Kommentar
12:15 Uhr, 14.02.2013

Japan: Rezession setzt sich im Schlussquartal 2012 fort – kurzfristige Besserung ist in Sicht

1. Die japanische Volkswirtschaft fand auch Ende 2012 noch nicht aus der Rezession heraus. Entgegen den allgemeinen Erwartungen schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal um 0,1 % gegenüber dem Vorquartal (qoq) (Bloomberg-Umfrage: 0,1 %, DekaBank: -0,1 %). Dies war der dritte Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in Folge. Trotz dieser Rezession stieg das Bruttoinlandsprodukt 2012 um 1,9 %, was für japanische Verhältnisse ein überdurchschnittlicher Anstieg ist. Die Erklärung hierfür findet sich im Jahr zuvor sowie im ersten Quartal 2012. Ab dem dritten Quartal 2011 begann der Nachholeffekt nach der Naturkatastrophe im März 2011. Dieser Nachholeffekt sorgte für einen statistischen Überhang für 2012 von 1,1 Prozentpunkten. Hauptverantwortlich für die dann folgende Rezession war der Außenhandel, der allerdings nicht nur unter einer nachlassenden globalen Abschwächung litt, sondern auch an einer bis Mitte des Jahres andauernden Währungsaufwertung. Zum Jahresende 2012 kamen geopolitische Auseinandersetzungen mit China hinzu.

Die Zusammensetzung des Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal im Einzelnen:

2. Der private Konsum ist im vierten Quartal stärker als von uns erwartet angestiegen. Allerdings war hierfür nicht eine entsprechende Einkommensentwicklung verantwortlich. Bereits zum dritten Mal in Folge sind die Einkommen der privaten Haushalte im Vorquartalsvergleich geschrumpft. Zwar wurde diese Einkommensschwäche nicht von einer ebenso enttäuschenden Entwicklung am Arbeitsmarkt begleitet. Dennoch wird sich die Konsumentwicklung nicht dauerhaft von der Einkommensentwicklung entkoppeln können. Nochmals kräftig sind die Ausgaben des Staates angestiegen. Man ist versucht, diese Entwicklung den Aufbauarbeiten rund um Fukushima zuzuschreiben. Tatsächlich wachsen die Staatsausgaben bereits seit Ende 2008 mit einer durchschnittlichen Veränderungsrate von 0,6 % qoq.

3. Zum zweiten Mal in Folge sind die Anlageinvestitionen gegenüber dem Vorquartal gesunken. Hierfür verantwortlich waren die gewerblichen Investitionen, die sogar zum vierten Mal in Folge gegenüber dem Vorquartal geschrumpft sind. Immerhin scheint hier Besserung in Sicht zu sein. Monatliche Indikatoren deuten auf eine starke Jahresschlussentwicklung im Dezember hin. Somit scheint ein statistischer Überhang für die gewerblichen Investitionen für das erste Quartal zu bestehen. Dies bedeutet, dass bei unverändertem Investitionsniveau im Januar bis März dennoch ein Quartalsanstieg vorliegen würde. Stärker als im Quartal zuvor sind die Wohnungsbauinvestitionen angestiegen. Allerdings liegt deren Anteil an den Gesamtinvestitionen nur bei gut 13 %.

4. Von den Lagerinvestitionen kam ein weiterer negativer Wachstumsbeitrag. Hierdurch sind die Lagerinvestitionen noch weiter in den negativen Bereich gerutscht – die Unternehmen bauen Lagerbestände also sehr deutlich ab. Dies ist in Rezessionsphasen durchaus nicht ungewöhnlich und führt in Aufschwungphasen zu zusätzlichen Wachstumsimpulsen. Bereits eine unveränderte Lagerhaltung im ersten Quartal 2013 würde einen positiven Wachstumsbeitag von 0,6 Prozentpunkten bedeuten.

5. Sowohl die Importe als auch die Exporte sind zum zweiten Mal in Folge geschrumpft. Die Exportabschwächung hatte anfangs mit dem schwächeren globalen Wachstumsumfeld zu tun. Im vierten Quartal lässt sie sich eindeutig jedoch auf China und weitere asiatische Handelspartner zurückführen. Die Exporte in den Vereinigten Staaten und auch in die EU stiegen gegenüber dem Vorquartal an. Das globale Wachstumsumfeld hat sich zuletzt weiter spürbar aufgehellt und die erfolgte Währungsabwertung dürfte ebenfalls dazu beitragen, dass in den kommenden Quartalen die Exporte wieder ansteigen werden. Der Handelsstreit mit China, dem ehemals wichtigsten Handelspartner, sollte zumindest nicht weiter eskalieren, da sich sonst die durchaus positiven Exportaussichten wieder eintrüben würden.

6. Anfang des Jahres hat die neue Regierung ein neues Konjunkturprogramm in einem Umfang von 2,5 % des Bruttoinlandsprodukts beschlossen. In Japan wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten mehrere Konjunkturprogramme dieser Größenordnung durchgeführt und manche schlugen sich noch nicht mal in der kurzfristigen wirtschaftlichen Entwicklung nieder. Entsprechende Skepsis ist also angebracht. Wir gehen davon aus, dass Japan kurzfristig aus der Rezession herausfindet. Verantwortlich hierfür ist vor allem die Verbesserung des globalen Umfelds. Der mittelfristige Wachstumsausblick ist jedoch alles andere als optimistisch. Denkbar ist, dass nach dem Konjunkturpaket der darauffolgende negative Rückpralleffekt die Volkswirtschaft wieder in eine Rezession drückt. Möglicherweise könnte diese Phase mit der geplanten Mehrwertsteuererhöhung im kommenden Jahr zusammentreffen. Entscheidend für den weiteren Wachstumsausblick sind nicht die aktuellen Wechselkursentwicklungen, sondern vor allem dringend notwendige Strukturreformen.

Quelle: DekaBank

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