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Erwähnte Instrumente
- Lemonade Inc. Registered Shares DL -,00001Kursstand: 57,300 $ (NYSE) - Zum Zeitpunkt der VeröffentlichungVerkaufenKaufen
- Lemonade Inc. Registered Shares DL -,00001 - WKN: A2P7Z1 - ISIN: US52567D1072 - Kurs: 57,300 $ (NYSE)
Wieso der Name "Lemonade" für ein InsurTech?
Der Name "Lemonade“ greift sinnbildlich auf das Motto "Wenn dir das Leben Zitronen gibt, mach Limonade daraus" zurück.
Die Gründer wollten damit ausdrücken, dass eine sonst unangenehme, oft frustrierende Erfahrung, nämlich das Abschließen und Abwickeln von Versicherungen, mit moderner Technologie, Transparenz und Kundenzentrierung zu etwas Positivem, Schnellem und Einfachen werden soll. Aus dem sprichwörtlich "sauren" Versicherungserlebnis will Lemonade, ähnlich wie aus Zitronen erfrischende Limonade, ein gutes Kundenerlebnis machen
Was macht Lemonade überhaupt? War da nicht so ein richtiger Hype 2020?
Lemonade ist ein digitaler Versicherer: Kunden schließen Policen für Mieter, Haus, Auto, Haustiere oder Leben direkt per App ab, Schäden werden weitgehend automatisiert reguliert. Geld verdient LMND über die klassischen Prämien, behält nach Schadenszahlungen und Rückversicherung den Rest als Marge. Durch ihr digitales Angebot adressieren sie vor allem jüngere Menschen und binden sie frühzeitig an sich und können sie im Schnitt 10 Jahre vor dem Wettbewerb monetarisieren.

Der KI-Einsatz ist das Alleinstellungsmerkmal: Policen in Sekunden, über 50 % der Schäden sofort bezahlt. Das Pricing erfolgt über Datenmodelle und Telemetrie. 2020 war der Börsenhype groß, aber auch die Schadenquoten hoch und Verluste massiv. Heute schreibt Lemonade noch immer negative Zahlen, aber ist deutlich besser aufgestellt. Lemonade ist nettoschuldenfrei.
Schadenquoten liegen nun stabil im Zielkorridor, Margen sind weniger negativ und erstmals wird positiver freier Cashflow (vor Abzug der SBCs) erzielt.

Finanzergebnis Q2 2025
Im Q2 zog Lemonade die Effizienzschrauben über KI gestützte Preisfindung, Telemetrie und Prozessautomatisierung weiter an. Der Dreh- und Angelpunkt ist das Zusammenspiel aus niedrigeren Schadenquoten, konsequenter Kostenkontrolle und einer bewusst mutigeren Rückversicherungsarchitektur. Mehr dazu gleich.

Das In-Force-Premium steigt auf 1.083 Mrd. USD und wächst 29 % gegenüber Vorjahr. IFP ("In-Force Premium") ist einfach die Summe aller laufenden Jahresprämien aus aktiven Policen. Also das, was Lemonade aktuell an "gebuchten" Versicherungsbeiträgen pro Jahr im Bestand hat, ein Maßstab für die Größe ihres Geschäfts. Hier beschleunigte sich die Wachstumsrate das siebte Quartal in Folge.

Die Bruttoschadenquote fällt auf 67 %, zwölf Prozentpunkte besser als im Vorjahr. Die Bruttomarge klettert auf 39 %. Der Bruttogewinn verdoppelt sich, während der adjustierte Free Cashflow auf 25 Mio. USD anzieht (allerdings liegen die SBC bei 15,4 Mio. USD). Die Kundenzahl liegt bei 2.693 Tsd., Premium je Kunde bei 402 USD.
Im Hintergrund bleibt der Verlust aber weiter deutlich sichtbar, Gewinne will man laut Investoren-Präsentation wohl erst in 2028 schreiben. Der Nettoverlust verringert sich auf 44 Mio. USD, das adjustierte EBITDA auf minus 41 Mio. USD.


Die IFP-Wachstumsrate steigt seit sieben Quartalen kontinuierlich, während die Schadenquote (TTM) gleichzeitig in den Zielkorridor sinkt.

Die Treiber der IFP-Wachstumsrate
Erstens Lemonade Car. Das Autogeschäft überschreitet 150 Mio. USD IFP bei einer stets sinkenden Schadenquote von nun 82 %. Entscheidender ist die Kohortenmechanik. Renewals performen rund 20 Prozentpunkte besser als Erstpolicen. Der wahre Margenhebel bei Car liegt also im Renewal Zyklus, nicht im Erstabschluss.

Zweitens Europa. Das Geschäft in Deutschland, Frankreich, Niederlande und dem Vereinigten Königreich wächst über 200 % auf 43 Mio. USD IFP bei einer Schadenquote im niedrigen 80er-%-Bereich. Europa liefert damit gleich zwei Vorteile. Weniger Katastrophenexponierung und eine Regulatorik, die schnelleres Pricing erlaubt. Das beschleunigt Feedback Loops und macht die KI-Modelle präziser.

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Strategisch enthält das Quartal einen zweiten, sehr wichtigen Schritt
Lemonade nimmt die Stützräder ab. Weniger Rückversicherung, mehr Eigenumsatz, höherer Kapitalbedarf, aber auch deutlich mehr Potenzial für Gewinn.
Lemonade hatte bisher bei jedem verdienten Dollar aus Versicherungsprämien mehr als die Hälfte direkt an Rückversicherer weitergereicht, wie eine Art "Sicherheitsnetz gegen große Schäden". Dafür gab es eine kleine Provision zurück, aber der Großteil des Umsatzes wanderte aus dem Haus.
Jetzt behält Lemonade viel mehr im eigenen Buch: Statt 55 USD von 100 USD abzugeben, sind es künftig nur noch 20 USD. Das bedeutet: Mehr Umsatz bleibt im Unternehmen, auch wenn die Rückversicherung etwas weniger Provision zahlt. Unterm Strich steigt so der Eigenanteil und damit auch der Gewinnhebel.
Die Umstellung läuft nicht von heute auf morgen, sondern verteilt sich über mehrere Quartale, weil bestehende Verträge noch auslaufen. In dieser Übergangszeit wächst der ausgewiesene Umsatz schneller als das eigentliche Prämienvolumen (IFP). Der Haken: Wer mehr Risiko selbst trägt, muss regulatorisch auch mehr Kapital vorhalten. Lemonade löst das, indem sie einen Teil der Risiken in die eigene Rückversicherungstochter ("Lemonade Re") verschiebt, so bleibt die Kapitalbasis stabil.
Der Pfad zur Profitabilität bleibt offiziell unverändert. Positives adjustiertes EBITDA vor Ende 2026, in der Zwischenzeit bewusst höhere Wachstumsinvestitionen dort, wo die Unit Economics tragfähig sind. Die operativen Kosten sind gegenüber Vorjahr leicht rückläufig, obwohl die Firma in absoluten Zahlen deutlich mehr Geschäft stemmt. Der Headcount legt nur moderat zu. Die Loss Adjustment Expenses bleiben niedrig, getragen von einer >50 % automatisierten Schadenabwicklung und einem Policen-Abschluss, der in unter 90 Sekunden abläuft.
Im Autogeschäft hat Lemonade die Werbeausgaben deutlich hochgefahren, und trotzdem haben sie genauso viele Kunden pro Werbedollar gewonnen wie vorher. Der Grund: Sie setzen Telematikdaten (also Fahrverhalten per Smartphone oder Auto-App) schon viel früher im Antragsprozess ein. So können sie besser einschätzen, wer ein "guter Fahrer" ist und entsprechend günstigere Preise anbieten. Ergebnis: 60 % mehr Interessenten werden tatsächlich zu Kunden als noch vor wenigen Quartalen. Gleichzeitig weitet Lemonade das Angebot in den USA Stück für Stück aus. Mit Colorado und Indiana sind zwei weitere Bundesstaaten hinzugekommen. Damit deckt die Firma inzwischen etwa die Hälfte des gesamten US-Automarkts ab.
Auf der Gegenseite steht ein bewusst in Kauf genommener Gegenwind.
Dieser hat mit der Annual Dollar Retention zu tun, die auf 84 nach 87 % gedrückt wurde. Hier geht es darum, dass Lemonade bei einem Teil seiner Haus- und Wohnungsversicherungen bewusst gesagt hat: "Diese Verträge wollen wir nicht verlängern".
Der Grund: Einige Policen waren für das Unternehmen schlicht zu teuer, weil die Schadensrisiken zu hoch waren. Die Folge: In der Statistik (Annual Dollar Retention) wirkt es so, als würden Kunden schneller abspringen, die sogenannte "Annual Dollar Retention" (wie viel Prämienvolumen im Jahr bei bestehenden Kunden bleibt) sinkt auf 84 %. Das sieht kurzfristig unschön aus. Aber: Wenn riskante Verträge aus dem Bestand verschwinden, verbessert sich die Schadenquote. Lemonade verdient also pro USD Prämie mehr. Laut Management ist der größte Teil dieser Bereinigung Ende des Jahres durch. Danach dürfte die Kundenbindung (Retention) wieder steigen.
Fazit
Wenn der Umsatz künftig schneller wächst als das IFP (Reminder: was Lemonade aktuell an "gebuchten" Versicherungsbeiträgen pro Jahr im Bestand hat), weil durch die Umstellung (im Teil "Lemonade nimmt die Stützräder ab" erklärt) weniger an Rückversicherer abgegeben wird, dann fallen Multiples auf Umsatzbasis rein mechanisch in die günstige Richtung.
Aber entscheidend ist, ob die Loss-Ratio im Zielkorridor bleibt. Weil das ist letztlich entscheidend, was Lemonade von der wachsenden Umsatzbasis einbehalten kann.
Das extrem negative Bild von Lemonade aus 2020 ist heute nicht mehr gerechtfertigt. Das Wachstum bei IFP beschleunigt sich und die Schadenquote sinkt. Nichtsdestotrotz ist man noch auf EBITDA- und Ertragsbasis negativ unterwegs. Die Rückversicherungsreform lässt mehr Umsatz im eigenen Buch. Car und Europa sind die Hebel. Der Break-even-Pfad ist intakt, auch wenn die Bottom Line wegen höherer Wachstumsinvestitionen kurzfristig gedämpft bleibt.
Wenn Lemonade sein Pricing diszipliniert hält, die Wachstumsausgaben darauf konzentrieren, wo IRR und LTV die Musik machen, und den Rückversicherungsumbau sauber über die Quartale trägt, dann kann Lemonade profitabel werden. Das würde dann einen ordentlichen Kurssprung auslösen. Aber mehr als eine riskante Venture-Position ist es aber auch nicht für mich. Zu unsicher noch die künftigen Gewinne, zu riskant das Versicherungssegment und zu schwierig abzuschätzen, wie sehr KI hier ein Differenzmerkmal ist.
Chart Valentin – Gefällt mir äußerst gut und erinnert mich an Robinhood, Affirm vor der Vervielfachung
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Viel Erfolg wünscht Euch Valentin
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die Analysteneinschätzungen sind bislang ja noch grausam 😃