IWH erwartet zögerliche Erholung in 2010 und 2011
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Halle (BoerseGo.de) - Während die Folgen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise noch lange nachhallen werden, scheint zum derzeitigen Zeitpunkt die Talsohle der wirtschaftlichen Entwicklung in den meisten Ländern, so auch in Deutschland, überwunden. Die konjunkturellen Frühindikatoren sprechen für eine Fortsetzung der Erholung, die sich in den letzten Monaten des Jahres 2009 bereits abgezeichnet hat, teilte das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) am Mittwoch mit. Allerdings sei die bisher beobachtete Erholung teilweise von kurzfristigen Nachholprozessen zum Beispiel im Bereich bisher aufgeschobener Ersatzinvestitionen getrieben. Zudem dürften einige Krisenfolgen insbesondere auf dem Arbeitsmarkt ihre volle Wirkung erst in den nächsten Jahren vollständig entfalten. Daher sei 2010 und 2011 mit einer nur zögerlichen Erholung zu rechnen. Insgesamt rechnet das IWH für das Jahr 2010 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 1,9 Prozent und für 2011 mit einem Plus von 1,8 Prozent. Im September hatte das IWH für 2010 noch ein Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent vorhergesagt.
Der wesentliche konjunkturelle Impuls rühre insbesondere aus einer Belebung der Weltwirtschaft. Diese sei gerade für Deutschland sehr wichtig, weil der starke Exportsektor auf Investitionsgüter fokussiert sei, deren Nachfrage wesentlich von der globalen Konjunktur bestimmt werde. Die nach einem schweren Einbruch wieder anschwellenden Handelsströme seien nicht zuletzt von einer starken Entwicklung in China und dem weiteren südostasiatischen Wirtschaftsraum getrieben. Die Erholung in den USA, im Euroraum und in Mittelosteuropa verlaufe, vor allem wegen der jüngsten deutlichen Verschlechterung der Vermögenspositionen von Banken sowie von privaten und öffentlichen Haushalten, schleppender. Trotz erheblicher konjunktureller Risiken insbesondere in Südeuropa, die in Deutschland nachfragedämpfend wirken könnten, sei mit einer fortgesetzten Erholung der Exporte (um 8,4 Prozent im Jahr 2010) zu rechnen. Bei vergleichsweise moderater ansteigenden Importen (+6,2%) reiche dies für einen erheblichen Wachstumsbeitrag des Außenbeitrags aus, obwohl das Exportniveau vor der Krise nach Einschätzung der IWH-Experten auch Ende des Jahres 2010 noch nicht erreicht sein wird.
Eine weitere Stütze der Konjunktur seien die Investitionen. Neben den Investitionen im öffentlichen Bau, die aufgrund 2010 wirksam werdender konjunkturpolitischer Maßnahmen mit jahresdurchschnittlich 8,8 Prozent deutlich ansteigen, werden ab der zweiten Jahreshälfte 2010 auch die privaten Ausrüstungsinvestitionen deutlich um 2,3 Prozent steigen, prognostiziert das IWH. Angesichts der am Ende des Prognosezeitraums noch nicht geschlossenen Produktionslücke komme es 2010 und 2011 vor allem zum Ersatz von Ausrüstungsgütern. Diese dürften mittelfristig zwar zur Erholung beitragen, sie allerdings nicht maßgeblich treiben.
Der private Konsum, der in Anbetracht der Krise bemerkenswert robust war, bleibt nach Meinung des IWH stabil, fungiere jedoch nicht als Motor der Erholung. Erst 2011 sei wieder mit einem - allerdings auch dann weiterhin kleinen - Anstieg des Konsums zu rechnen. Diese schwache Dynamik liege auch darin begründet, dass insbesondere die Folgen der Krise auf dem Arbeitsmarkt erst im Prognosezeitraum voll zum Tragen kommen werden. Die Arbeitslosenquote sieht das IWH 2010 auf 9,1 Prozent, mit negativen Konsequenzen für das verfügbare Einkommen. Auch 2011 werde die Arbeitslosenquote weiter hoch sein, voraussichtlich aber unter der 10 Prozent-Marke bleiben.
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