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09:43 Uhr, 08.03.2010

Isländer lehnen Rückzahlung von Sparguthaben ab

Reykjavik (BoerseGo.de) - Die Isländer haben am Wochenende mit überwältigender Mehrheit gegen die milliardenschwere Rückzahlung von britischen und niederländischen Sparguthaben gestimmt. In der Volksabstimmung haben sich gut 93 Prozent der isländischen Wähler gegen eine Entschädigung ausländischer Regierungen für die Pleite der Icesave-Bank ausgesprochen. Nur 1,8 Prozent der Bürger stimmten für eine Zahlung an Großbritannien und die Niederlande. Die übrigen Stimmen waren ungültig.

Im Zuge der Finanzkrise hatten Sparer aus Großbritannien und den Niederlanden bei der isländischen Direktbank Icesave mehr als 3,5 Milliarden Euro verloren. Die Regierungen in Den Haag und London hatten die britischen und niederländischen Icesave-Kunden voll entschädigt und erwarten nun von Island eine Kompensation.

Unterdessen werben die von der Finanzkrise gebeutelten Banken in Island um den Einstieg deutsche Geldhäuser. "Es wäre wünschenswert, wenn die Deutsche Bank sich an uns beteiligt", sagte Finnur Sveinbjörnsson, CEO des Kaupthing-Bank-Nachfolgers Arion, dem "Handelsblatt". Auch Islands Wirtschaftsminister Gylfi Magnusson sagte: "Es wäre auf mittlere Sicht sinnvoll, wenn sich ausländische Institute bei isländischen Banken einkaufen würden." Die Isländer wollen so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Aus Schuldnern würden Eigner. Und die Inselbewohner hätten die Gewähr, dass sich ihre wackeligen Finanzinstitutionen auf die Stärke internationaler Banken stützen könnten.

Die Deutsche Bank beziffert ihre Forderungen an die Kaupthing-Bank auf 5,3 Milliarden Euro. Während es sich hierbei vor allem um Geld von Kunden handeln soll, sind andere deutsche Banken mit eigenem Geld dabei. Nach Informationen des "Handelsblatts" steckt die Deka-Bank, ähnlich wie die Commerzbank, mit knapp einer halben Milliarden Euro eigenen Geldes in Island. Auch WestLB, BayernLB, HSH Nordbank und DZ-Bank gehören dem Vernehmen nach zu den Gläubigern der verstaatlichten isländischen Banken. Laut "Handelsblatt" stehen deutsche Banken insgesamt mit Forderungen von 22 Milliarden Euro auf den Gläubigerlisten der isländischen Banken.

Das Angebot, Anteilseigner zu werden, lehnen die meisten dennoch ab. "Kein Interesse", heißt es aus betroffenen deutschen Banken. Einzig aus Kreisen der Commerzbank verlautete, man verhandele viele Möglichkeiten mit den Isländern.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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