Kommentar
16:13 Uhr, 28.09.2007

Japan: Indikatoren stimmen zuversichtlich für das dritte Quartal

1. Die Industrie in Japan nimmt wieder Fahrt auf. Im August stieg die Industrieproduktion um 3,4 % im Vergleich zum Vormonat an. Dies ist das stärkste Plus seit September 2003 und entspricht einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahresmonat von 4,3 %. Der gleitende Dreimonatsdurchschnitt des Indexwertes deutet nunmehr kräftig nach oben. Ein Teil des Zuwachses ist allerdings als Rückprall auf den schwachen Juli zu sehen. Dieser Monat war durch ein Erdbeben, das die Autoproduktion zum Teil lahm gelegt hatte, nach unten verzerrt gewesen. Nun kam im August die Korrektur mit einem Wachstumsbeitrag der Transportmittelbranche (ohne Schiffbau) von 2,2 Prozentpunkten. Die Kraftfahrzeugproduktion ist um 26 % angestiegen, nachdem es im Juli um 12 % zurückgegangen war.

Die anderen wichtigen exportorientierten Branchen konnten im August die Industrieproduktion ebenfalls stützen. Die Produktion von allgemeinen Maschinen stieg um 1,6 % mom und von elektrischen Maschinen um 2,3 %. Die positive Tendenz im strategisch wichtigen Bereich der elektronischen Bau- und Ersatzteile, der in der Vergangenheit ein wichtiger Wachstumsmotor für die japanische Industrie darstellte, setzte sich auch im August fort. Der Output in dem Sektor stieg um 2,5 %, wobei die Produktionsausweitung seit Mai bereits von einem Abbau der Lagerbestände begleitet wird. Daraus lässt schließen, dass die Nachfrage in dem Sektor seit dem Frühjahr wieder zur alten Stärke zurückgefunden hat.

Das japanische Wirtschaftsministerium prognostiziert für den September einen Rückgang der Industrieproduktion um 0,8 % und einen erneuten Zuwachs im Oktober um 4,1 %. In aller Regel fallen diese Prognosen jedoch zu optimistisch aus.

2. Zusammen mit den Daten zur Industrieproduktion werden als wichtige Indikatoren auch die Lagerbestände im verarbeitenden Gewerbe und die Auslieferungen für Investitionsgüter veröffentlicht. Der Lagerabbau, der in den vergangenen drei Monaten zu beobachten war, hat im August ausgesetzt, es kam zu einem Lageraufbau um 0,3 % im Vergleich zum Vormonat. Der gleitende Dreimonatsdurchschnitt des Indexwertes bestätigt aber weiterhin den Lagerabbautrend. Die Auslieferungen für Investitionsgüter, die ein guter Indikator für die quartalsweise veröffentlichten gewerblichen Investitionen sind, gingen im August um 1,1 % im Vergleich zum Vormonat zurück. Der Rückgang war auf den Transportsektor zurückzuführen, denn ohne Transport stiegen die Auslieferungen um 0,8 % an. Wir rechnen damit, dass die gewerblichen Investitionen im dritten Quartal einen positiven Wachstumsbeitrag für das BIP liefern werden.

3. Heute wurden auch Zahlen zum japanischen Arbeitsmarkt veröffentlicht. Die Arbeitslosenquote stieg überraschend auf 3,8 %. Entsprechend kam es zu einem leichten Rückgang beim Verhältnis von offenen Stellen zu Bewerbern. Für 100 Jobbewerber stehen nunmehr 106 offene Stellen (anstatt 107 im Vormonat) zur Verfügung. Die Beschäftigung sank im August um 0,2 % im Vergleich zum Vormonat. Beschäftigung wurde in der Landwirtschaft, im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungsgewerbe abgebaut. Einzig im Baugewerbe konnte im August die Anzahl der Beschäftigten erhöht werden. Insgesamt kann der japanische Arbeitsmarkt weiterhin als eng bezeichnet werden.

4. Der Einzelhandel zeigt erste Anzeichen von Erholung. Trotz der merklichen Eintrübung des Verbrauchervertrauens stiegen die Einzelhandelsumsätze im August im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,5 %. Dies ist der stärkste Zuwachs seit August 2006. Besonders rege waren die Umsätze im Bereich Automobile und Haushaltsgeräte. In Verbindung mit der kräftigen Zunahme der realen Haushaltsausgaben im August um 1,6 % stimmen diese Indikatoren optimistisch für den privaten Verbrauch im dritten Quartal. Wir rechnen hier mit einem Zuwachs um 1,5 % (qoq, ann.), was eine Beschleunigung im Vergleich zum zweiten Quartal darstellt.

5. Die heutigen Indikatoren stimmen zuversichtlich für das BIP-Wachstum im dritten Quartal. Die Zahlen bestätigen unsere Erwartung von positiven Wachstumsbeiträgen sowohl vom privaten Konsum als auch von den gewerblichen Investitionen (capex). Im Jahresdurchschnitt 2007 dürfte die japanische Volkswirtschaft um 2,1 %, im Jahr 2008 um 1,9 % wachsen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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