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13:53 Uhr, 10.08.2018

Investoren nutzen Anleihen für das Risikomanagement

In Deutschland vertraut man nach Meinung von Matthew Weisser, Managing Director Europe bei MFS Investment Management, weiter auf aktives Anleihenmanagement.

Boston (GodmodeTrader.de) - Gemäß der aktuellen Global Fixed Income Sentiment Survey von MFS vertrauen erheblich mehr deutsche Finanzberater auf aktives als auf passives Anleihemanagement. Fast die Hälfte der befragten Berater geht davon aus, dass aktiv gemanagte Anleiheinvestments ihre Ertragserwartungen erfüllen. Nur 29 Prozent erwarten dies auch von passiven Anlagen, wie von Matthew Weisser, Managing Director Europe bei MFS Investment Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

47 Prozent hielten die Zusammenarbeit mit aktiven Anleihemanagern für die beste Möglichkeit, Mehrertrag unabhängig vom Marktumfeld zu erzielen, und 48 Prozent seien der Meinung, dass aktive Anleihestrategien auch der beste Weg seien, um mit Festzinsanlagen langfristige Ziele zu erreichen, heißt es weiter.

„Bei Festzinsanlagen hängt der Erfolg vor allem von der Marktdynamik ab. Weil die Zinsen in Europa und weltweit schon sehr lange sehr niedrig sind, könnten Finanzberater versucht sein, weniger auf aktives Management zu setzen“, so Weisser. „Doch weil die Zinsen steigen, der Konjunkturzyklus in die Jahre kommt und die Volatilität zunimmt, ist eine angemessene Allokation in aktive Anleihestrategien für Investoren sinnvoll. Nachdem sich Aktien zehn Jahre lang gut entwickelt haben, wünschen sie jetzt wieder mehr Risikomanagement.“

Obgleich deutsche Finanzberater für die Konjunktur in ihrem Land und weltweit optimistisch seien, würden sie vorsichtig. Sie fürchteten politische Instabilität, volatile Aktien und steigende Zinsen. Deshalb interessierten sie sich zunehmend für Anleihen – um ihre Portfolios zu diversifizieren (75 Prozent der Befragten) und um die Volatilität zu senken (68 Prozent). Diese beiden Ziele stellten Finanzberater aber vor ein Risikodilemma: Fast 60 Prozent der Befragten gäben an, in den letzten drei Jahren höhere Risiken eingegangen zu sein, um mit Anleihen ihre angestrebten Erträge zu erzielen, heißt es weiter.

„50 Prozent der deutschen Finanzberater planen, in den nächsten drei Jahren ihr Engagement in Emerging-Market-Anlagen – die als überdurchschnittlich risikoreich gelten – stärker zu erhöhen als das Engagement in jeder anderen festverzinslichen Assetklasse. Deshalb ist das Risikomanagement bei der Auswahl von Anlageprodukten und Portfoliomanagern besonders wichtig“, so Weisser.

„Weil die Anleiherenditen in den letzten Jahren so niedrig waren, mussten Finanzberater überlegen, welche Kreditrisiken sie eingehen wollen, um vernünftige Renditen zu erzielen“, so Weisser. „Volatilität und Zinsen steigen. Deshalb müssen Finanzberater sehr genau auf die Risikomanagementansätze ihrer Investmentmanager achten. Sie müssen sicher sein können, dass nur beabsichtigte Risiken eingegangen werden“, warnt er.

Bei der Auswahl von Festzinsanlagen und ihrer Manager komme es Finanzberatern vor allem auf das Risikomanagement an. Sie bevorzugten risikobewusste Ansätze. Fast 70 Prozent hätten angegeben, langfristig großen Wert auf die risikoadjustierte Performance zu legen. Aber möglicherweise berücksichtigten Berater bei der Einschätzung der Qualität des Risikomanagements nicht alle Risikokennzahlen gleich stark. Deutsche Finanzberater hätten gesagt, sie würden vor allem auf Folgendes achten: Performancestabilität (67 Prozent), relative Performance gegenüber einer Benchmark (62 Prozent) und absolute Performance/Gesamtertrag (42 Prozent). Absolutes Risiko (28 Prozent), relatives Risiko/Tracking Error/Beta (21 Prozent) und Portfolioumschlag (zehn Prozent) hielten weniger Berater für wichtig, heißt es weiter.

„Es ist gut, dass die Berater bei der Einschätzung aktiv gemanagter Festzinsanlagen sehr viele Risikokennzahlen betrachten. Aber in einigen Bereichen gibt es noch Verbesserungspotenzial“, meint Weisser. „Der lange und stetige Aufschwung bei anhaltend niedrigen Zinsen könnte einige Berater sorglos gemacht haben. Da die Volatilität steigt, könnte es mit der Stabilität vorbei sein. Deshalb müssen Finanzberater immer gut informiert sein, sodass sie ihren Kunden helfen können, auf Kurs zu bleiben.“

Finanzberatern sei bewusst, dass aktives Management für die Portfolios ihrer Kunden von Vorteil sein kann, vor allem im Anleihebereich. Nach der Umfrage interessierten sich Berater für aktive Manager insbesondere für die Steuerung von Duration (79 Prozent) und Risiko (73 Prozent), heißt es weiter.

„Wir sind überzeugt, dass man mit einem aktiven Anleiheansatz Mehrwert für Investoren schaffen kann. Es gibt erste Anzeichen für ein mögliches Ende des aktuellen Zyklus. Investoren werden deshalb einen größeren Teil ihres Portfolios in Festzinsanlagen umschichten wollen. Ein genaueres Verständnis der aktuellen Anleiherisiken und ihrer Ursachen ist deshalb ein Muss für jeden Finanzberater und seine Kunden“, meint Weisser abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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