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10:57 Uhr, 01.03.2024

IW: Bei dauerhaftem Rentenniveau von 48% fehlen 2035 rund 34 Mrd Euro

BERLIN (Dow Jones) - Sollte die Bundesregierung das Rentenniveau dauerhaft bei 48 Prozent halten, würden ohne Gegensteuern in der Rentenkasse im Jahr 2035 insgesamt 34 Milliarden Euro fehlen. Das ergibt eine Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Der Beitragssatz für die gesetzliche Rentenversicherung müsste dann 2035 wohl auf mehr als 22 Prozent steigen statt der von der Ampel-Koalition geplanten rund 21 Prozent. Aktuell liegt er noch bei 18,6 Prozent.

Nach Plänen von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) für das Rentenpaket 2 sollen sich Rentner bis zum Ende der 2030er Jahre auf ein stabiles Rentenniveau von 48 Prozent des durchschnittlichen Arbeitnehmerverdiensts verlassen können. Weil es aber aufgrund der alternden Gesellschaft immer mehr Rentner und immer weniger Beitragszahler gibt, wird das laut IW teuer.

Die Bundesregierung veranschlagte in ihrem Rentenversicherungsbericht eigentlich ein Rentenniveau von 45,4 Prozent im Jahr 2035 - bei einem steigenden Beitragssatz von dann 21,1 Prozent. Sollte das Rentenniveau bei 48 Prozent liegen, wären im Jahr 2035 rund 631 Milliarden Euro an Rentenausgaben statt der bislang erwarteten 597 Milliarden Euro fällig - eine Lücke von gut 34 Milliarden Euro, so die Berechnungen des IW.

Bleibe es dabei, dass Betragszahler 77 Prozent der Rentenausgaben übernehmen, müssten sie 2035 insgesamt 26,3 Milliarden zusätzlich stemmen, der Bund 8 Milliarden, wie die Berechnungen des Instituts zeigen. Dazu bräuchte es einen noch höheren Beitragssatz von dann 22,3 Prozent statt der aktuell vorgesehenen 21,1 Prozent.

Möchte die Bundesregierung nach 2030 die Beitragssätze in die gesetzliche Rentenversicherung auf 22 Prozent begrenzen, bräuchte es für die Kapitaldeckung über das geplante und am Kapitalmarkt anzulegende staatliche "Generationenkapital" hohe Milliardensummen. Dafür bräuchte es im Jahr 2035 bei einer Rendite von 3 Prozent 223 Milliarden Euro. Für einen Beitragssatz von 21,1 Prozent wären sogar 877 Milliarden Euro nötig, so das IW. Die Bundesregierung will mit jährlichen Zahlungen in diese geplante Aktienrente einen Kapitalstock von rund 200 Milliarden Euro bis 2035 erreichen.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

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