Kommentar
18:12 Uhr, 15.05.2013

iSMS: Nouriel Roubini – "Crash in 1-2 Jahren!"

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iSMS (Investors Social Media Sumup): Was prominente Investoren, Ökonomen und Börsenjournalisten twittern und bloggen...

Heute: Nouriel Roubini sieht auf mittlere Sicht schwarz für die Aktienmärkte. David Tepper erklärt, warum der Markt in den kommenden Monaten nochmals in den Turbo-Modus schalten könnte. Außerdem: John Taylor erläutert, welche Währung er aktuell shorten würde.

Nouriel Roubini

Crash in ein bis zwei Jahren!

"Die Rally könnte noch für ein bis zwei Jahre weitergehen. Es gibt zwei Kräfte. Das Wachstum ist schwach. Das Gewinnwachstum nimmt auch ab, Umsätze und Gewinne der Unternehmen sind nicht mehr so gut wie sie waren, aber die Margen sind hoch. Die Märkte dürften mit der Zeit korrigieren. Es gibt die Schwerkraft der schwächelnden Wirtschaft, die irgendwann zu Korrekturen an den Märkten führen wird. Dann gibt es die begrenzende Kraft der quantitativen Lockerung und der niedrigen Leitzinsen. Mehr Geld fließt in den Markt, nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Volkswirtschaften, was zu einigen Überraschungen führen wird. Wie ich ausgeführt habe, könnte das zu einer generellen Blase bei Krediten, Aktien und Vermögenswerten in ein bis zwei Jahren führen, gefolgt von einem Crash. Aber für das nächste Jahr oder so, solange die Wirtschaft mit einem bis anderthalb Prozent wächst und man billiges Geld hat, kann der Markt weiter steigen. Die Fed wird auf keinen Fall in der nächsten Zeit ihre lockere Geldpolitik beenden. Die Fed hat schon gesagt, dass sie die quantitative Lockerung mindestens fortsetzen wird, bis die Arbeitslosenquote auf 7% gesunken ist und die Zinsen bei null belassen wird, bis die Arbeitslosenquote auf 6,5% gesunken ist, oder sogar tiefer, wenn die Arbeitslosenquote aus den falschen Gründen sinkt. Das wird vielleicht Ende des nächsten Jahres erreicht sein. Dann wird die Geldpolitik nur ganz langsam gestrafft. Sie werden die lockere Geldpolitik so langsam beenden wie im Zeitraum 2004 bis 2006, denn die Wirtschaft ist schwach, die Arbeitslosigkeit ist hoch und die Schuldenquote ist ebenfalls hoch. Sie werden die Erholung nicht abwürgen wollen und sie werden keinen Rentenmarkt-Crash wie 1993/1994 provozieren wollen. Deshalb werden sie die lockere Geldpolitik so langsam beenden, wie das die reale Wirtschaft rechtfertigt. Aber sie werden Verwerfungen zuerst in den Kreditmärkten und dann an den Aktienmärkten erzeugen."

Risiken in der Weltwirtschaft bleiben bestehen

"Im Vergleich zu vor einem Jahr wurden einige der Extremrisiken in der Weltwirtschaft reduziert, aber sie wurden nicht völlig eliminiert. Ja, die Eurozone ist nicht kollabiert, das Anleihenkaufprogramm OMT hat geholfen, die Extremrisiken zu verringern. Aber die Euro-Staaten sind in der Rezession gefangen und haben nur ein geringes Potentialwachstum. Sie haben an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Hinzu kommt die Bailout-Müdigkeit im Kern der Eurozone und die Sparsamkeits-Müdigkeit in der Peripherie. Das ist ein Extremrisiko. Das zweite Extremrisiko in der Weltwirtschaft: Die chinesische Wirtschaft verlangsamt sich schon wieder. Sie haben das Wachstum nicht stärker von den Investitionen auf den Konsum verlagert. Ich bin besorgt, dass sich das chinesische Wachstum im kommenden Jahr auf 6% verlangsamen könnte. Das ist nahe an einer harten Landung. Dann gibt es noch geopolitische Risiken. Die Verhandlungen mit dem Iran über sein Atomprogramm führen zu nichts. Es besteht eine schwierige Wahl zwischen einem möglichen Angriff auf den Iran oder der Notwendigkeit, einen atomaren Iran zu managen und einzudämmen. Ich weiß nicht, was davon passieren wird. In den USA wächst die Wirtschaft trotz der monetären und fiskalischen Stimulierungsmaßnahmen kaum, gerade einmal um ein bis anderthalb Prozent. Außerdem bekommen wir jetzt zusätzlichen Widerstand von der Fiskalpolitik. In den kommenden Monaten werden die Einsparungen und die Erhöhung der Lohnsteuer die Wirtschaft weiter verlangsamen. Die Risiken in der Weltwirtschaft haben sich also in den vergangenen zwölf Monaten verringert, aber sie wurden nicht eliminiert. Warum befindet sich der Markt auf einem Allzeithoch? Nun, es gibt einen Graben zwischen der Realwirtschaft und Wall Street und den Finanzmärkten. Für mich liegt die Erklärung für den Unterschied zwischen den steigenden Märkten und der schwachen Realwirtschaft in der Geldpolitik. Wir hatten QE1, QE2, Operation Twist, QE3, jetzt haben wir QE vielleicht bis in die Unendlichkeit. Sogar die EZB senkt jetzt die Leitzinsen, die Bank of Japan unternimmt ein geldpolitisches Experiment, indem sie die Geldbasis verdoppelt. Die Bank of England wird von der quantitativen Lockerung zu einer künstlichen Verbilligung der Kredite übergehen. Die Schweizer Nationalbank wird aggressiv lockern. Jeder unternimmt etwas. Fortsetzung der quantitativen Lockerung, aggressive Prognosen über eine Fortsetzung der Nullzinspolitik, und Möglichkeiten der Kreditverbilligung. Diese ganze zusätzliche Liquidität jagt Vermögenswerte, aber sie wird nicht zu einer zusätzlichen Kreditvergabe in der Realwirtschaft und damit zu zusätzlichen Arbeitsplätzen führen, sondern sie fließt nur in die Finanzmärkte, wo sie zu Blasen bei Vermögenswerten und Krediten führt. Wir stehen am Anfang. Die lockere Geldpolitik wird vielleicht noch für vier bis fünf Jahre fortgesetzt. Wenn wir jetzt schon einem Boom bei Junk Bonds sehen, was wird dann erst in einem Jahr los sein? In zwei Jahren? In drei Jahren? Ich denke, dass es zu einem hässlichen Boom und einer Blase bei Vermögenspreisen führen wird, gefolgt von einem Crash und der Pleite. Nicht in diesem Jahr oder im nächsten Jahr, sondern in zwei Jahren."

David Tepper

Die Bullen gewinnen eindeutig

"Ich bin definitiv bullish. Haben Sie jemals den Film „My Cousin Vinny?“ gesehen. Der Anwalt fasst so viele Argumente zusammen, dass die Staatsanwaltschaft am Ende einfach sagt: Anklage abgewiesen. Die Beweislast für die Unschuld des Angeklagten ist einfach so überwältigend, genau wie jetzt am Aktienmarkt. Die Wirtschaftslage verbessert sich, die Autoindustrie legt zu, der Immobilienmarkt legt zu und wird nur dadurch zurückgehalten, dass sie im Baugewerbe nicht einmal genügend neue Mitarbeiter finden. Die australische Notenbank hat die Geldpolitik gerade erst weiter gelockert, genau wie die EZB und die Bank of Korea. Die japanische Notenbank lockert ihre Geldpolitik ganz massiv. Und in den USA sind wir einfach davon beeindruckt, wie diese Zahlen wirken. Im Fernsehen wird über die Verringerung der quantitativen Lockerung durch die Fed gesprochen. Wir haben uns die Zahlen genauer angeschaut. Die Zahlen sind einfach beeindruckend. Wie Sie wissen, kauft die Federal Reserve 85 Milliarden Dollar an Staatsanleihen und hypothekenbesicherten Wertpapieren pro Monat. Das sind mehr als eine Billion Dollar im Jahr. In den nächsten sechs Monaten sind das mehr als 500 Milliarden Dollar. Wirklich erstaunlich ist aber, dass in den nächsten sechs Monaten das US-Staatsdefizit massiv schrumpfen wird, wegen Steuererhöhungen, Ausgabenkürzungen, dem Wirtschaftswachstum und auch weil Fannie Mae und Freddie Mac Geld an die Regierung zurückzahlen. Es sieht also so aus, als ob das Defizit in den kommenden Monaten auf unter 100 Milliarden Dollar bzw. fast auf 85 Milliarden Dollar schrumpfen wird. Das ist wichtig. Die Leute sagen, dass wir die Staatsausgaben durch die Notenpresse finanziert haben, und das haben wir, auch wenn die Fed das natürlich niemals zugeben wird. Wir haben in den kommenden sechs Monaten also Anleihekäufe von 500 Milliarden Dollar, aber nur ein Defizit von weniger als 100 Milliarden Dollar. Das bedeutet, dass wir eine Differenz von 400 Milliarden Dollar an zusätzlicher Liquidität bekommen. Dieses Geld fließt aus dem Rentenmarkt und befindet sich dann in ihren Händen, meinen Händen und den Händen anderer Leute. Für dieses Geld gibt es nur wenige Optionen. Dieses Geld wird wahrscheinlich in die Wirtschaft fließen, wo die kurzfristigen oder die langfristigen Zinsen sinken werden. Oder es fließt in den Aktienmarkt und führt zu steigenden Aktienkursen. (…) Wenn wir also die QE-Maßnahmen nicht verringern, wird der Markt in den Turbo-Modus schalten. Es ist also genau umgekehrt, als sonst immer im Fernsehen gesagt wird. Damit sich der Markt in einem stabilen Tempo weiter erholt, muss die Fed ihre Anleihekäufe reduzieren. Wenn man sich die Zahlen anschaut, sind sie einfach beeindruckend. Wenn die Fed die Anleihekäufe nicht verringert, könnte der Markt potenziell in den Turbo-Modus schalten. Ich weiß natürlich nicht, wohin das Geld genau fließen wird. Aber wissen Sie, wer das auch nicht weiß? Die Fed."

John Taylor

Blase beim australischen Dollar

"Ich mag den Euro nicht, aber man kann ihn aktuell nicht verkaufen, weil man sich damit die Finger verbrennen würde. Wenn man eine Währung shorten wollte, müsste es der australische Dollar sein. Er befindet sich in einer Blase, er befindet sich in jeder Blase, die man sich nur vorstellen kann. Der Einkaufsmanagerindex in Australien befindet sich auf 37 Punkten. Alles unter 40 Punkten ist katastrophal. Es liegt daran, dass Australien seinen Rohstoffsektor so stark ausgebaut hat und die Währung deshalb so stark aufwertete, während der Rest der Wirtschaft nur eine extrem niedrige Wettbewerbsfähigkeit hat. Wenn man nicht im Rohstoffgeschäft ist oder im Baugewerbe für neue Rohstoffminen, kann man in Australien keinen Job finden. Man hat dann ein Problem."

"Ich denke, dass der Yen ein guter Short-Kandidat ist, aber nicht in den nächsten ein bis zwei Monaten."

(Zitate teilweise redigiert)
Zusammenstellung/Übersetzung: Oliver Baron

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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