Ist die Kaufpanik nachhaltig?
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Beim DAX und Vorgängern kann man Tagesgewinne von 8 % fast mit einer Hand abzählen. In den vergangenen 60 Jahren gab es so etwas lediglich sechs Mal. Viele aktive Anleger haben so etwas noch nicht oder bisher nur ein einziges Mal erlebt. Das letzte Mal gab es einen so außergewöhnlichen Rebound am 24. März 2020. An diesem Tag endete der Coronacrash.
Was nach dem Crash geschah, ist Geschichte. Der Markt begann eine Rally, die einfach nicht enden wollte. Wer auf einen Rücksetzer für den Einstieg wartete, musste lange warten. Anleger konnten den Kursen nur hinterherschauen.
Wer den Crash 2020 erlebt hat, denkt nun möglicherweise, dass es immer so läuft. Einem so großen Rebound kann nur ein Aufwärtstrend folgen. Das ist nicht der Fall. Es ist sogar eher die Ausnahme als die Regel. Die meisten und größten Tagesgewinne gibt es, bevor der Markt das Tief erreicht hat. Das war etwa 1987, 1990, 2002 und 2008/09 der Fall (Grafik 1).
Den Fall, dass der Markt mit einem so großen Rebound einen neuen Aufwärtstrend beginnt, gibt es auch. Das war etwa 1998 oder eben 2020 so. Eine klare Unterscheidung der Fälle gibt es nicht. Als der Markt am 24. März 2020 wieder zu steigen begann, hatten Anleger noch keine Sicherheit über den weiteren Verlauf der Krise.
Man kann das Ende des Crashs auch nicht einer einzelnen Handlung zuordnen. Notenbanken hatten bereits zwei Wochen zuvor unlimitiertes Intervenieren angekündigt. Geholfen hat es nicht.
Für die Kaufpanik, die in der Nacht zum Mittwoch begann, gab es zumindest einen Auslöser, der sich klar identifizieren lässt. Der ukrainische Präsident bestätigte, dass ein NATO-Beitritt kein unumstößliches Ziel sein muss und man auch über die von Russland als unabhängig anerkannten Regionen sprechen könnte.
Das lässt die Hoffnung aufkommen, dass der Krieg bald zu Ende ist. Schon morgen, wenn sich die Außenminister der Ukraine und Russlands in der Türkei treffen, könnte ein Ende des Krieges greifbar werden. Genau das Gegenteil kann auch geschehen. Zum jetzigen Zeitpunkt kann die Krise für den Aktienmarkt bereits beendet sein oder ein ergebnisloses Treffen zur Fortsetzung des Abwärtstrends führen.
Große Tagesbewegungen gibt es, weil viel Unsicherheit herrscht. Am nächsten Tag kann alles ganz anders aussehen. Man kann von der Tagesbewegung daher nicht ableiten, was am nächsten Tag geschieht. Die Kurse springen nach einem Tag wie am Mittwoch an den Folgetagen wild hin und her (Grafik 2).
Genau, weil die Unsicherheit groß ist und die Volatilität hoch bleibt, ist das Hinterherrennen bei den Kursen kein solider Rat. Erst hat man das Tief verpasst, dann steigen die Kurse so schnell, dass man es kaum glauben kann. Man wird schwach und kauft. Wenn am nächsten Tag wieder Minuszeichen vorherrschen, kommt schnell wieder die Angst hoch. Wie unangenehm das ist, hat man aus den letzten Tagen in Erinnerung. Man verkauft. Am nächsten Tag stehen die Kurse dann schon wieder höher, man ärgert sich usw.
Außer Transaktionskosten und vielen kleinen Verlusten bleibt nicht viel. Vielmehr muss man sich darüber klar sein, was man will. Will man investieren? Wenn ja, dann kauft man mehr oder weniger blind, wenn die Kurse wie beim DAX um mehr als 20 % gefallen sind und bleibt dabei. Das Tagesgeschehen ignoriert man, egal wie schwer das ist. Das tut den Nerven gut und am Ende auch dem Depot.
Die Antwort, ob man nun den Kursen hinterherrennen will, muss jeder Anleger für sich entscheiden und sich darüber im Klaren sein, was für eine Strategie man verfolgt. Hat man keine Strategie, ist kein Trade gut. Wer kein Ziel vor Augen hat, lässt sich vom minütlichen Geschehen mitreißen. Oder um ein Bild zu verwenden: Wer vor einer Weggabelung steht und nicht weiß, wohin er will, kann keine richtige Entscheidung treffen.
Persönlich war ich vor Beginn der Krise fast vollständig investiert und bin es immer noch. Wie ich mit hohen Barmitteln umgegangen wäre, habe ich beschrieben. Am 24. Februar hätte ich die erste und gestern die zweite Tranche gekauft, mit Platz für eine dritte. Das gilt immer noch.
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