Ist die Value-Rallye nachhaltig?
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„Die weltweiten Aktienmärkte sind insgesamt mit deutlichen Verlusten ins Jahr 2022 gestartet. Die Anleger waren verunsichert über die geplanten Zinsanhebungen der US-Notenbank Fed. Europäische Value-Aktien gehörten zu den wenigen Marktsegmenten, die sich diesem Trend widersetzen konnten.
Die großen Technologiewerte haben den Ausverkauf in den USA angeführt – also genau die Titel, die den Markt in den letzten Jahren angetrieben haben. Sie leiden jetzt unter der Aussicht auf höhere Zinsen. Im Gegensatz dazu hat sich der Value-Faktor bzw. -Stil in diesem Jahr gut entwickelt: Die Anleger sind von den hoch notierenden Wachstumswerten auf preiswertere Value-Titel umgestiegen.
Als Value-Investoren begrüßen wir diese Entwicklung und sind überzeugt, dass sich die Marktteilnehmer ernsthaft die Frage stellen sollten: Ist diese Value-Rallye nachhaltig, oder stellt sie nur eine weitere Momentaufnahme dar?
Extrem unterschiedliche Bewertungen durch verhaltensbedingte Faktoren
Der 13 Jahre andauernde Trend gegen den Value-Stil hat sich während der Corona-Pandemie beschleunigt, wenn auch mit einer kurzen Unterbrechung. Er hat dazu geführt, dass die Bewertungsunterschiede zwischen den billigsten und den teuersten Aktien heute extremer sind als je zuvor.
Wir führen diese Preisbildung in erster Linie auf verhaltensbedingte Faktoren zurück und weniger auf die Fundamentaldaten der Unternehmen. Innerhalb des langfristigen Trends ist ein sich selbst verstärkender Zyklus entstanden – in Verbindung mit einer Verankerung, die diesen Trend auf unbestimmte Zeit fortschreibt und Teile des Marktes zu immer höheren Bewertungen treibt. Das Narrativ des „Storytelling“ hat jegliche Bewertungsgrenzen gesprengt. Privatanleger, quantitative und passive Investoren drängen in dieselben Aktien; das hat zu einer nicht nachhaltigen Preisbildung geführt.
Mit anderen Worten: Der Preis wurde zu einem starken Faktor, der die Anleger ohne Rücksicht auf die Bewertungen in bestimmte Marktsegmente trieb. Daher halten wir viele Wachstumstitel, renditestarke Werte und „Konzept“-Aktien für überbewertet. Es ist schwer zu erkennen, wie die Fundamentaldaten eine so große Bewertungsdiskrepanz rechtfertigen sollen.
Das Jahrzehnt der „billigen Werte“?
Die derzeitige Korrektur dürfte für viele trendfolgende Anleger ein Schock sein. Der Schmerz dieser Erfahrung könnte den Zyklus der wahllosen Käufe endgültig durchbrechen. Nach den starken Kurseinbrüchen bei Konzept- und Wachstumswerten und angesichts der für dieses Jahr zu erwartenden strafferen Geldpolitik könnten sich die Anleger fragen: Welcher Preis ist für hoch bewertete Unternehmen aus ganz verschiedenen Bereichen wirklich angemessen?
Wir sind seit langem davon überzeugt, dass Wachstumswerte übertrieben hoch bewertet sind und der Value-Gedanke wieder in den Vordergrund rücken wird. Bereits Mitte 2020 haben wir darauf hingewiesen, dass die 2020er Jahre durchaus das Jahrzehnt der „billigen Werte“ werden könnten. Es hat bis jetzt gedauert und die Aussicht auf steigende Zinsen erfordert, um einen Stimmungswandel herbeizuführen. Nun scheint die Ära des billigen Geldes zu Ende zu gehen; daher fühlen wir uns in unserer Einschätzung für dieses Jahrzehnt noch mehr bestätigt.
Die Anleger werden den Fundamentaldaten mehr Aufmerksamkeit schenken und auf die Bewertungsanker achten. Was könnte ein günstigeres Umfeld für die vielgeschmähten Value-Aktien sein?“
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