Japan Tankan Q3: Zwar weitere Stimmungsverbesserung, aber holpriger Weg der Erholung
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
1. Im dritten Quartal 2009 verbesserte sich die Stimmung der japanischen Unternehmer zum zweiten Mal in Folge. Zu viel Euphorie ist allerdings fehl am Platz, denn der Weg aus der Rezession gestaltet sich, auch was die Stimmung angeht, holprig. Der Indexwert für die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage stieg bei den großen Industrieunternehmen von -48 auf -33 Punkte (Bloomberg-Median: -33 Punkte, Deka- Bank: -31 Punkte), bei den großen Dienstleistern von -29 auf -24 Punkte (Bloomberg-Median: -26 Punkte, DekaBank: -28 Punkte). Angesichts der Tatsache, dass die japanische Volkswirtschaft bereits im zweiten Quartal ein positives Wachstum des Bruttoinlandsproduktes auswies, kommt diese Stimmungsaufhellung keineswegs überraschend. Entsprechend setzte sich die zunehmende Zuversicht auch in der Erwartungskomponente der Tankan-Umfrage für das vierte Quartal fort.
2. Dass der Weg der Erholung allerdings holprig ist, zeigen vor allem die Teilfragen, in denen zum dritten Mal Prognosen für das Fiskaljahr 2009 (von April 2009 bis März 2010) abgegeben wurden. Nach wie vor sind die Unternehmer mehrheitlich pessimistisch, nur dass diese Mehrheit immer kleiner wird. Wieder fielen die Prognosen für die Umsatzperspektiven mit -10,5 % für das Fiskaljahr 2009 schlechter aus als noch ein Quartal zuvor. Auch die Investitionspläne wurden bei den Großunternehmen sowohl in der Industrie als auch in der Dienstleistungsbranche nach unten angepasst. Die japanischen Großunternehmen planen nunmehr ihre Investitionen im Fiskaljahr 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 10,8 % zu reduzieren. Die von Bloomberg befragten Analysten haben hingegen angesichts der sich aufhellenden Konjunkturerwartungen mit einer Aufwärtsrevision der Investitionspläne gerechnet (Bloomberg-Median: -9,0 %). Berücksichtigt man alle Unternehmensgrößen und alle Sektoren, sehen die Unternehmen sogar einen Rückgang ihrer Investitionstätigkeit um -17,3 %. Eine Erklärung hierfür findet sich in den Preiserwartungen. Im Gegensatz zur letzten Umfrage sehen die Produzenten vor allem in der Industrie steigende Inputpreise auf sich zukommen, während sie sich nicht in der Lage sehen, diese auch in Form von steigenden Outputpreisen an ihre Konsumenten weiterzugeben. Der Volkswirt spricht hierbei von geringen Preisüberwälzungsspielräumen. De Fakto sind fallende Preise, also Deflation, nach wie vor ein Thema für die japanischen Firmen, was gerade bei steigenden Produktionskosten an den Gewinnmargen zehrt. So wurden die Gewinnerwartungen weiter deutlich nach unten geschraubt. Die Firmen rechnen im Querschnitt aller Unternehmensgrößen und Sektoren mit einem Gewinnrückgang um 19,3 % im Fiskaljahr 2009. Immerhin sehen sie zum zweiten Mal in Folge eine Verbesserung ihrer immer noch schlechten Umsatz- und Absatzperspektiven im Inland und eine etwas stärkere Verbesserung im Ausland. Dass der Blick der japanischen Firmen auf die außenwirtschaftlichen Perspektiven im Vergleich zu den inländischen nach wie vor etwas hoffnungsvoller ist, spiegelt sich auch darin wider, dass die Stimmungsverbesserung bei der exportorientierten Industrie insgesamt stärker ausfiel als bei den mehr binnenwirtschaftlich orientierten Dienstleistern. Was den Arbeitsmarkt betrifft, sind die Unterschiede jedoch gering. Allgemein wird ein Überschussangebot an Arbeitnehmern identifiziert, unabhängig von der Branche.
3. Keine wirkliche Neuigkeit brachten die Teilfragen zur Finanzierungssituation der Unternehmen. Auch im dritten Quartal entfalteten die expansive Geldpolitik und die Entspannung an den Kapitalmärkten weiter ihre positive Wirkung. Der Anteil der Unternehmen, der ihre Finanzierungslage als entspannt („easy“) einschätzt, ist erneut gestiegen im Vergleich zum Anteil derjenigen Unternehmen, die sie als angespannt („tight“) ansieht. Insgesamt überwiegt aber noch immer die Anzahl derjenigen Firmen, die die Finanzierungslage als problematisch beurteilt. Auch bei der Frage nach dem Kreditgewährungsverhalten von Finanzinstitutionen stieg der Indexwert an, blieb aber im negativen Bereich und zeigt, dass die Lage auch hier mehrheitlich noch als problematisch („severe“) angesehen wird.
4. Die Rezession scheint überwunden, aber der Weg der Erholung ist holprig. In der zweiten Jahreshälfte werden die Konjunkturpakete und die Stabilisierung der globalen Wirtschaftsentwicklung einen nur schwachen Aufschwung bringen. Für das Jahr 2009 insgesamt erwarten wir eine Schrumpfung des realen BIP um 5,4 %, worauf im Jahr 2010 ein Anstieg um 1,5 % folgen dürfte.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.