gleich Ungemach bedeuten. Langfristig wächst die Wirtschaft, auch wenn einmal ein schlechtes Quartal dabei ist. Das reale Bruttoinlandsprodukt legte trotz harter Zeiten zwischen 1994 und 2018 von 420 Billionen Yen auf 533 Billionen Yen zu.

Das war ein mühsamer Weg. Das durchschnittliche Wachstum pro Jahr lag bei weniger als 1 %. In einer tendenziell stagnierenden und deflationären Umgebung ist man um jedes Prozent Wachstum dankbar. Umso schwerer wiegt es natürlich, wenn es plötzlich in die andere Richtung geht.

Vorgestern zeigte sich, dass die deutsche Wirtschaft Anfang 2018 kaum vom Fleck kam. Heute wissen wir, dass die japanische Wirtschaft schrumpfte. Beide Länder sind vom Handel abhängig und der Handel wiederum sagt viel über den Zustand der Weltwirtschaft aus. Das ist ein Signal.

Ob dem Warnsignal auch wirklich etwas Größeres folgt, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Man sollte jedoch wachsam sein. Aktuellere Wirtschaftsdaten deuten an, dass es nach einem schwachen ersten Quartal nun wieder etwas bergauf geht. Trotzdem sind die Wachstumszahlen ein Weckruf. Nun muss dieser nur noch gehört werden – und zwar von den Notenbanken.

Notenbanken weigern sich partout, eine Abkühlung zu sehen. Auf den ersten Blick ist sie sicherlich nicht offensichtlich, denn noch läuft ja alles ganz in Ordnung. Notenbanken sollten aber vorausschauend handeln und nicht mit Blick in den Rückspiegel fahren. Genau das passiert aber immer wieder. Nicht zuletzt deswegen wird Notenbanken vorgeworfen, dass sie den Aufschwung regelmäßig abwürgen.

Wir dürfen gespannt sein, ob und wie die japanische Notenbank reagiert. Obwohl sie ihr Inflationsziel hinsichtlich der zeitlichen Komponente gestrichen hat, will sie nicht tatenlos zusehen, wie die japanische Wirtschaft in ihre Stagnation zurückfällt. Will sie die Wirtschaft weiter anschieben und auch Inflation generieren, braucht es vermutlich eine weitere Währungsabwertung. Das geht nur durch eine lockere Geldpolitik.

Zuletzt kehrte die Notenbank dieser immer mehr den Rücken und folgte der Fed und EZB. Es wird daher spannend zu sehen, was nun geschieht und ob die geldpolitische Richtung zukünftig stärker divergiert. Die japanische Notenbank könnte jedenfalls die erste sein, die vorausschauend agiert und in der Geldpolitik wieder Gas gibt.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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