Japan: Keine Verbesserung im Tankan-Bericht
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1. Die japanische Volkswirtschaft hat sich in den vergangenen Monaten verhältnismäßig gut durch alle Krisen manövriert: Die Belastungen durch die Überschwemmungen in Thailand gehören weitgehend der Vergangenheit an, und auch die europäische Nachfrageschwäche in Folge der Schuldenkrise verliert an Schrecken. Zwar nahm das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2011 ein weiteres Mal ab. Der Rückgang ist in der zweiten Berechnung des Quartals aber weniger dramatisch. Für das erste Quartal 2012 zeichnet sich ein durchaus kräftiges Wachstum ab, wenngleich zuletzt nicht alle Makrodaten überzeugend gut ausgefallen sind. Der jüngste Tankan-Bericht für das erste Quartal versprach vor diesem Hintergrund eigentlich eine Verbesserung. Diese ist allerdings fast komplett ausgeblieben. Entgegen den allgemeinen Erwartungen blieb der Saldo aus dem Anteil der Optimisten gegenüber den Pessimisten im Falle der großen Industrieunternehmen mit -4 Punkten im Vergleich zum Vorquartal unverändert (Bloomberg-Median: -1 Punkt; Deka-Bank: -4 Punkte) und auch die Verbesserung im Falle der großen Dienstleister von 4 auf 5 Punkte ist denkbar knapp (Bloomberg-Median und DekaBank: 5 Punkte).
2. Auch in den weiteren Teilbereichen des Tankan-Berichts finden sich kaum Bewegungen: Die mittleren sowie die kleineren Unternehmen im produzierenden Gewerbe schätzen ihre wirtschaftliche Lage schwächer als im Vorquartal ein – dies könnten noch Nachwehen nach den oben genannten Belastungen sein. Leichte Stimmungsaufhellungen überwiegen bei mittleren und kleineren Unternehmen des Dienstleistungssektors. Über alle Industriezweige und Unternehmensgrößen hinweg hat sich die Stimmung marginal um einen Indexpunkt auf -6 Punkte verbessert. Ebenfalls nahezu unverändert blieben die Umfrageergebnisse hinsichtlich der Entwicklung der Auslandsnachfrage. Dies erstaunt, weil die wirtschaftliche Aktivität auch im asiatischen Raum zuletzt an Dynamik hinzugewonnen hat. Tatsächlich blieb die japanische Exportentwicklung in den vergangenen Monaten aber unter ihren Möglichkeiten. Die ausgebliebene Verbesserung der Auslandsnachfrage dürfte hauptverantwortlich dafür gewesen sein, dass sich die Stimmungslage insgesamt kaum verändert hat. Erstmals wurden die Unternehmen hinsichtlich ihrer Gewinnerwartungen und ihrer Investitionsabsichten für das Fiskaljahr 2012 befragt. Das Fiskaljahr beginnt in Japan im April. Wie üblich sind japanische Unternehmen zu Beginn eines Fiskaljahres eher vorsichtig in ihren Einschätzungen. Verglichen mit früheren Startwerten sind die Erwartungen bezüglich eines Gewinnwachstums von gut 2 % schwach. Wie üblich erwarten die Unternehmen zu diesem Zeitpunkt der Befragung einen Rückgang ihrer Investitionstätigkeit. Dieser erwartete Rückgang ist mit rund 1 % allerdings geringer als sonst und sogar der beste Startwert seit 2007. Im Falle der großen Unternehmen wird mit einer stagnierenden Investitionstätigkeit gerechnet (Bloomberg-Umfrage: 0,8 %).
3. Der quartalsweise erhobene Tankan-Bericht gibt naturgemäß keinen Aufschluss über die monatliche Entwicklung der Stimmungslage. Wir hatten mit einer unveränderten Stimmungslage gerechnet, weil monatliche Umfragen von Reuters dies signalisiert hatten. Diesen Umfragen ist auch zu entnehmen, dass die Stimmungslage der Unternehmen (in der Industrie) zu Beginn des Quartals nochmals schwächer als im vierten Quartal 2011 gewesen ist. Erst Ende des ersten Quartals erfolgte eine durchaus kräftige Stimmungsaufhellung, die aber nur zum Ausgleich des vorangegangenen Abschwungs ausreichte. Somit sind Anzeichen für eine Verbesserung der Stimmung im zweiten Quartal durchaus gegeben. Trotz der nahezu unveränderten Stimmungslage der Unternehmen erwarten wir weiterhin eine überdurchschnittliche Zunahme der wirtschaftlichen Aktivität im ersten Quartal 2012. Hierzu beitragen dürften einerseits eine gute Konsumaktivität der privaten Haushalte sowie ein Rückgang der Importe. Hierdurch, und nicht etwa wegen einer besseren Exportentwicklung, ist der Wachstumsbeitrag vom Außenhandel kräftig. Im Zuge des Krisenjahres 2011 ist die Lagerhaltung der japanischen Unternehmen sehr deutlich gesunken. Hieraus ist ein enormer Aufholbedarf entstanden, der vermutlich auch in den Folgequartalen noch tragen wird.
Quelle: DekaBank
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