Japan - Was tun ?!
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Kaum scheint die Lage in den Fukushima-Reaktoren einigermaßen im Griff und der Super-GAU vorerst abgewendet, schon interessieren sich die Medien kaum noch für Japan. Wäre das nicht ein Grund in Jubel auszubrechen? Aber nein, Gaddafi hat es wieder auf die Headline geschafft, vermutlich dauert es nicht mehr lange bis Guttenberg wieder auftaucht.
Während bei uns die Katastrophe langsam verblasst, müssen die Japaner die Zerstörungen sichten und mit dem Wiederaufbau beginnen. Umgerechnet 150-200 Milliarden EUR werden wohl fällig, rund doppelt soviel wie nach dem Kobe-Beben 1995. Einen großen Teil schultern die Versicherer, aber auch der Staat langt kräftig zu – ein Nachtragshaushalt mit abermals neuen Schulden ist schon angekündigt. Sollte das Stromnetz stabil bleiben, könnte das Beben – auch wenn es paradox und zynisch angesichts der Verwüstungen klingen mag – sogar zu einem Wachstumsschub führen.
An den Devisenmärkten ist Repatriierung derzeit das Zauberwort. Gemeint ist die Rückführung japanischen Auslandsvermögens sowohl von staatlicher wie privater Seite, was notwendigerweise zu Nachfrage nach Yen führt. Recht offensichtlich ist der Bedarf bei Versicherern und Unternehmen, nachvollziehbar beim Staat/der Zentralbank, nur unwesentlich zu erwarten dagegen bei Privatinvestoren – auch wenn das Pflichtgefühl und der Patriotismus in Japan sicher stark ausgeprägt sind. Blaupause für die Spekulation ist das Kobe-Beben, in dessen Folge der Yen 20% aufwertete. Die G7-Staaten haben schon begonnen zu intervenieren und verkaufen fleißig Yen gegen ihre eigenen Währungen.
Für die Fed muss das ein neues Gefühl sein, Dollar zu kaufen und Yen zu verkaufen. Am liebsten bläst die US-Notenbank ja frische US-Dollar in den Markt, nun kauft sie zurück. Ob´s hilft bleibt abzuwarten, ob man Japan (mit Geld) überhaupt helfen sollte (das gilt auch für Spendenaktionen) ist die Frage. Denn Japan ist eines der reichsten Länder der Welt und kann sich sehr gut selbst helfen. Dazu müsste man im Land der aufgehenden Sonne nur völlig offensichtliche Finanzierungsmöglichkeiten nutzen.
So liegt z.B. die wohl verlässlichste Einnahmequelle überhaupt, die Mehrwertsteuer, in Japan nur bei 5%. Als sie 1987 eingeführt wurde (übrigens lag damals die Staatsverschuldung bei 57%, heute über 200% des BIP!), gab es Demonstrationen gegen den „neuen Fluch“. Dabei wäre angesichts der Tatsache, dass Japan seit den 90er Jahren in einem deflationären Umfeld lebt, eine leichte Anhebung um z.B. 1% pro Jahr, bis zu einem angemessenen Niveau, ohne weiteres zu verkraften. Bisher hat es keine Regierung gewagt, die verhasste Steuer zu erhöhen – allerdings bietet die aktuelle Katastrophe eine Gelegenheit, die genutzt werden sollte. Es ist auch im Interesse der Bürger Japans, die immense Staatsverschuldung in den Griff zu bekommen. Noch liegt zwar der Großteil (über 90%) der Staatsanleihen in inländischer, recht verlässlicher Hand – aber die Aufnahmefähigkeit hat auch Grenzen. Angesichts der kümmerlichen Zinsen – die Rendite der 10-jährigen Anleihen liegt bei rund 1,2% - gibt es für ausländische Investoren auch sehr wenig Anreiz in japanische Bonds zu gehen – außer aufgrund von Währungsspekulationen. Und diese „Investoren“ sind im Zweifel so schnell wieder draußen, wie sie eingestiegen sind.
Vielleicht muss einfach mal jemand dem Volk sagen was Sache ist? Aber wie lautet ein japanisches Sprichtwort? "Shiru mono wa iwazu, iu mono wa shirazu." Die Wissenden reden nicht, die Redenden wissen nicht.
Ihr
Daniel Kühn
Wenn Sie wissen möchten, wie ich den Markt handele, schauen Sie doch einfach hier vorbei:
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