IWF befürchtet Crash der deutschen Lebensversicherer
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Die Versicherungskonzerne in Europa und ganz besonders in Deutschland stellen eine große Gefahr für die Stabilität des internationalen Finanzsystems dar. Davor warnt der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem aktuellen "Global Financial Stability Report". Verantwortlich für die sich abzeichnenden Probleme sind die hohen Garantiezinsen aus der Vergangenheit. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld finden die Versicherungskonzerne immer weniger Anlagemöglichkeiten, mit denen sie die notwendige Rendite erwirtschaften können, um die Garantiezinsen in laufenden Verträgen zu zahlen.
Das Problem wird immer drängender. So ist die Rendite deutscher Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren am Donnerstag auf ein neues Rekordtief von 0,09 Prozent gesunken. Die Renditen der Bundesanleihen mit einer Laufzeit von bis zu 8 Jahren notieren bereits im negativen Bereich.
Die sinkenden Renditen sind zwar gleichbedeutend mit steigenden Anleihekursen und führen damit auch zu zwischenzeitlichen Bewertungsgewinnen, aber hält die Niedrigzinsphase längere Zeit an, dann müssen immer mehr fällig werdende Mittel zu sehr niedrigen Zinsen neu angelegt werden. Dies hat dann auch erhebliche Bewertungsverluste in der Zukunft zur Folge, wenn die Zinsen irgendwann wieder steigen. Je länger die Niedrigzinsphase anhält, desto größer werden deshalb die Probleme.
Laut IWF garantieren mehr als der Hälfte der europäischen Lebensversicherer inzwischen höhere Garantiezinsen, als zehnjährige Staatsanleihen des Heimatlandes aktuell abwerfen. Besonders groß sei das Problem in Deutschland und Schweden. Die in Deutschland bereits beschlossene Senkung des Garantiezinses für neue Verträge auf 1,25 Prozent hilft laut IWF nicht viel, weil dies nur neue Verträge betrifft. Das große Problem sind aber die hohen Garantiezins-Versprechen der Vergangenheit, die weiter gelten.
Die folgende Grafik aus dem IWF-Bericht zeigt, in welchen Ländern die Probleme der Versicherer besonders groß sind. Die X-Achse zeigt, wie stark die Zinsversprechen der Versicherer von den aktuellen Marktzinsen abweicht. Die y-Achse zeigt, wie stark die Laufzeiten zwischen den Versicherungsverträgen von den Laufzeiten der Finanzinstrumente abweicht, in die die Versicherer investiert haben. Denn während viele Versicherungspolicen eine lange Laufzeit haben, investieren die Versicherer einen Teil der Gelder auch in kürzer laufende Finanzinstrumente mit niedrigeren Zinsen. Diese Gelder werden schneller wieder fällig, weshalb sie auch früher wieder neu angelegt werden müssen, was in der Niedrigzinsphase größere Probleme bedeutet.
Grafik: IWF
Das Problem ist so groß, dass nach einem Stresstest der europäischen Versicherungsaufsicht EIOPA ein Viertel der Versicherer bei einer länger anhaltenden Niedrigzinsphase die staatlichen Kapitalanforderungen nicht mehr erfüllen könnte, so der IWF. Da die europäischen Versicherer in Europa rund 4 400 Milliarden Euro angelegt haben und da die Vernetzung von Versicherern und Banken in Europa groß sei, könnten Probleme des Versicherungssektors auch andere Teile des Finanzsystems anstecken, so die IWF-Autoren. Besonders stark pleitebedroht sind laut IWF mittelgroße Versicherer.
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Den verantwortlichen Aktuaren der Lebensversicherer stehen teilweise die Schweißperlen auf der Stirn, soviel ist angesichts des aktuellen Niedrigzinsumfelds sicher. Da die politisch gewollte Zerstörung des Zins als Preis für das Geld, natürlich nicht nur politisch erwünschte Auswirkungen hat, sondern auch höchst unerwünschte, gehören aktuell die Lebensversicherer zu den Gelackmeierten der EZB Politik. Können die Versicherer etwas für diese Situation? Klares Nein, das hat die Politik vergeigt. Da die Versicherer zu den ganz großen Staatsschuldenfinanziers gehören, wird man sie im Falle eines Falles nicht im Regen stehen lassen, sie sind wohl mindestens ebenso systemrelevant, wie das Grossbankenkartell. Das der Garantiezins rückwirkend gekappt wird, halte ich zum heutigen Zeitpunkt für unwahrscheinlich. So wie Millionen anderer Anleihehalter werden eben auch die Kunden der Lebensversicherer von den Herren Schäuble und Draghi genötigt, bei der Euro Rettungspolitik unfreiwillig mitzumachen.
Korrrekt, eine Allianz ist kein Mittlerer, sondern Europas größter Versicherer. Ansonsten stimme ich Herrn Baron in einem Punkt zu. Ja, die Versicherer bekommen Probleme. Wenn die Gesetzes-Anlagevorschriften nicht geändert werden! Aber genau das hat ja der Gesetzgeber in der Hand. Die Versicherer sind ein so großer Faktor, dass man sie nicht so einfach davonschwimmen lassen kann. Das würde ja die Volksseele gewaltig bedücken und genau das will man nicht. Eine Änderung, dass Versicherer höher gewichtet in den Aktienmarkt investieren dürfen (ich glaube in UK ist das heute schon üblich) und schon strömt massenweise Kapital in den Aktienmarkt. Die Kurse steigen, der Versicherte und der Markt jubelt und alles ist schick. So lange, bis es halt daneben geht.
Never ever wird der Garantiezins nachträglich kassiert. Ausgeschlossen!
Guter Artikel ! Kenne die Probleme sehr gut . Arbeite nämlich selbst in der Branche !
Ich sehe hier auch grosse Problme auf die Versicherungen zukommen . Zum teil gibt es noch Polizzen mit 4 % Garantiezins und mehr . Das wird nicht leicht werden !!!!
so pleite sieht die allinaz nicht aus. und vielleicht dürfen sie auch bald wieder aktien kaufen. (ein traum würde wahr) :)
Oliver schick den Bericht doch mal an deinen Kumpel Draghi :)
Danke Herr Baron für diesen Bericht.
Er sollte tagelang auf der Titelseite stehen.