Kommentar
09:17 Uhr, 10.02.2016

Ist das die Investmentidee des Jahres?

Die Anlage des Jahres 2016 könnte eine große Überraschung werden. Viele denken darüber nach, ob Öl endlich der Rebound gelingt. Anstatt auf ausgetrampelten Pfaden zu gehen, lohnt sich der Blick über den Tellerrand.

Dort sieht man 2016 vor allem Bitcoins. Um zu verstehen, weshalb Bitcoins in diesem Jahr der endgültige Durchbruch gelingen kann, muss man die Technologie verstehen. Dazu gehört vor allem, wie Bitcoins überhaupt entstehen, also wie die Geldschöpfung funktioniert.

Bitcoin Mining

Bitcoin Mining (Bitcoin „Abbau“) ist das Äquivalent zur Geldausgabe bzw. Geldschöpfung in unserem bestehenden Geldsystem. Es ist die Art und Weise, wie Bitcoins entstehen und ausgegeben werden. Es ist also das Herzstück des Bitcoin Geldsystems. Dabei handelt es sich nicht um eine zentrale Schaltstelle wie bei einer Zentralbank, sondern ist dezentral organisiert.

Nutzer führen mit Bitcoins ständig Transaktionen durch, indem sie z.B. Bitcoins handeln. Ein Nutzer würde dabei z.B. einen Bitcoin gegen eine andere Währung verkaufen. Diese Transaktionen werden aufgezeichnet. Das ist notwendig, da Bitcoins andernfalls nicht sicher wären. Gäbe es keine Aufzeichnung einer Transaktion bzw. einen Beweis, dann würde das ganze System keinen Sinn machen. Es muss irgendwie festgehalten werden, wer wem wie viele Bitcoins übertragen hat.

Die Transaktionsdaten sind grundsätzlich anonym. Es wird festgehalten, wie viele Bitcoins verschoben werden. Es wird nicht festgehalten, wer konkret (also Person mit Name) eine Transaktion wofür durchgeführt hat. Das erklärt, weshalb Bitcoins gerne für illegale Zwecke genutzt werden.

Transaktionen, die in einem gewissen Zeitfenster stattfinden, werden zu einem Block zusammengefasst. Ein Block ist die Anzahl an Transaktionen, die über eine bestimmte Zeit hinweg durchgeführt wurde. Dokumentiert werden diese Blocks in einem Register. Dieses Register besteht aus einer langen Kette von Blocks. Daher heißt die Technologie auch Blockchain (Blockkette).

Die Blockchain wird ständig aktualisiert und steht allen Nutzern offen. Sie enthält alle jemals getätigten Transaktionen. Ein Bitcoin Inhaber kann aus diesem Grund einen Bitcoin nicht mehrfach ausgeben. Gibt ein Nutzer seine Bitcoins aus, dann wird dies festgehalten. Es gibt den Beweis, dass er die Bitcoins nicht mehr besitzt.

Jetzt kann man sich fragen, wie sicher das überhaupt ist. Die Blockchain hat zwar alle Transaktionen erfasst, doch wenn sich ein Block nachträglich verändern lässt, kann Betrug begangen werden. Ein Nutzer könnte seine Bitcoins ausgeben und im Nachhinein diese Transaktion verändern, indem die Transaktion nicht mehr zeigt, dass alle Bitcoins ausgegeben wurden, sondern z.B. nur einer und alle anderen beim Inhaber verblieben sind.

Grundsätzlich ist es möglich, dass ein Hacker die Blockchain nachträglich verändert. Eine solche Veränderung ist jedoch sehr schwierig, sowohl aus rein technischer wie auch aus einer Kosten-Nutzen Sicht. Das liegt daran, dass ein Block, sobald er abgeschlossen ist (Anzahl an Transaktionen in einem Zeitfenster ist erreicht) umgewandelt wird. Dafür ist eine hohe Rechenleistung notwendig. Am Ende des Prozesses (nachdem mit viel Rechenleistung eine mathematische Aufgabe gelöst wurde) steht eine scheinbar willkürliche Reihe von Zahlen und Buchstaben. Diese Reihe wird Hash genannt.

Dieser Hash wird mit dem Block in der Blockchain abgespeichert. Der Hash ist das Resultat aus den im Block vorhandenen Daten. Die Daten sind Transaktionsdaten. Wendet man eine bestimmte Formel an, dann werden diese Datensätze in einen Hash transformiert. Sieht man nun einen Hash (scheinbar willkürliche Zahlen-Buchstaben Kombination), dann hat man überhaupt keine Ahnung, wie dieser Hash zustande gekommen ist. Es ist fast unmöglich, von einem Hash Rückschlüsse auf die Originaldaten zu ziehen.

Jeder Hash ist einzigartig. Würde man nun eine Transaktion in einem Block verändern, dann stimmt der Hash mit dem zugrundeliegenden Datensatz aller Transaktionen in diesem Block nicht mehr überein. Das macht Bitcoins relativ sicher, weil sofort klar ist, dass Transaktionsdaten nicht mehr zum Hash passen. Zusätzlich fließt in die Berechnung eines Hashs nicht nur der Datensatz eines Blocks ein, sondern auch der Hash des Blocks, der zuvor kreiert wurde.

Ändert man nun eine Transaktion in der Blockchain, dann weiß jeder sofort, dass etwas verändert wurde. Die einmal kreierten Hashs sind wie ein Siegel. Verändert man in den zugrundeliegenden Daten etwas, dann wird dieses Sigel gebrochen.

Das eigentliche Bitcoin Mining ist die Versiegelung eines Blocks, also die Herstellung eines Hashs. Wird ein Hash erfolgreich kreiert, erhält derjenige, der das zuerst geschafft hat, Bitcoins als Belohnung. Was einfach klingt braucht in der Praxis große Rechenleistung. Ein Hash entsteht aus Transaktionsdaten, dem vorherigen Hash und Daten, die der Nutzer selbst hinzufügen muss, um einen Hash zu kreieren. Der Nutzer weiß allerdings nicht, welche Daten er hinzufügen muss, um den richtigen Hash zu kreieren. Es sind daher sehr viele Versuche notwendig, um einen Hash erfolgreich zu kreieren. Es ist eine Trial and Error Methode. Je größer die Rechenleistung ist, desto mehr Versuche können in einer kürzeren Zeit durchgeführt werden.


Begrenzte Geldmenge als Preistreiber?

Man hört immer wieder, dass die Bitcoin Menge begrenzt ist. Das ist korrekt. Maximal können 21 Mio. Bitcoins „abgebaut“ werden. Die Begrenzung funktioniert, indem sich die Menge der Bitcoins, die ein Nutzer erhält, wenn er einen Hash kreiert hat, regelmäßig halbiert. Grafik 1 zeigt, wie viele Bitcoins pro Hash (Versiegelung eines Blocks) verdient werden können. Die Anzahl halbiert sich ungefähr alle vier Jahre.

Wenn sich etwas alle 4 Jahre halbiert ist das, was bleibt, irgendwann praktisch null. In ca. 125 Jahren ist es soweit. Bereits Ende des Jahrhunderts können pro Hash nur noch 0,000006 Bitcoins verdient werden.

Per Definition ist die Menge an Bitcoins begrenzt. Das allein schon macht Bitcoins zu einem raren Gut. Was selten ist, ist nicht automatisch wertvoll. Gold ist ebenfalls selten, schwankt in seinem Wert allerdings erheblich. Der Preis wird und bleibt von einem Faktor bestimmt: dem Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage.

Werden keine Bitcoins mehr nachgefragt, dann hilft es dem Preis auch nicht, wenn weniger neue Bitcoins geschaffen werden. Die Nachfrage nach Bitcoins wächst derzeit, zumindest tendenziell. Immer mehr Unternehmen akzeptieren Bitcoins als Zahlungsmittel. Das ist ein wichtiger Schritt, vor allem auch, um Bitcoins aus der Ecke Geldwäsche und illegale Geschäfte herauszubringen.

2016 wird sich zunächst die Menge an Bitcoins verringern, die für einen Hash verdient werden können. Zuletzt geschah dies 2012. Diese Zeit fällt mit einem massiven Anstieg des Bitcoin Preises zusammen. Keiner kann genau sagen, wie groß der Beitrag der Verknappung an diesem Preisanstieg war, doch geschadet haben wird es nicht.
Bitcoins wecken nicht nur Interesse bei Privatpersonen. Jeder, der in der Finanzwelt etwas auf sich hält, ist auf die eine oder andere Weise in Bitcoins investiert. Dabei geht es nicht um den Kauf von Bitcoins selbst, sondern um die Technologie der Blockchain. Aufgrund der Art und Weise wie diese konstruiert ist, sind Bitcoins ziemlich sicher. Gleichzeitig ist das System dezentral organisiert, sodass man für Transaktionen keine Mittelsmänner wie etwa Banken mehr braucht. Kein Wunder also, dass Banken versuchen in diesem Bereich Fuß zu fassen. Ganz nach dem Motto: Wenn einen Feind nicht besiegen kannst, dann mache ihn dir zum Freund.

Banken können die Blockchain nicht mehr aufhalten. Sie gefährdet jedoch eines der Kerngeschäftsfelder der Industrie: die Abwicklung von Transkationen. Gelingt es einer Bank die Technologie für sich zu nutzen und seinen Kunden entsprechend zur Verfügung zu stellen, dann ist das ein großer Vorteil.

Bitcoins an sich sind relativ sicher, weil es de facto unmöglich, ist das System zu betrügen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Bitcoins nicht gestohlen werden können. Wenn ich meine Bitcoins an einem unsicheren Ort aufbewahre, dann können sie gestohlen werden. Mehrere Fälle wurden medienwirksam aufbereitet.

Bitcoins werden in Wallets (Brieftaschen) aufbewahrt, entweder online oder auf dem PC. Sind diese Wallets nicht sicher, können Bitcoins abhandenkommen. Bitcoins werden letztlich durch einen privaten Schlüssel repräsentiert. Nur wer diesen Schlüssel hat, kann diese spezifischen Bitcoins transferieren. So ein Schlüssel lässt sich natürlich stehlen.

Große Geldmengen lassen sich vor allem über die Bitcoin Börsen stehlen, wo Betreiber Depots leerräumen können. Bewahrt man Bitcoins in seinem privaten Wallet auf ist das schwieriger, aber dennoch möglich. Ein Diebstahl ist letztlich eine Transaktion und diese Transaktion wird gespeichert. Gestohlene Bitcoins zu verwerten ist dadurch mit einem gewissen Aufwand verbunden.

Können Banken Usern, die praktisch keine Ahnung von der Technik haben, aber interessiert sind, eine sichere Nutzung der Blockchain anbieten, wäre das ein großer Fortschritt. Dabei muss es nicht direkt um Bitcoins gehen. Viele Alternativen sind denkbar, solange die Technologie die Vorteile des Bitcoin Systems ermöglicht: kostengünstige und sofortige Transaktionen in jeden Teil der Welt. Banken könnten für die Bereitstellung der Technologie eine Gebühr verlangen.
Bitcoins gibt es nun schon einmal und Banken dürften wenig Anreize haben ihre eigenen Digitalwährungen zu kreieren. Wegen der dezentralen Organisation ist es auch eigentlich nicht möglich als Organisation eine Währung über Blockchain erfolgreich aufzuziehen. Bitcoins bleiben daher vorerst einzigartig. Konkurrenzwährungen haben es nicht weit gebracht. Das Rennen gewinnt, wer zuerst losläuft – in diesem Fall Bitcoins mit einem fast uneinholbaren Vorsprung. Sofern keine bessere Technologie entwickelt werden kann können Bitcoins eine große Zukunft bevorstehen.

Viele halten Bitcoins für Unsinn. Die Technologie ist allerdings faszinierend und jeder will sie für sich nutzen. Bitcoins selbst müssen nicht unbedingt überleben, die Technologie wird jedoch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit viele Bereiche der Finanzindustrie revolutionieren. Bitcoins selbst sagen die einen eine große Zukunft mit hohen Wertsteigerungen voraus. Andere reden von einem baldigen Niedergang.

Der Niedergang kann vor allem von der Bitcoin-Gemeinde selbst herbeigeführt werden. Da es sich um eine Open-Source Software handelt, muss die Mehrzahl an Nutzern zustimmen, wenn es eine Veränderung geben soll. Momentan wird über die Größe von Blocks gestritten. Sie sind auf ein Megabyte begrenzt. Diese Begrenzung führt die Währung an ihre Grenzen. Wird die Limitierung nicht angehoben und können pro Block mehr Transaktionen gespeichert werden, dann wird das ganze System immer langsamer. Der Vorteil schneller, weltweiter Transaktionen kann abhandenkommen. Bleiben die Blocks auf 1 Megabyte limitiert, dann kann die Abwicklung von Transaktionen viel Zeit in Anspruch nehmen. Irgendwann wäre das System gelähmt.

Die Nutzer streiten über die Anhebung des Limits. Das hat den Preis von Bitcoins zuletzt unter Druck gesetzt. Als Kompromiss zeichnet sich die Anhebung des Limits auf 2 Megabyte ab. Gelingt dieser Kompromiss, dann sollten Bitcoins auch in Zukunft interessant bleiben. Unter der Voraussetzung, dass es zu einem Kompromiss kommt, sind Bitcoins für ein experimentelles Investment denkbar.

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13 Kommentare

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  • InvestMine
    InvestMine

    Ein super Bericht für alle, die Bitcoin Mining kennen lernen wollen. Ich beschäftige mich mit diesem Thema seit langer Zeit. Wie man daraus effektiv Kapital schlagen kann, erkläre ich jedem gerne persönlich. Schicke mir einfach ein Mail an h1451993@wu.ac.at und ich setze mich sofort mit dir in Verbindung!

    09:20 Uhr, 26.02.2016
  • jigger
    jigger

    Vielen Dank für diesen tollen, gut recherchierten Bericht.

    Falls jemand Interesse hat, wie man das praktisch umsetzen kann, darf er gerne dieser Webseite folgen.

    http://de.bitclub.network/jigger1977

    02:40 Uhr, 13.02.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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