Kommentar
15:00 Uhr, 08.10.2020

IPO-Boom in den USA: 1999 lässt grüßen

1999 war das Jahr der Börsengänge. Nie zuvor in der Geschichte wurde in einem Jahr so viel Geld über Börsengänge eingenommen wie 1999 – bis jetzt.

In diesem Jahr nahmen Unternehmen über Börsengänge fast 100 Mrd. Dollar ein. Nur 1999 waren es mehr, mit etwas über 100 Mrd. Dollar. Unternehmen haben in diesem Jahr aber noch drei Monate Zeit, um an die Börse zu gehen und die Pipeline ist voll. Bereits Mitte Oktober könnte die Marke von 100 Mrd. überschritten werden. Es ist nicht nur das Volumen, das für Aufmerksamkeit sorgt. Auch die Kursgewinne am ersten Handelstag waren lange nicht mehr so gut. Als sich die Technologieblase Ende der 90er Jahre bildete, konnten Anleger am ersten Handelstag im Durchschnitt Gewinne von 70 % einfahren. Soweit ist der Markt in diesem Jahr noch nicht. Mit 40 % Zugewinnen am ersten Handelstag können sich Anleger aber nicht beschweren. Generell können Anleger am ersten Tag Kursgewinne erwarten. Ein Börsengang soll ja erfolgreich sein. Stürzt der Kurs am ersten Tag ab, kann man das nicht als Erfolg verbuchen. Aus diesem Grund wird der Preis so festgelegt, dass man von hoher Nachfrage ausgehen kann. Unternehmen lassen damit zwar Geld liegen (sie könnten eine höhere Anzahl Aktien zu höherem Preis ausgeben), dafür aber gibt es eine Art Erfolgsgarantie. Kein Management will am Tag des Börsengangs mit einem Crash Schlagzeilen machen...


Die Gewinne am ersten Handelstag und die Emissionserlöse sind stark korreliert. Ist die Risikofreude der Anleger groß, gehen mehr Unternehmen an die Börse. In diesem Jahr ist das definitiv der Fall. Große Aufmerksamkeit erhalten IPOs aus dem Technologiesektor. Die tatsächlichen Überflieger in diesem Jahr sind zwei andere Sektoren.

Allein in diesem Jahr dürfte ein Dutzend Unternehmen an die Börse gehen, die den Automarkt revolutionieren wollen. Es sind Autobauer wie Nikola, die den meisten die Show stehlen. Nikola ist insofern ein gutes Stichwort, als dass es auch die Probleme aufzeigt. Das Unternehmen ist mit Betrugsvorwürfen konfrontiert.

Die Marktkapitalisierung lag einmal bei 30 Mrd. Das Unternehmen macht wohlgemerkt keinen Umsatz. Nach den Vorwürfen sank die Kapitalisierung auf 7 Mrd. Das ist immer noch viel für ein Unternehmen, von dem man nicht weiß, ob es überhaupt ein valides Geschäftsmodell und funktionierende Technologie hat.

Das erinnert stark an 1999. Es wurden Unternehmen mit offenen Armen empfangen, die außer Verlusten nicht viel zu bieten hatten. Einige dieser Unternehmen werden sich als Erfolg herausstellen, viele als großes Desaster.

Der zweite Sektor, der in diesem Jahr glänzt, ist kein tatsächlicher Sektor. Es geht um Blankoscheckunternehmen. Diese sammeln Geld mit dem Zweck ein, andere Unternehmen zu kaufen. Anleger vertrauen ihr Geld an, ohne zu wissen, was damit in Zukunft geschehen wird.

Blankoscheckunternehmen haben in diesem Jahr so viel Geld eingesammelt wie noch nie (Grafik 2). Wenn es einen Chart gibt, der die Euphorie 2020 beschreibt, dann diesen. 1999 endete die Euphorie mit einem Schrecken. 2020 wird es nicht anders sein.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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