IWF sieht erhöhte Risiken für Finanzstabilität
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Von Hans Bentzien
DOW JONES--Die Risiken für die Stabilität des internationalen Finanzsystems haben sich nach Aussage des Internationalen Währungsfonds (IWF) seit April verringert, sind aber immer noch erhöht. "Die Märkte scheinen die potenziellen Auswirkungen von Zöllen auf Wachstum und Inflation sowie andere mögliche negative Entwicklungen heruntergespielt zu haben", heißt es im Globalen Finanzstabilitätsbericht. Unter der ruhigen Oberfläche verschiebe sich aber in mehreren Teilen des Finanzsystems der Boden, was zu Anfälligkeiten führe. Der IWF führt mehrere Beispiele für solche Verschiebungen auf:
1. Asset-Preise
Der US-Dollar hat in diesem Jahr bisher um 10 Prozent abgewertet, obwohl es im April einen von Risikoaversion getriebenen Ausverkauf gab und US-Konjunkturdaten in den Monaten danach besser als erwartet ausfielen. "Dies spiegelt eine Neubewertung der zehnjährigen Hausse des Dollars und eine verstärkte Absicherung durch nicht-US-amerikanische Anleger gegen eine weitere Abschwächung wider", schreibt der IWF. Der IWF findet Risiko-Assets inzwischen wieder hoch bewertet und befürchtet, dass eine abrupte Preiskorrektur von diesen ungewöhnlichen Asset-Korrelationen verstärkt werden könnte.
2. Verschuldung verschiebt sich zum öffentlichen Sektor
Steigende Haushaltsdefizite treiben die Emission von Staatsanleihen weiter an. In den fortgeschrittenen Volkswirtschaften sind die Märkte für Staatsanleihen bei Neuemissionen zunehmend auf preissensible Anleger angewiesen. Zwar sei die Funktionsfähigkeit des Anleihemarktes bisher stabil geblieben, doch zeigen Szenarioanalysen laut IWF-Bericht, dass abrupte Renditeanstiege die Bilanzen der Banken belasten und den Liquiditätsdruck bei offenen Fonds erhöhen würden. Stress an Kernanleihemärkten sei zwar kein wahrscheinliches Ereignis, er würde aber wegen der Funktion solcher Anleihen als Benchmarks und Sicherheiten schwere Folgen für die Finanzmärkte haben.
3. Verbindung von Banken und Nicht-Banken
Nichtbanken-Finanzintermediäre (NBFIs) wachsen weiter und vertiefen ihre Verbindungen zu Banken. Die Rolle von NBFIs in den Kernmärkten für Staatsanleihen und Unternehmensanleihen, einschließlich privater Kredite, nimmt nach Aussage des IWF zu. Obwohl der Globale Stresstest des IWF zeigt, dass der Anteil schwacher Banken weltweit im Vergleich zu vor zwei Jahren abgenommen hat, bleibt eine beträchtliche Gruppe schwacher Banken bestehen. Zudem seien Banken stärker gegenüber NBFIs exponiert, was die Verflechtungen und die Anfälligkeiten in beiden Sektoren erhöhe.
Darüber hinaus könnte das globale Wachstum von Stablecoins Anlegern Alternativen zu traditionellen sicheren Vermögenswerten und Bankeinlagen bieten und die grenzüberschreitenden Kapitalflüsse beeinflussen. "Diese Trends lassen die Gefahr einer übermäßigen Risikobereitschaft, steigender Verschuldung und Anfälligkeiten durch Fristentransformation im Finanzsystem aufkommen", urteilt der IWF.
4. Schwache Unternehmen
Der IWF stuft sie zwar nicht als unmittelbares Stabilitätsrisiko ein, weist aber darauf hin, das schwächere Unternehmen in einem Umfeld höherer Zölle und Refinanzierungssätze Schwierigkeiten zu haben scheinen. Zudem hätten Herabstufungen von Kreditnehmern und Umstrukturierungen zugenommen. "Dennoch interessieren sich Privatanleger zunehmend für private Kreditmärkte und Hochzinsanleihefonds, was einen Abschwung bei Krediten verstärken könnte", merkt der IWF an.
Kontakt: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/sha
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