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10:08 Uhr, 11.09.2024

IW: Wirtschaft wird 2024 allenfalls stagnieren

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Die deutsche Wirtschaft wird 2024 nach einer neuen Prognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) "allenfalls stagnieren". Die deutsche Wirtschaft komme nicht voran, betonte das arbeitgebernahe Wirtschaftsforschungsinstitut. "Bundesweit thront in diesem Jahr die rote Null", erklärte IW-Konjunkturexperte Michael Grömling. "Der bisherige konjunkturelle Verlauf in Deutschland im Jahr 2024 enttäuscht, er bestätigt jedoch die bereits nicht guten Erwartungen für dieses Jahr", so das IW.

Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) habe im zweiten Quartal 2024 lediglich auf dem Niveau des vierten Quartals 2019 gelegen, also vor den großen Belastungen durch die Corona-Pandemie. Nach der zwischenzeitlichen Erholung sei seit Anfang 2022 keine konjunkturelle Bewegung mehr zu sehen. Der Krieg in der Ukraine und weitere geopolitische Konflikte belasteten die Weltwirtschaft und besonders die deutsche Wirtschaft.

Dabei gebe es moderate Zuwächse beim Konsum, da sich die Inflationsrate bei gut 2 Prozent normalisiere. Dem ständen aber starke Rückgänge bei den Investitionen gegenüber. Der Außenhandel leide unter der schwachen Weltwirtschaft. Die IW-Konjunkturforscher erwarteten, dass die Exporte um 1 Prozent und die Importe um 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgehen. Die Beschäftigung werde in diesem Jahr im Dienstleistungssektor ansteigen, zugleich nehme aber auch die Arbeitslosigkeit auf 6 Prozent zu.

"Positive Wirtschaftsimpulse aus dem Dienstleistungssektor verhindern eine schwere Rezession in Deutschland, denn in der Industrie und der Bauwirtschaft sind deutliche Rückgänge zu sehen", konstatierte das IW. Grömling forderte deshalb "mehr Mut der Politik", weniger Bürokratie und mehr Investitionsanreize. "Nach den schwierigen Jahren der Pandemie und des andauernden Ukraine-Krieges braucht die Wirtschaft dringend wieder positive Impulse und Zuversicht", sagte der Ökonom. "Anders kommen wir aus der jetzigen Lage nicht heraus."

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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