Investoren können von steigender Volatilität am Anleihemarkt profitieren
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Wann wird die Fed erstmals den Leitzins anheben? Im Sommer? Im Herbst? Erst im kommenden Jahr? Das Rätselraten um den weiteren Kurs der US-Notenbank hält nicht nur die Finanzmärkte in Atem – es bietet Anlegern auch interessante Chancen. Davon jedenfalls sind AXA-Derivate-Experte Ando Rakotobe und Zinsstrategin Ombretta Signori von AXA Investment Managers überzeugt. „Verschiedene derzeit gehandelte Szenarien könnten zu Bewegung in der Geldpolitik führen – und zu erhöhter Volatilität bei US-Staatsanleihen, ohne dass sich dies notwendigerweise auf andere Anlageklassen auswirkt“, erklären die beiden in einem aktuellen Researchpapier. „Anleger können davon profitieren, indem sie opportunistisch auf einen Anstieg der Volatilität setzen.“
Dafür steht seit wenigen Monaten ein neues Instrument zur Verfügung: Im vergangenen November hat die Derivatebörse Chicago Board Options Exchange/Chicago Board Of Trade (CBOE/CBOT) den ersten kurzlaufenden Futurekontrakt auf den Anleihen-Volatilitätsindex VXTYN lanciert. Der Index misst die für den bevorstehenden Monat erwarteten Kursschwankungen zehnjähriger US-Staatsanleihen und wird auf ähnliche Weise berechnet wie der bekannte Aktienvolatilitäts-Index VIX. „Die Einführung des neuen Futures war ein wichtiger Schritt, denn dadurch können Investoren direkten Zugang zur Volatilität von US-Staatsanleihen gewinnen“, erläutern Rakotobe und Signori.
Ängste vor einer Systemkrise führen zu Flucht in Qualität
Dies eröffne interessante taktische Möglichkeiten, denn die Volatilität des Anleihenmarktes folge einem deutlich anderen Muster als die des Aktienmarktes. Während die Kursschwankungen von Aktien in der Regel immer dann steigen, wenn die Märkte in den Krisenmodus übergehen, haben Anleihen in der Vergangenheit auf unterschiedliche Ursachen mit einem Anstieg der Volatilität reagiert. So kam es zu einem Anleihecrash, als die Fed 1994 unerwartet die Zinsen anhob. 2003 dagegen reagierten die Märkte nervös auf eine Senkung des Leitzinses auf 1 Prozent, weil sie fürchteten, wenige Monate nach diesem Schritt könnten Zinserhöhungen drohen. 2013 schließlich kam ebenfalls vor allem am Anleihemarkt Krisenstimmung auf, als die Marktteilnehmer befürchteten, die Fed könnte ihr Anleihekaufprogramm früher beenden als erwartet. „Bei anderen Gelegenheiten stieg die Volatilität von Anleihe- und Aktienmärkten dagegen im Gleichklang an“, so die beiden AXA-IM-Experten. „In diesen Fällen haben jeweils Ängste vor einer Systemkrise zur Flucht in Qualität geführt. Ablesen lässt sich das etwa an der Lehman-Insolvenz im Jahr 2008 oder der Euro-Schuldenkrise im Jahr 2011.“ Während die Aktienmarktvolatilität allerdings fast ausschließlich in Krisenzeiten steige, könne die Volatilität von Anleihen sowohl in Bären- als auch in Bullenmärkten zulegen.
Eine Long-Position in Anleihevolatilität kann daher als Absicherung eines Portfolios aus hochwertigen Staatsanleihen gegen steigende Renditen ebenso genutzt werden wie gegen sinkende Renditen. Darüber hinaus ist es auch möglich, gezielt auf eine steigende Volatilität zu setzen, um die Rendite des Portfolios zu erhöhen. So ist die erwartete Volatilität sowohl am Aktienmarkt als auch am Anleihemarkt in der Regel höher als die tatsächlich realisierten Kursschwankungen. Die Differenz können Investoren als Rendite vereinnahmen. Dies ist die sogenannte Volatilitätsrisikoprämie. „Sowohl die Aktienvolatilitätsprämie als auch die Anleihevolatilitätsprämie sind im Mittel positiv“, erläutern Rakotobe und Signori. „Das gilt allerdings nicht im Fall von Marktverwerfungen, wenn die Volatilität überraschend ansteigt.“
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