Japan wächst im zweiten Quartal wie kein anderes Industrieland
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1. Nach vier Quartalen Schrumpfung wächst die japanische Volkswirtschaft wieder und hat den Tiefpunkt der wirtschaftlichen Entwicklung hinter sich gelassen. Das reale Bruttoinlandsprodukt expandierte im zweiten Quartal 2009 um 0,9 % im Vergleich zum Vorquartal (Bloomberg-Median: 1,0 %, DekaBank: 0,8 %). Annualisert ist die Wirtschaftsleistung um 3,7 % gewachsen, im Vergleich zum Vorjahresquartal ergab sich aber noch ein Minus von 6,4 %. Der BIP-Deflator betrug im zweiten Quartal 0,5 % yoy. Etwas stärkere Aufwärtsrevisionen der jüngsten Vergangenheit brachte die heutige Datenveröffentlichung auch mit sich. Das erste Vierteljahr 2009 wurde um sieben Zehntel (auf -3,1 % qoq), das Schlussquartal 2008 um drei Zehntel (auf -3,5 % qoq) nach oben korrigiert.
2. Große Überraschungen brachten die BIP-Komponenten erneut nicht. Wie erwartet schoben der Außenhandel und der private Konsum die wirtschaftliche Entwicklung am stärksten an. Die Exporte legten nach vier Quartalen Schrumpfung um 6,3 % qoq zu. Die Importe waren hingegen zum zweiten Mal in Folge rückläufig, diesmal um 5,1 %. So kam vom Außenhandel insgesamt ein kräftiger Wachstumsschub von 1,6 Prozentpunkten. Zwar dürfte ein Großteil der Ausfuhren auf die Stärke der asiatischen Handelspartner zurückzuführen sein. Dennoch zeigte sich zuletzt auch ein Zuwachs der Exporttätigkeit in die USA und nach Europa. Die Nachhaltigkeit der Expansion der japanischen Ausfuhren wird in den kommenden Quartalen der entscheidende Bestimmungsfaktor für die Stärke der japanischen Volkswirtschaft sein. Denn trotz der guten Entwicklung der privaten Konsumausgaben im zweiten Quartal kann man derzeit nicht auf die Expansionskraft der Binnenwirtschaft setzen. Zwar haben die japanischen Haushalte ihren Konsum um 0,8 % qoq ausgeweitet und damit so stark wie seit über einem Jahr nicht mehr. Doch dürfte hierbei mehr die sich aufhellende Stimmung als die tatsächliche Einkommensentwicklung die Triebfeder für die Konsumlust gewesen sein. Die Reallöhne sind im zweiten Quartal so stark rückläufig gewesen wie zuletzt vor sieben Jahren. Auch die Arbeitslosenquote ist so hoch wie seit 2003 nicht mehr, Tendenz weiter steigend. Deshalb dürfte der private Konsum nach der vorübergehenden Stärke gegen Jahresende wieder einen Bremsklotz für die Volkswirtschaft darstellen.
3. Weiter zur Schwäche neigten die Investitionen. Mit Ausnahme der Staatsinvestitionen, die um 8,1 % im Vergleich zum Vorquartal expandiert sind, waren alle anderen Investitionskomponenten rückläufig. Allen voran sind die gewerblichen Investitionen (capex) mit -4,3 % im Vergleich zum Vorquartal zum fünften Mal in Folge zurückgegangen. Immerhin hat sich die Abwärtsdynamik verlangsamt. Wir rechnen damit, dass die Aufhellung der wirtschaftlichen Aussichten erst gegen Jahresende die Investitionsbereitschaft der Unternehmen in nennenswertem Ausmaß stützen wird. Schlecht ist die Lage derzeit auch bei den Wohnungsbauinvestitionen, die im zweiten Quartal mit -9,5 % noch stärker zurückgingen als zuvor. Einziger Lichtblick für die Zukunft ist der erneute starke Rückgang der Lagerinvestitionen. Sie bremsten die Konjunkturentwicklung im zweiten Quartal um 0,5 Prozentpunkte und dürften in den nächsten Quartalen eher wieder Wachstumsimpulse entfalten.
4. Das erste positive Wachstumsquartal des japanischen Bruttoinlandsproduktes kam schneller als wir das zu Jahresbeginn noch erwartet haben. Japan ist zwar in dieser Wirtschaftskrise tief gefallen, dafür legt das Land der aufgehenden Sonne im zweiten Quartal bislang das stärkste Wachstum unter den Industrieländern an den Tag. Die Nachhaltigkeit der Erholung hängt allerdings am seidenen Faden des Außenhandels, denn die Binnenwirtschaft ist und bleibt vorerst nicht stark genug, um nennenswerte Wachstumsimpulse zu entfalten. Nichtsdestotrotz bringen die heutigen Zahlen – auch wegen der Revisionen der Vergangenheit – einen Aufwärtsdruck für unsere BIP-Prognose für dieses Jahr. Das BIP in Japan dürfte im Jahr 2009 anstatt um 6 % eher um 5 ½ % schrumpfen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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