Kommentar
11:02 Uhr, 18.05.2012

Japan: Nachholeffekte des vergangenen Jahres treiben wirtschaftliche Aktivität an

1. Die japanische Volkswirtschaft hat sich nach dem Schwächejahr 2011 für 2012 eindrucksvoll zurückgemeldet. Im ersten Quartal 2012 ist das Bruttoinlandsprodukt um 1,0 % angestiegen (Bloomberg- Umfrage: 0,9 %, 0,8 %). Zudem wurde die wirtschaftliche Entwicklung im zweiten Halbjahr 2011 nach oben revidiert. So blieb nach diesen Neuberechnungen eine leichte Schrumpfung im Schlussquartal 2011 sogar aus. Trotz dieses nun etwas positiveren Verlaufs hat die Stärke im ersten Quartal 2012 viel mit der Schwäche des vergangenen Jahres zu tun.

2. Zum vierten Mal in Folge ist der private Konsum verhältnismäßig kräftig gegenüber dem Vorquartal angestiegen. Angesichts eines überaus starken Zuwachses der Einzelhandelsumsätze um über vier Prozent gegenüber dem Vorquartal ist diese Konsumstärke nicht vollkommen überraschend. Durchwachsen sind die Einzelentwicklungen der Anlageinvestitionen. Stiegen im Vorquartal noch die gewerblichen Investitionen sehr stark an, folgte nun der negative Rückpralleffekt. Dieser war hauptverantwortlich dafür, dass die Anlageinvestitionen gegenüber dem Vorquartal insgesamt geschrumpft sind. Ebenfalls ein Rückgang wurde im Bereich der Wohnungsbauinvestitionen verbucht. Hier liegt der übertrieben starke Zuwachs bereits zwei Quartale zurück. Vermutlich der Naturkatastrophe geschuldet ist der sehr starke Zuwachs der Staatsinvestitionen. Da es sich hierbei nur um zeitlich befristete Maßnahmen handelt – im weiteren Jahresverlauf dürften die Wiederaufbaumaßnahmen weitgehend zu schaffen sein – wird anschließend ein entsprechender Rückpralleffekt eintreten. Wann dieser erfolgt, bzw. statistisch erfasst wird, ist aus heutiger Sicht reine Spekulation. Mit einer Belastung der BIP-Entwicklung muss aber gerechnet werden.

3. Im Zuge der Naturkatastrophe rutschten die Lagerinvestitionen in den negativen Bereich. Nach wie vor Schrumpfen die Lagerinvestitionen, weil die Produktion der starken Nachfrageentwicklung nicht nachkommt. Das Ausmaß des Lagerschrumpfens nahm im ersten Quartal aber ab, sodass hierdurch ein spürbarer positiver Wachstumsbeitrag kam. Eine weitergehende Normalisierung der Lageraktivität dürfte in 2012 nochmals zu einem positiven Wachstumsbeitrag von 0,6 Prozentpunkten führen.

4. Stärker als von uns erwartet entwickelten sich die Außenhandelsdaten. So stiegen die Exporte verhältnismäßig kräftig an und der von uns erwartete Importrückgang blieb aus. In beiden Fällen dürften sich noch die Nachwirkungen der Überschwemmungen in Thailand niedergeschlagen haben. Diese Überschwemmungen sorgten im vierten Quartal noch für eine Schrumpfung der Exporte. Monatliche Daten deuten an, dass allerdings auch zum Ende des Quartals eine rege Handelsaktivität stattgefunden hat. Durchaus denkbar ist, dass im zweiten Quartal ebenfalls kräftige Zuwachsraten gemeldet werden. Allerdings dürfte sich der positive Wachstumsbeitrag des Außenhandels ähnlich wie im ersten Quartal eher in Grenzen halten.

5. Die japanische Volkswirtschaft dürfte nach dem verlorenen Jahr 2011 in diesem Jahr durchaus kräftig expandieren. Hierbei stehen noch Nachholeffekte im Vordergrund, die anhand der noch zu niedrigen Lageraktivität gut erkennbar sind. Aufgrund der Aufwärtsrevision der Vorquartale sowie der positiven Überraschung im ersten Quartal werden wir unsere Wachstumsprognose für das Bruttoinlandsprodukt für 2012 von 2,1 % nach oben korrigieren. Fraglich ist allerdings weiterhin die Situation der Staatsfinanzen. Die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte dürfte spürbar Wachstum kosten. So erfreulich die zeitnahen Wachstumsperspektiven sind, von einem stabilen Wachstumsausblick kann weiterhin keine Rede sein.

Quelle: DekaBank

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