IWH: Zahl der Firmenpleiten bricht im Oktober nächsten Rekord
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Von Andreas Kißler
DOW JONES--Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland ist im Oktober laut Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sprunghaft auf 1.530 angestiegen. Das sei der höchste Oktoberwert seit 20 Jahren. Die Zahl der Insolvenzen liegt laut IWH-Insolvenztrend im Oktober um 17 Prozent höher als im Vormonat und 48 höher als im Oktober 2023. Der aktuelle Wert liege zudem 66 Prozent über dem durchschnittlichen Oktoberwert der Jahre 2016 bis 2019, also vor der Corona-Pandemie. Das letzte Mal, dass in einem Oktober mehr Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften registriert wurden, war laut IWH im Jahr 2004.
Steffen Müller, Leiter der Insolvenzforschung am IWH, führte die aktuell hohen Insolvenzzahlen auf das Zusammentreffen mehrerer Faktoren zurück. Eine anhaltende konjunkturelle Schwächephase treffe auf stark gestiegene Kosten bei Löhnen und Energie, während gleichzeitig Nachholeffekte aus der Pandemie sowie eine teils verzögerte Anpassung der Wirtschaft an neue strukturelle Rahmenbedingungen sichtbar würden.
"Die derzeitige Insolvenzwelle ist das Ergebnis eines perfekten Sturms aus lang anhaltender konjunktureller Schwäche und drastisch gestiegenen Kosten", konstatierte Müller. "Viele schwächere Unternehmen, die in der Niedrigzinsphase und mit Unterstützung während der Pandemie überlebt haben, stehen nun bei stark gestiegenen Kosten unter massivem Druck. Das treibt nun insbesondere hoch verschuldete Firmen in die Insolvenz." Zu den besonders betroffenen Branchen zählten das Baugewerbe, der Handel und unternehmensnahe Dienstleistungen. Im verarbeitenden Gewerbe lägen die Zahlen ebenfalls auf sehr hohem Niveau.
Laut IWH-Insolvenztrend waren im Oktober in den größten 10 Prozent der insolventen Unternehmen trotz der hohen Zahl an Insolvenzen lediglich knapp 11.000 Arbeitsplätze betroffen. Damit liege die Zahl der betroffenen Beschäftigten mehr als die Hälfte unter dem Vormonatswert, was auf das Fehlen sehr großer Insolvenzen zurückgehe. Anders als die hohen Insolvenzzahlen vermuten ließen, seien die Auswirkungen des Insolvenzgeschehens auf den Arbeitsmarkt im Oktober somit überschaubar gewesen. Da vom IWH erhobene Frühindikatoren zwischen August und Oktober wieder etwas unter das Niveau von Juli gefallen seien, seien im November und Dezember leichte Rückgänge bei den Insolvenzzahlen möglich, erwartete Müller.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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