Japan: Nippons Stabilität ist nicht zu unterschätzen
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1. Das japanische Wachstum hat im ersten Quartal 2008 erneut positiv überrascht. Das reale Bruttoinlandsprodukt stieg um 0,8 % im Vergleich zum Vorquartal (Bloomberg-Median: 0,6 %, DekaBank: 0,5 %). Annualisert bedeutet dies einen Zuwachs um 3,3 %, also deutlich mehr als die Potenzialrate von ca. 1,8 %, und im Vergleich zum Vorjahresquartal ergibt sich ein Plus von 1,2 %. Allerdings wurde der Wert für das Schlussquartal 2007 von 0,9 % auf 0,6 % nach unten revidiert. Ein Teil des realen Wachstums in Japan ist nach wie vor auf ein sinkendes gesamtwirtschaftliches Preisniveau zurückzuführen. Der BIPDeflator betrug im ersten Quartal -1,4 %. Die jüngste Inflationsdynamik deutet aber durchaus an, dass sich der BIP-Deflator zumindest der Nulllinie weiter annähern dürfte.
2. Die stärksten Wachstumstreiber im ersten Quartal waren die Exporte und der private Konsum. Die Ausfuhren lieferten einen Wachstumsbeitrag von 0,7 Prozentpunkten. Japan profitiert bei der Exportaktivität (4,5 % qoq) weiterhin von seiner Lage inmitten der wachstumsstarken asiatischen Region. Zudem ist die Binnenkonjunktur intakt. Hierauf deuten zum einen die starken Zuwächse bei den Importen (2,0 % qoq) hin. Insgesamt schob der Außenbeitrag die Konjunktur im ersten Quartal mit 0,5 Prozentpunkten an. Aber auch die privaten Konsumausgaben sind eine wichtige Stütze für die Binnenwirtschaft. Der robuste Arbeitsmarkt und Realeinkommenszuwächse verhalfen den privaten Konsumausgaben zu einer Ausweitung im Vergleich zum Vorquartal um 0,8 %. Damit lieferte der private Konsum einen Wachstumsbeitrag von stattlichen 0,5 Prozentpunkten. Als Bremsfaktoren für die Konjunktur sind im ersten Quartal 2008 der Staatskonsum (-0,8 % qoq) und die Lagerinvestitionen (Wachstumsbeitrag: -0,1 Prozentpunkte) zu nennen. Alle bisher erwähnten Komponenten haben zwar zum Teil in ihrem Ausmaß etwas überrascht, aber zumindest nicht mit dem Vorzeichen.
3. Etwas anders sieht es bei den Komponenten der Anlageinvestitionen aus, die in der Summe keine Wachstumsimpulse lieferten. Der kräftige Zuwachs der Wohnungsbauinvestitionen um 4,6 % im Vergleich zum Vorquartal war anhand der monatlich vorhandenen Indikatoren nicht unbedingt zu erwarten. Doch liegt die Wohnungsbautätigkeit damit noch immer – wegen administrativer Sondereffekte – deutlich unter ihrem Vorjahresniveau, was auch im nächsten Quartal der Fall sein dürfte. Der Tiefpunkt liegt aber offensichtlich hinter uns. Negativ überraschte hingegen der starke Rückgang bei den gewerblichen Investitionen (capex), diese sanken um 0,9 % im Vergleich zum Vorquartal. Aufgrund der insgesamt soliden Entwicklung bei den Auftragseingängen, aber auch wegen der robusten Binnen- wie Außenwirtschaft in Japan rechnen wir für die kommenden Quartale wieder mit steigenden gewerblichen Investitionen, sehen also keine Trendwende bei der Investitionstätigkeit. Zugleich dürfte die Dynamik jedoch nicht allzu hoch sein, wenngleich es nach wie vor keine japanische Kreditkrise gibt. Schließlich wurden die staatlichen Investitionen mit 1,5 % qoq recht kräftig ausgeweitet, eine ähnlich hohe Dynamik ist für die kommenden Quartale nicht zu erwarten.
4. Für das Gesamtjahr 2007 wurde das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 2,1 % bestätigt. Damit lag der Zuwachs das vierte Jahr in Folge über dem Potenzialwachstum. Dies dürfte für die Jahre 2008 und 2009 nicht mehr gelten. Die Konjunkturdynamik wird sich in den kommenden Quartalen auch in Japan abschwächen. Für unsere Prognose von 1,5 % Wachstum für das Gesamtjahr 2008 steigen durch die heutige Datenveröffentlichung aber die Aufwärtsrisiken. Zum Schluss bleibt nur noch eins festzuhalten: Die Stabilität der japanischen Volkswirtschaft ist gerade in dem jetzigen unsicheren Konjunktur- und Finanzmarktumfeld nicht zu unterschätzen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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