Japan: Indexrevision drückt Inflationsrate
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
1. Die Umbasierung des Verbraucherpreisindex vom bisherigen Basisjahr 2000 auf das neue Basisjahr 2005 hat zu einer deutlichen Abwärtsrevision des gemessenen Preisauftriebs um 0,5 %-Punkte in der Gesamtsinflationsrate geführt. Dementsprechend stieg der nationale Verbraucherpreisindex nur noch um 0,3 % yoy im Juli, nachdem der Anstieg im Juni vor der Revision noch mit +1,0 % gemeldet worden war. Auch die Kernrate (Verbraucherpreise ohne die Komponente frische Lebensmittel) wurde um 0,4 %-Punkte nach unten revidiert und im Juli mit +0,2 % yoy gemeldet.
2. Eine Neuigkeit ist, dass das japanische Statistikamt nun eine weitere Kerninflationsrate herausgibt, die die Preise für Lebensmittel und Energie heraus rechnet, allerdings alkoholische Getränke beinhaltet. Diese Kernrate, die noch 68,1 % des gesamten Warenkorbs umfasst, wies im Juli einen Rückgang um 0,3 % yoy auf und verdeutlicht damit auf eindrucksvolle Weise, welche Ursachen hinter dem vor der Umbasierung zu beobachteten Anstieg der Inflation standen: Die Preise für Rohöl bzw. Energie!
3. Die Detailergebnisse der einzelnen Komponenten des nationalen Verbraucherpreisindex zeigen, dass derzeit zum Anstieg der Gesamtinflation weiterhin vor allem die Verteuerung all derjenigen Komponenten beiträgt, in die die gestiegenen Rohöl- und Energiepreise einfließen. Die Kosten für „Heizung, Strom und Wasser“ stiegen um 4,0 % yoy. Der geringe Anstieg im Bereich „Transport und Kommunikation“ um nur 0,2 % yoy liegt dagegen an dem dämpfenden Effekt gesunkener Preise für Mobilfunktelefonie, die allein zu einem Rückgang des Verbraucherpreisindex um 0,14 %-Punkte beigetragen haben. Weiterhin stiegen die Kosten in den Bereichen „Bekleidung und Schuhe“ (+1,3 % yoy), „Bildung“ (+0,6 % yoy), „Wohnungsnutzung“ (+0,1 % yoy) und „Sonstiges“ (+1,5 % yoy). Angestiegen waren zudem die Preise für „Lebensmittel“ (+0,6 % yoy), wozu in diesem Monat die Unterkomponente „frische Lebensmittel“ mit einem Plus von 4,8 % yoy beigetragen hat. Dagegen verbilligten sich die Preise für „Haushaltswaren“ (-1,8 % yoy), „Bücher und Freizeit“ (-1,5 % yoy) sowie „Gesundheit“ (-1,0% yoy).
4. Der Bank of Japan dürften diese Inflationszahlen einige Kopfschmerzen bei der Entscheidung bereiten, wann sie die Leitzinsen das nächste Mal anheben wird. Die BoJ war selber zwar von einer leichten Abwärtsrevision des Verbraucherpreisindex im Zuge der Umbasierung ausgegangen, erwartete allerdings lediglich von 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte. Die Revision um 0,5 Prozentpunkte in der Gesamtinflationsrate und 0,4 Prozentpunkte in der Kerninflation könnte einen deutlichen Dämpfer für die Falken im Zentralbankrat darstellen, möglichst zügig eine Normalisierung der Leitzinsen in Japan zu erreichen. Allerdings zeigt das Schaubild oben links, dass die Umbasierung lediglich zu einer Parallelverschiebung der Inflationsrate geführt hat und nicht zu einer Änderung im bislang vorherrschenden Inflationstrend. Daher dürfte es nicht zu einer grundlegenden Änderung im Leitzinserhöhungszyklus der BoJ kommen, sondern lediglich zu einer zeitlichen Streckung der nächsten, unvermeidlichen Zinsschritte.
5. An den Märkten haben die heutigen Inflationszahlen zu kräftigen Abschlägen in den Leitzinserwartungen bis zum Ende des Fiskaljahres 2007 geführt. Im Euro-Yen Future für März 2008, der bislang ein Leitzinsniveau von knapp 1,25 % eingepreist hatte, wurden heute elf Basispunkte vom Markt ausgepreist. Wir sind der Ansicht, dass in der BoJ weiterhin das Bestreben vorherrscht, auch in Japan wieder Leitzinsen auf „normalen“ Niveaus zu erreichen. Die Umbasierung des Verbraucherpreisindex dürfte daher unseres Erachtens keine grundsätzlich veränderte Einschätzung der zyklischen Situation der japanischen Volkwirtschaft aus der Sicht der BoJ bedeuten. Sie dürfte ihre Prognose einer über Potenzial wachsenden Wirtschaft bei steigenden Unternehmensinvestitionen und somit eines letztlich aufwärtsgerichteten Trends in der Inflation beibehalten. Daher gehen wir davon aus, dass die BoJ im vierten Quartal 2006 die nächste Zinserhöhung um 25 Basispunkte auf dann 0,5 % durchführen wird. Im Verlauf des kommenden Jahres prognostizieren wir dann zwei weitere Zinsschritte, sodass der Leitzins gegen Jahresende 2007 bei 1 % liegen könnte.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.