Kommentar
18:43 Uhr, 13.12.2018

Invertierte Zinskurve: Was ist das Problem?

In den USA invertiert die Zinskurve gerade. Alle Welt spricht davon. Wieso das nun aber wirklich so ein Skandal ist, bleibt meist unerklärt.

Der Aufreger der letzten Woche war sicherlich die erste Inversion einer Zinskurve in den USA. Dieser Satz hat es zugegebenermaßen in sich. Wir sprechen von der ersten Inversion. Das bedeutet, dass es noch sehr viel mehr geben kann. Das liegt daran, dass es nicht die eine Zinskurve gibt.

Am beliebtesten ist die der 10- und 2-jährigen Anleihen. Die Rendite der 2-jährigen Anleihen wird von der Rendite der 10-jährigen subtrahiert. Kommt dabei ein negativer Wert heraus, spricht man von einer invertierten Zinskurve. Aktuell kann man das noch nicht tun. Die Zinsdifferenz ist noch positiv, wenn auch nur knapp.


Tipp: Auf diesem Desktop des Kollegen Daniel Kühn können Sie die Zinsstruktur selber beobachten

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Der Spread schrumpfte auf 10 Basispunkte (0,1 %) zusammen. Das ist wirklich sehr knapp. Der Spread lag einmal bei 300 Basispunkten (Grafik 1). Es ist aber nicht der einzige Spread, den sich Analysten anschauen. Recht üblich ist auch die Betrachtung der Differenz von 10 und 5 Jahren sowie 5 und 2 Jahren.


Zwischen der Rendite der 5-jährigen und 2-jährigen Anleihen geschah letzte Woche genau das, was alle fürchteten. Der Spread wurde negativ. In der langen Historie in Grafik 1 muss man schon genau hinsehen, um das zu erkennen. Zum Genießen gibt es daher noch einmal die Nahaufnahme (Grafik 2).

Die Invertierung ist derzeit kaum wahrnehmbar. Der Spread betrug -2 Basispunkte oder -0,02 %. Das ist noch kein Schocker. Es ist nun aber einmal geschehen und das ist, was zählt. Rezessionen waren in der Vergangenheit nicht weit, wenn die Kurve invertierte.

Die Notenbank stört das überhaupt nicht. Sie hält munter an ihrem Kurs fest, auch wenn sich das 2019 wohl relativieren wird. Das kommt vermutlich zu spät. Der Schaden ist bereits angerichtet. Die Fed glaubt allerdings gar nicht daran, dass eine invertierte Kurve Schaden anrichtet bzw. eine Rezession vorhersagt.

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Dafür gibt es gute Gründe. Es gibt kein ökonomisches Gesetz, welches eine Rezession erzwingt. Dennoch geschieht genau das. Die Schuld kann man Banken zuschieben. Sie vergeben bei einer Inversion weniger Kredit. Auch dafür gibt es kein Gesetz. Sie tun es einfach.

Fast die Hälfte der Banken gibt an, die Vergabekriterien zu straffen, wenn es zur Inversion kommt. Der Hauptgrund dafür ist, dass sie nach der Inversion wirtschaftliche Schwierigkeiten befürchten. Der Ausblick trübt sich ihrer Meinung nach ein.

Es ist eine sich selbsterfüllende Prophezeiung. Eine Inversion an sich hat wenig Bedeutung. Sie erhält aber Bedeutung, weil jeder an die Bedeutung glaubt, auch wenn es diese gar nicht gibt. Genau deswegen ist die Inversion so ein heißes Eisen und ist nun einmal da. Da Kredit das Schmiermittel der Wirtschaft ist, ist eine weniger gute Versorgung mit Kredit problematisch.


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6 Kommentare

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  • Icaro
    Icaro

    Der Artikel wäre noch besser, wenn er nicht so Farblos wäre :

    Neben Blau, Leicht-blassblau und Blassblau

    gibt es auch noch andere Farben auf diesem Planeten.

    Dem Zitat des Autors :

    "Der Spread wurde negativ. In der langen Historie in Grafik 1 muss man schon genau hinsehen, um das zu erkennen. " - muss man recht geben, wie auch allem Anderen.

    Dem Kommentar von XPrometheusX habe ich nichts hinzuzufügen ausser das Prädikat "brilliant" !

    11:46 Uhr, 16.12. 2018
  • wolp
    wolp

    Da sehen wir die Irationalität der Menschen.

    12:55 Uhr, 14.12. 2018
  • MDADVISORY
    MDADVISORY

    Das invertieren der Zinskurve ist klares Signal für den Beginn einer Rezession, weil diese Entwicklung vollständig die Erwartung der Markteilnehmer wiederspiegelt. Nicht mehr und nicht weniger.

    09:54 Uhr, 14.12. 2018
  • Schimanski
    Schimanski

    Klasse Artikel. Danke!

    05:48 Uhr, 14.12. 2018
  • MDADVISORY
    MDADVISORY

    Was Sie hier von sich geben ist totaler Nonsens

    03:50 Uhr, 14.12. 2018

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Clemens Schmale
Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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