Kommentar
16:17 Uhr, 11.09.2006

Japan: Wachstum in Q2 leicht nach oben revidiert

1. Das japanische Bruttoinlandsprodukt wurde für das zweite Quartal 2006 mit den heute veröffentlichten Zahlen leicht nach oben revidiert. Das reale BIP nahm gegenüber dem ersten Quartal zwar nach der Revision unverändert um 0,2 % zu. Erwartet hatten die Analysten eine kräftigere Aufwärtsrevision (Bloomberg-Median: 0,3 % qoq, DekaBank: 0,5 %). Eine vom Finanzministerium (MoF) durchgeführte und vergangene Woche veröffentlichte Umfrage enthielt Hinweise, dass vor allem die Lagerinvestitionen stärker waren als in der Erstveröffentlichung. Für die laufende Jahresrate des BIP ergab sich ein leichter Anstieg von 0,8 % auf 1,0 %.

2. Die sehr moderate Revision ist für japanische Verhältnisse überraschend. Zwar wurden die Lagerinvestitionen nach oben korrigiert, sodass deren Wachstumsbeitrag sich von -0,2 Prozentpunkten auf 0 erhöhte. Dieser positive Effekt wurde jedoch durch eine Korrektur der Staatsinvestitionen und des Außenbeitrags wieder wettgemacht. Der Staat schränkte seine Investitionstätigkeit im Vergleich zum ersten Quartal deutlich um 6,3 % ein (vorher -4,6 %). Zudem bremste die höhere Dynamik der Importe bei unveränderten Exportzuwächsen stärker als noch in der ersten Veröffentlichung angenommen.

3. Die Auftragseingänge für Maschinen ohne Schiffbau und Kraftwerksanlagen brachen im Juli regelrecht ein. Sie verzeichneten einen Rückgang im Vergleich zum Vormonat um 16,7 %. Ein Minus in ähnlicher Größenordnung hat es seit fast zwei Jahrzehnten nicht mehr gegeben. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ergab sich ein Rückgang um 1,1 %. Das verarbeitende Gewerbe war mit -18,7 %, das nicht-verarbeitende Gewerbe mit -10,1 % von den rückläufigen Auftragseingängen betroffen. Der gleitende Dreimonatsdurchschnitt des Indexwertes zeigt jedoch an, dass der starke Rückgang nicht allzu dramatisch zu werten ist. Er gibt keinen Anlass, eine Wende bei den Auftragseingängen zu sehen, denn der mittelfristige Trend zeigt weiterhin nach oben. Wir werten diesen Knick im Juli als Korrektur nach den starken Zunahmen der vergangenen Monate. Auch am aktuellen Rand liegen die Auftragseingänge im Einklang mit dem mittelfristig steigenden Trend.

4. Alles in allem sehen wir in Japan eine temporäre Verlangsamung des Expansionstempos. Bremsspuren hinterlassen vor allem die staatliche Aktivität sowie der Außenhandel. Die sich abkühlende Weltwirtschaft macht sich nunmehr auch in Japan bemerkbar, wobei sich die Binnennachfrage weiterhin robust entwickelt und die Lokomotivfunktion für die Konjunktur übernehmen kann. Mit 2,7 % für dieses und 2,4 % für nächstes Jahr rechnen wir in Japan weiterhin mit BIP-Wachstumsraten über Potenzial.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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