Japan: Nettoexporte verleihen dem Wachstum Flügel
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1. Die Veröffentlichung der VGR-Zahlen brachte für die Märkte eine positive Überraschung. Das reale Bruttoinlandsprodukt expandierte im dritten Quartal mit 2,0 % (qoq, ann.) deutlich kräftiger als erwartet (Bloomberg-Median: 1,0 %, DekaBank: 1,8 %). Der BIP-Deflator war mit -0,8 % (yoy) weniger stark negativ als in Q2. Das nominale Bruttoinlandsprodukt übertraf das Niveau vom Vorquartal um 1,9 % (ann.). Zugleich wurde das Wachstum im zweiten Quartal von 1,0 % (qoq, ann.) auf 1,5 % nach oben revidiert.
2. Das aggregierte BIP-Wachstum deutet zunächst auf eine sehr positive konjunkturelle Entwicklung hin. Das Bild wird jedoch ein wenig getrübt, wenn man sich die Zusammensetzung der Komponenten näher ansieht. Die Dynamik im dritten Quartal wurde vor allem vom Außenhandel getragen. Die Nettoexporte trugen 0,4 Prozentpunkte zum Wachstum bei, wobei die Exporte um 2,7 % (qoq) zunahmen und die Importe ein Minus von 0,1 % verzeichneten. Zudem schob der kräftige Lageraufbau das Wachstum um 0,3 Prozentpunkte an. Der Wachstumsbeitrag der Anlageinvestitionen war mit 0,2 Prozentpunkten von ähnlichem Ausmaß wie im zweiten Quartal. Auch hat es nur wenige Veränderungen in den einzelnen Investitionskomponenten gegeben. Die öffentlichen Investitionen werden weiter kräftig zurückgefahren (-6,7 % qoq), die gewerbliche Investitionsdynamik (Capex) hat sich leicht verlangsamt (2,9 % qoq), während der Wohnungsbau nach dem schwachen Vorquartal wieder mit einem leichten Zuwachs (0,1 % qoq) die Anlageinvestitionen stützte. Ein Indiz für die Schwäche der Binnenwirtschaft ist neben den Importen der rückläufige private Konsum. Die japanischen Haushalte gaben im dritten Quartal 0,7 % weniger für Konsum aus als in Q2. Somit bremste der private Verbrauch das Wachstum um 0,4 Prozentpunkte. Der staatliche Konsum vermochte dies nicht wettzumachen und expandierte lediglich um 0,1 % (qoq).
3. Ein bemerkenswert positiver Aspekt ist die Konsolidierung des japanischen Staatshaushaltes, die sich auch im dritten Quartal 2006 fortsetzte. Bereits seit Ende 2005 wird die öffentliche Investitionstätigkeit kontinuierlich und in merklichem Umfang zurückgeführt. Zudem expandiert der staatliche Konsum seitdem nur noch geringfügig oder stagnierte sogar in manchen Quartalen. Vor dem Hintergrund des stabilen Wachstums der japanischen Volkswirtschaft und der hohen Verschuldung des Staates halten wir den Konsolidierungskurs trotz der vorübergehenden Abschwächung der Konjunktur für richtig und wichtig.
4. Besorgniserregend an den heute veröffentlichen Zahlen ist jedoch die Schwäche des privaten Konsums. Für ein nachhaltiges Wachstum ist eine solide Expansion der privaten Konsumausgaben, die mehr als die Hälfte des BIP ausmachen, eine wichtige Grundlage. Ein fast ausschließlich von den Nettoexporten getragener Aufschwung, wie wir es in Ansätzen im dritten Quartal gesehen haben, ist langfristig nicht erstrebenswert. Angesichts der weiterhin guten Lage am Arbeitsmarkt und der günstigen Einkommensentwicklung rechnen wir jedoch bereits im vierten mit einer Erholung des privaten Verbrauchs.
5. Alles in allem ist das kräftige Wachstum im dritten Quartal erfreulich, auch wenn der Blick hinter die Zahlenkulisse die Analysten ein wenig vorsichtiger stimmen sollte. Wir prognostizieren weiterhin einen Zuwachs für das reale BIP im Jahr 2006 um 2,7 % und im Jahr 2007 um 2,4%. Somit expandiert Japan weiterhin kräftiger als sein Potenzial.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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