Kommentar
13:30 Uhr, 24.10.2013

It´s the spread, stupid!

Als kurzfristiger Swingtrader der mit Aktien handelt, liegt mein Hauptaugenmerk auf den interessantesten täglichen Setups mit dem vielversprechendsten Potential. Was aber wenn sich mehrere Kandidaten anbieten, ich aber nur noch eine weitere Position ins Depot aufnehmen möchte. Wirft man eine Münze?

Als kurzfristiger Swingtrader der mit Aktien handelt, liegt mein Hauptaugenmerk auf den interessantesten täglichen Setups mit dem vielversprechendsten Potential. Was aber wenn sich mehrere Kandidaten anbieten, ich aber nur noch eine weitere Position ins Depot aufnehmen möchte. Wirft man eine Münze? Auch solche Trader gibt es sicherlich. Weitaus effizienter ist allerdings eine praktisch unbeachtete Kennzahl: das Verhältnis des Spreads zur Volatilität (Average True Range).

Dass der Spread die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufkurs ist, sollte bekannt sein. Diese Kursspanne sind praktisch die sofortigen Kosten einer Transaktion, unbeachtet ob noch Kommission fällig wird oder nicht (es gibt z.B. eine Handvoll CFD-Broker, die keine Gebühr verlangen, dafür einen weiteren Spread aufweisen).

Die Volatilität, oder meist auch Average True Range (ATR) genannt, sagt einfach aus wie schwankungsfreudig ein Basiswert momentan ist. Das ist kein künstlicher Indikator, sondern ein markttechnischer, und sollte in jeder noch so rudimentären Chartsoftware vorhanden sein. Die ATR wird standardmäßig über die letzten 14 Perioden hinweg berechnet. Auf den Tageschart umgelegt gibt sie einfach wieder, welche Strecke ein Kurs durchschnittlich in den letzten vierzehn Tagen vom Tageshoch- zum –tief zurückgelegt hat.

Der Spread hängt von der Liquidität sowie der momentanen "Action" ab. So kann es z.B. vorkommen, dass gehypte Solaraktien einen Spread haben, der die übliche Tagesschwankung (ATR) schon einmal vollständig in Anspruch nehmen kann. Bluechips bekommen aufgrund ihrer regen Volumina an den Börsen laufend bid/ask-Kurse mit sehr engen Spannen gestellt. Während Hightech- oder Small Cap-Aktien in der Regel weniger attraktive Preisspannen bieten.

Setzt man nun die ATR ins Verhältnis zum Spread, erhält man ein neues spannendes Auswahlkriterium. Welches ich als Entscheidungshilfe heranziehe, wenn man die Auswahl unter mehreren Signalen zu treffen hat.

Beispiele

Infineon hat im Oktober 2013 einen durchschnittlichen Spread von nur 0,5 Cent. Die tägliche Volatilität betrug in den letzten zehn Tagen, gemessen am 11. Oktober, 0,148€.

Das Verhältnis von ATR:Spread beträgt bei Infineon also 29,6.

Ein hoher, und damit guter Wert. Die Preisspanne kann beim Umgang mit dieser Aktie praktisch ignoriert werden, sie wird keinen oder kaum einen Einfluss auf Erfolg oder Misserfolg eines Trades haben. Denn der Spread braucht nur einen Bruchteil der üblichen Tagesschwankung auf, wird also rasch reingespielt werden wenn sich der Trade in die gewünschte Richtung bewegt.

Betrachten wir nun eine Aktie aus dem TecDax, wie Morphosys. Der Spread beträgt hier gerne schon einmal 10 Cent. Während die tägliche ATR einen Wert von 1,82€ aufweist.

ATR : Spread Value = 18,2

Immer noch absolut kein Grund, ein Engagement in dieser Aktie zu überdenken. Aber man muss die geringere Qualität anerkennen, der Spread ist hier nur noch 18x durch die tägliche Schwankungsbreite abgedeckt. Und schon im MDax finden sich einige Aktien mit bedenklich schlechteren Werten. Die für kurzfristige Trader absolut nicht mehr ratsam sind.

Fasst man Zockeraktien oder illiquide Titel wie etwa die Österreichische Post AG ins Auge, dann muss man auch bereit sein einen Spread von 11 cent bei einer Vola von 51 Cent zu akzeptieren. Und das ergibt einen äußerst schwachen Wert von

ATR : Spread Value = 4,6

Der Spread alleine beansprucht also schon fast ein Fünftel der üblichen täglichen Schwankungsbreite!

Diese Kennzahl sollte bei allen Aktien mit geringem Volumen berücksichtigt werden bei den Handelsentscheidungen. Und muss man unter mehreren Optionen wählen, ohne aus dem Chartbild auf klare Vorteile schließen zu können, so wählen wir die laut ATR:Spread-Value kosteneffizienteste Aktie aus.

Und da wird der Gewinner immer aus den Reihen der Blue Chips kommen. Diese haben den zusätzlichen Bonus, dass in den Eröffnungsminuten keine Phantasiespreads gestellt werden. Um auf Infineon zurück zu kommen: diese hatte am 14. Oktober einen ersten Kurs 7,238/7,244. Also sogar der erste Tick des Tages war absolut in Ordnung mit 0,8 Cent. Während Aixtron mit 11,025/11,365 schon einen richtigen Kracher aufbot mit dem Spread von 34 Cent versus 2 Cent „normaler“ Kursspanne.

Anmerken möchte ich an dieser Stelle noch, dass nur wenige CFD-Broker die Börsenspreads unverfälscht 1:1 zur Originalbörse an den Kunden weitergeben! Unter anderem sind dies JFD Brokers (DMA-CFDs), WH SelfInvest, FXFlat oder ETX Capital. Allesamt sind für Mitglieder von www.brokerdeal.de noch einmal zu reduzierten Konditionen handelbar, was für das Ergebnis langfristig den nächsten großen Unterschied ausmacht.

Viel Erfolg beim Trading weiterhin,
Michael Hinterleitner

Sie haben Fragen? Sie erreichen uns unter der Telefonnummer +49 (0) 89-44455506 oder unter info@brokerdeal.de

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Über den Experten

Michael Hinterleitner
Michael Hinterleitner

Michael Hinterleitner ist seit 2006 Redakteur und Trader bei GodmodeTrader.

Bereits 1998 der Faszination Börse erlegen, wurde Trading neben dem Studium der Wirtschaftswissenschaften zu seiner Hauptbeschäftigung. Sein Fokus: Aktien. Neben der täglichen spannenden Jagd an den Börsen kam 2011 die Idee zu einem neuen Brokervergleich, der nicht nur einen detaillierten Blick hinter die Kulissen erlaubt, sondern auch handfeste Vorteile für Mitglieder bringt.

Als Mitbegründer der Vergleichsplattform BrokerDeal.de hat sich Michael Hinterleitner zum Ziel gesetzt, Licht in den Brokerdschungel zu bringen. Er erklärt, worauf es bei der Brokerwahl ankommt, welche Anbieter für welche Bedürfnisse Sinn macht und auf welche Unterschiede man bei den Produkten und der Ausführungsqualität achten sollte.

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