Ist dies nur eine Pause im Bärenmarkt?
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Im Januar 2022 warnte der Value-Investor Jeremy Grantham geradezu zum perfekten Zeitpunkt vor dramatischen Kursverlusten an den weltweiten Aktienmärkten. Die "Checkliste" für das Platzen der spekulativen "Superblase" sei erfüllt und der "wilde Krach" könne jederzeit beginnen, schrieb Grantham kurz nachdem der S&P 500 tatsächlich sein bis heute gültiges Allzeithoch erreicht hatte (siehe: Hat das Platzen der "Superblase" begonnen?)
"Die erste und einfachste Etappe des Platzens der Blase, die wir vor einem Jahr ausgerufen haben, ist abgeschlossen", schrieb Grantham nun in einem neuen Beitrag auf der Webseite seiner Vermögensverwaltung GMO.
"Die spekulativsten Wachstumsaktien, die den Markt auf dem Weg nach oben anführten, sind kollabiert, und ein großer Teil der Gesamtverluste an den Märkten, die wir vor einem Jahr erwartet hatten, ist bereits eingetreten", so Grantham. "Angesichts der Ausgangsbedingungen einer außergewöhnlichen Spekulationseuphorie war dies so gut wie sicher." Negative Überraschungen des letzten Jahres wie der Ukraine-Krieg und der Inflationsschock wären gar nicht nötig gewesen für deutliche Kursverluste, meint Grantham.
Von nun an werde die Sache aber komplizierter, so Grantham. "Auch wenn die extremsten Übertreibungen vom Markt verschwunden sind, liegen die Bewertungen noch lange nicht in der Nähe ihrer langfristigen Durchschnittswerte", gibt Grantham zu bedenken.
Dass die Bewertungen trotz der Kursverluste im vergangenen Jahr im langfristigen Maßstab immer noch sehr hoch sind, zeigt ein Blick auf das Shiller-KGV, bei dem der Kurs des S&P 500 ins Verhältnis zu den durchschnittlichen und inflationsbereinigten Unternehmensgewinnen der vergangenen zehn Jahre gesetzt wird.
Das Shiller-KGV ist zwar von ca. 38 auf ca. 30 gesunken, steht damit aber immer noch deutlich über dem langfristigen Durchschnittswert von rund 17, was auf eine nach wie vor vorhandene Überbewertung hindeuten könnte.
Früher wurden beim Platzen einer Spekulationsblase normalerweise nicht nur die Kursübertreibungen nach oben abgebaut, sondern es kam anschließend auch zu Übertreibungen nach unten, so Grantham. "Ein solches Ergebnis bleibt immer noch sehr wahrscheinlich, aber angesichts der Komplexität einer sich ständig verändernden Welt sollten Anleger weitaus weniger Gewissheit über den Zeitpunkt und das Ausmaß der nächsten Etappe [nach unten] haben", schreibt der Investor.
Kurzfristig gebe es nun mehrere Faktoren, die für eine Pause oder Unterbrechung im Bärenmarkt sprechen könnten, meint Grantham. "Tatsächlich spricht eine Vielzahl von Faktoren – insbesondere der unterschätzte und mächtige Präsidentschaftszyklus, aber auch die nachlassende Inflation, die anhaltende Stärke des Arbeitsmarkts und die Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft – für die Möglichkeit einer Pause oder Verzögerung des Bärenmarktes", so Grantham. Auf Sicht der nächsten 12 bis 18 Monate hänge nun alles davon ab, "wie stark sich die Fundamentaldaten der Unternehmen verschlechtern".
Langfristig sieht Grantham weiter sehr dunkle Wolken am Horizont. So würden "Probleme wie Bevölkerungsrückgang, Rohstoffknappheit und zunehmende Schäden durch den Klimawandel" die Wachstumsaussichten zunehmend belasten. Die gestiegenen Zinsen könnten zudem zu einem Abschwung an den globalen Immobilienmärkten führen, was "beängstigende Risiken für die Wirtschaft" bedeuten würde, so Grantham.
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