Kommentar
14:00 Uhr, 14.12.2005

Japan: Tankan zeigt leichte Stimmungsverbesserung an

1. Die Stimmung bei den japanischen Unternehmen ist im vierten Quartal nicht ganz so stark gestiegen, wie von den Märkten erwartet. Der Index für die großen Industrieunternehmen konnte von 19 auf aktuell 21 Indexpunkte zulegen (Bloomberg-Median: 23; DekaBank: 21). Bei den großen Dienstleistungsunternehmen war ein Anstieg von 15 auf aktuell 17 Indexpunkte zu verzeichnen (Bloomberg- Median: 17; DekaBank: 18). Ganz offensichtlich waren diese Daten für die Marktteilnehmer eine herbe Enttäuschung. Der Nikkei gab nach der Veröffentlichung des Tankan-Berichts mehr als 2 % nach. Dennoch dürfte es sich dabei eher um kurzfristige Gewinnmitnahmen nach den kräftigen Anstiegen der vergangenen Wochen handeln und weniger um ein Ende der derzeit vorherrschenden Japan-Euphorie. Denn die heute veröffentlichten Daten sind, abgesehen von dem etwas enttäuschenden Anstieg, rundum positiv zu bewerten.

2. Während die vom Markt am stärksten beachteten Headline-Zahlen für die großen Industrie- und Dienstleistungsunternehmen nicht ganz den Erwartungen entsprachen, gab es unter der Fülle von abgefragten Einschätzungen doch sehr viele durchaus positive Entwicklungen. Auffällig ist beispielsweise, dass die Stimmungsverbesserung bei den kleinen Unternehmen wesentlich mehr Dynamik aufweist als bei den großen Unternehmen. Zwar befinden sich die Werte mit +7 bzw. -7 Indexpunkten für kleine Industrieunternehmen bzw. Dienstleistungsunternehmen immer noch auf vergleichsweise niedrigen Niveaus, doch mit einem Anstieg um jeweils 4 Indexpunkte im vierten Quartal weist die Dynamik deutlich nach oben. Diese Entwicklung belegt einmal mehr, dass die Erholung der japanischen Wirtschaft auch bei den stärker auf den lokalen Markt fokussierten Unternehmen angekommen ist.

3. Was den Ausblick betrifft, so gab es gemischte Signale. Während die großen Industrieunternehmen eine leichte Stimmungseintrübung erwarten, sollte die Stimmung bei den großen Dienstleistungsunternehmen im nächsten Quartal stagnieren. Die Treffgenauigkeit dieser Prognosen war aber bereits in den vergangenen Quartalen recht gering. Aufschlussreicher sind daher die ebenfalls abgefragten Gewinnerwartungen und die Investitionspläne der Unternehmen. Diese stimmen auch für die Zukunft recht optimistisch. So wurden beispielsweise die Gewinnerwartungen der großen Industrieunternehmen um 4,1 Prozentpunkte auf aktuell 7,7 % nach oben revidiert. Zudem wurden die Investitionspläne der großen Unternehmen für das Fiskaljahr 2005 auf 10,4 % nach oben genommen, was für das vierte Quartal 2005 und das erste Quartal 2006 einen kräftigen Anstieg der gewerblichen Investitionen erwarten lässt.

4. Alles in allem ist der heute veröffentlichte Tankan-Bericht durchaus positiv zu bewerten, auch wenn die Marktteilnehmer dies am heutigen Tag ganz offensichtlich nicht so sahen. Die japanische Wirtschaft ist weiterhin auf einem guten Weg, nach Jahren der Stagnation wieder auf einen nachhaltig höheren Wachstumspfad zu gelangen. Die jahrelangen Restrukturierungsbemühungen sind in vielen Bereichen bereits abgeschlossen, woraus sich wiederum positive Implikationen für die Arbeitsmarktentwicklung und damit auch den private Konsum ergeben. Angesichts dieser sichtbaren strukturellen Verbesserungen sollte Japan auch im nächsten Jahr mit einem Wachstum von über 2 % überzeugen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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