Kommentar
11:32 Uhr, 22.04.2005

Interview mit Schoemmell/Thorkelsson: Tag Team Trader

Der “Life Trading Workshop“ von Ron Schoemmell und Valdi Thorkelsson zählt in den USA zu den besten Veranstaltungen dieser Art und ist deshalb auch schon mit einigen Auszeichnungen geehrt worden. Da „RSofHouston“ ihren Workshop Ende Mai erstmalig in Deutschland anbieten werden, haben wir die beiden FDAX- und S&P-Trader interviewt. Die Gelassenheit, mit der sie das Thema Trading angehen, mag auf den einen oder anderen Leser überraschend wirken. Mit Hilfe ihrer Strategien versuchen Sie den „Kampfmodus“ und den daraus resultierenden Streß zu vermeiden.

Und vielleicht haben Sie damit auch einen Weg gefunden, das Trading erfolgreicher zu gestalten. Während Ron Schoemmell von Houston (Texas) aus tradet, lebt und arbeitet Valdi Thorkelsson in Island. Meist kommen die beiden bei ihrem Life Trading Workshops wieder zusammen, da sie das Seminar gemeinsam halten.

FRAGE: Können Sie unseren Lesern kurz schildern, welches Schlüsselerlebnis Ihr Interesse für die Börse und das Trading geweckt hat?

Ron: Als ich 25 war ging ich zu einem Broker, um dort ein IRA-Konto zu eröffnen (= steuervergünstigtes Pensionsanspar-Konto, über das auch getradet werden darf). Bei dieser Gelegenheit hat mich der Broker überredet OEX-Optionen traden zu lassen. So gab ich ihm $2 000 und er machte daraus $15 000 in nur einem Monat. Leider hat er dann alles wieder verloren. Aber ich war so fasziniert und habe auch das Potenzial dahinter erkannt, dass ich mich plötzlich für die Märkte interessierte.

Valdi: Bei mir war es nicht so dramatisch. Während meines Studiums in den späten achtziger Jahren bat mich mein Vater, der seit den fünfziger Jahren erfolgreich Aktien handelte, darum, ihm zu zeigen, wie er Computer in seinem Trading einsetzen könne. Ich wusste zwar einiges über Computer, aber nichts über die Märkte. Und da es bei meinem Vater genau umgekehrt war, machten wir ein gutes Tauschgeschäft. Bis zu diesem Zeitpunkt benutzte mein Vater einen Service, der ihm wöchentlich ausgedruckte Charts zuschickte. Während der Woche hielt er die Charts und Indikatoren abends am Küchentisch manuell auf dem aktuellen Stand. Wir besuchten dann gemeinsam einige Seminare beim “The Computerized Investor Institute” in Kalifornien, wo wir lernten, wie man Technische Analyse Programme auf dem Macintosh einsetzt (z.B. „Profits!” oder „Wall Street Investor“), End-of-Day-Charts erstellt und ein Portfolio Management durchführt. Später half ich ihm dann noch Realtime-Daten über FNN MarketWatch einzubinden und war fasziniert von den Möglichkeiten, die diese neue Technik „Off-the-floor“-Tradern bot, von Intraday-Kursbewegungen zu profitieren.

FRAGE: Wie lief Ihr Trading? Waren Sie von Anfang an erfolgreich?

Ron: Nein, ich habe mehrere Jahre nacheinander Geld verloren. Wenn ich mich recht erinnere, waren sogar die ersten acht Jahre Verlustjahre, in denen ich nach jedem Verlust alles, was es so gab, ausprobierte.

Valdi: Ich durfte mich zwar einer kurzen Periode des Erfolges erfreuen, verlor dann aber alles, weil ich nicht gelernt hatte, Gewinne zu sichern, und weil ich überhaupt nicht wusste, was ich da eigentlich tat. Dann durchlief ich eine Phase sehr volatiler Auf- und Abwärtsbewegungen meines Kontos, in der ich mit allerlei Methoden herumexperimentierte, bevor ich bei einem auf bestimmten Pattern basierenden Handelsansatz blieb.

FRAGE: Wie sind Sie dann zum professionellen Trading gekommen?

Ron: Es hat eine lange Zeit in Anspruch genommen, aber irgendwann habe ich dann realisiert, dass es da draußen keinen „Heiligen Gral des Tradings“ oder irgendein Supersystem gibt. Man benötigt einen einfachen Ansatz, der Sinn macht, und verbindet diesen mit einem guten Trade- und Money Management. Ich habe damals aufgehört all diesen Supermethoden nachzulaufen wie Gann, Elliot Wave, Delta Society, Welles Wilder, usw. All die Ansätze, die man angeblich nur kaufen musste, um Geld an der Börse verdienen zu können, ließ ich fallen. Ich trade einige sehr einfache Pattern und das ist auch alles, was man braucht.

Valdi: Durch kontinuierliches Research und durch das Führen eines Trading-Tagebuches, in dem ich alle Fehler aufgeführt habe, um daraus zu lernen.

FRAGE: Wie haben Sie Ihre Strategie erarbeitet? Hatten Sie einen Mentor, der Ihnen die Grundlagen des Daytradings beibrachte und Sie coachte?

Ron: Ich habe mir alles selbst beigebracht, wobei ich die harte Tour über schmerzliche Erfahrungen und unzählige Fehler gewählt habe. Ich hätte mir gewünscht, ein solches Ausbildungsprogramm gehabt zu haben, wie wir es heute anbieten, damit meine Fehlerquote geringer gewesen wäre.

Valdi: Wie schon erwähnt, hatte mich mein Vater an die Märkte heran geführt. Ich habe natürlich sehr viel von ihm gelernt, bis sich unsere Trading-Wege trennten, als ich anstelle von Einzelaktien dann Aktien-Index-Futures handelte. Und da habe ich dann eigenes Research betreiben müssen und mir Ideen von anderen eingeholt.

FRAGE: Wie würden Sie Ihren Handelsansatz beschreiben?

Ron: Es sind ein paar sehr einfache Pattern-Ansätze, die einerseits ihren Vorteil im trendkonformen Trading suchen, andererseits aber auch flexibel genug sind, ein Trendende zu erkennen und auch mal gegen den Trend eine Position einzugehen. Die Ansätze sind vorwiegend trendkonform, gehen entgegen gesetzte Positionen nur ein, wenn sich der Markt zu weit vom Mittelwert entfernt hat. Solange die Swings groß genug sind, funktionieren die Ansätze auch in Seitwärtsmärkten.

Valdi: Unser Ansatz basiert auf hoch strukturierten Mustern (= Pattern), die von ihrer Natur her trendfolgend sind. Wir benutzen keine der populären Indikatoren wie MACD, RSI, Stochastics, ADX usw. Wir verwenden einige Gleitende Durchschnitte zur Trendbestimmung und bestimmte Unterstützungs- und Widerstandsmarken, um ein Maß für die Stärke- und Schwächezonen eines Marktes zu haben. Und dann betrachten wir sechs verschiedene Price Pattern (= Preismuster), die wir mit guten Money- und Trade-Management-Regeln verknüpfen. Aus diesen Elementen entstand ein erfolgreicher Handelsansatz.

FRAGE: Können Sie unseren Lesern ein Beispiel Ihrer aktuellen Strategien geben?

Valdi: Ein gutes Beispiel für ein “Pattern”, nach dem wir Ausschau halten, ist das „1-2-3 Trend Change“-Pattern. Dabei handelt es sich um einen längst veröffentlichten und nicht von RSofHouston entwickelten Trading-Ansatz. Wir setzen ihn gerne ein, allerdings nicht auf die herkömmliche Art und Weise. Wir verwenden bestimmte Filter, um die Struktur und das Umfeld, in dem es erscheint, quantifizieren zu können. Wir traden es dann mit einer unterschiedlichen Einstiegstechnik, die das Risiko gegenüber der traditionellen Herangehensweise deutlich verringert. Die Grundidee hinter diesem Pattern liegt in der Erkenntnis, dass die Märkte selten ad-hoc drehen (z.B. als A-Top oder V-Boden). Meistens machen die Märkte ein Hoch gefolgt von einem Test dieses Hochs, bevor sie die Richtung ändern. Und das sieht dann wie eine M-Top-Formation aus (oder wie eine W-Boden-Formation bei umgekehrter Betrachtung), bei denen das unter-/überschreiten des Levels von 2 als Einstieg verwendet wird.

Dieses „1-2-3-Pattern“ kommt ziemlich oft bei Trendwenden vor und ist leicht zu identifizieren. Nachdem wir Hunderte von Charts untersucht hatten, entwickelten wir die folgenden Kriterien für einen Einstieg in der Nähe des Punktes 3. Allerdings erwischt man damit nicht alle 1-2-3-Pattern, weil nicht alle 3er-Punkte die nachfolgenden Kriterien erfüllen.

FRAGE: Wie kontrollieren Sie Ihr Risiko? Benutzen Sie Verlustbegrenzungs-Orders (Stopp-Loss-Orders), falls der Markt gegen Sie läuft?

Ron: Wir eröffnen unsere Positionen per Stopp-Order und platzieren direkt danach Stopp- Loss-Orders, um unser Risiko sofort zu begrenzen. Beim Daytrading sind die Risikogrößen relativ gering, so dass man knappe Stopp-Loss-Orders einsetzen kann. Unsere aktuellen Parameter für Stopp-Losses liegen beispielsweise beim S&P500-Future bei 2,5 Punkten und beim EuroFX bei 15 Pips. Dies sind bei diesen Märkten die maximalen Verlustgrößen im 5-Minuten-Chart, die wir bei der aktuellen Volatilität pro Trade und Kontrakt riskieren. Sollte ein Trade aufgrund der Schwankungsbreite der Märkte ein größeres Risiko bergen, lassen wir diesen Trade aus und warten auf das nächste Signal.

Valdi: Wir mögen es, wenn der Markt erst Stärke zeigt, bevor wir kaufen, und erst Schwäche aufweist, wenn wir verkaufen wollen. Die Verlustbegrenzungsstopps werden nach dem Einstieg entsprechend platziert. Wir verwenden grundsätzlich Verlustbegrenzungsstopps und ziehen diese auch sehr schnell nach, wenn unsere Positionen in den Profit laufen. Sobald der Stopp auf dem Breakeven-Punkt angekommen ist oder gar einen kleinen Profit gesichert hat, hat man einen sogenannten „ free trade”, der sich entsprechend kreativ managen lässt bzw. den man dann laufen lassen kann.

FRAGE: Haben Sie spezifische Money Management Regeln?

Valdi: Ja, Money Management ist ein bedeutendes Element unseres Handelsansatzes. Wir bevorzugen es, pro Trade nicht mehr als zwei Prozent unseres gesamten Kapitals zu riskieren. Man kann natürlich mehr riskieren, jedoch verursacht diese Vorgehensweise eine volatilere Ertragskurve sowie ein deutlich höheres „Risk of ruin”. Unsere maximale Positionsgröße bzw. Anzahl der Futures-Kontrakte wird bestimmt, indem 2 Prozent des vorhandenen Gesamtkapitals durch die Summe des maximalen Risikos pro Kontrakt geteilt wird. Wir bevorzugen außerdem gerade Zahlen bei den Positionsgrößen (z. B. 2,4,6,… usw.) und fahren in der Regel eine Multi-Kontract-Strategie, bei der wir mit einem einzigen Trade die gesamte Position eingehen, sie dann aber in zwei Portionen schließen. Die erste Hälfte der Position realisieren wir bereits bei relativ kurzfristigen Profit-Zielen, während die andere mit einem Trailing-Stopp versehen dem Trend folgen darf. Dies ermöglicht uns zum einen das psychologische Bedürfnis nach dem „Klingeln in der Kasse“ zu befriedigen, indem wir einige Gewinne schnell realisieren, zum anderen aber auch von größeren Marktbewegungen zu profitieren.

FRAGE: Wie viele Trades machen Sie pro Tag?

Ron: Ich mache drei bis fünf Trades am Vormittag und zwei bis drei am Nachmittag, wenn ich nachmittags überhaupt trade. Im Schnitt sind es aber drei bis fünf Trades pro Tag.

Valdi: Das ist unterschiedlich, aber unser Ansatz generiert in der Regel sechs bis acht Signal-Setups pro Tag, die aufgrund der Handelsregeln drei bis fünf Trades pro Tag generieren.

FRAGE: Wie lange halten Sie im Schnitt eine Position?

Ron: Im Normalfall zehn bis 45 Minuten, das hängt vom Markt und unserem Trade Management ab. Wir traden unsere Strategien in einem 5-Minuten-Chart. Die Haltezeit wäre natürlich länger, wenn man die Ansätze in einem 15-Minuten- oder 60-Minuten-Chart anwenden würde.

Valdi: Die durchschnittliche Haltedauer in einem 5min-Chart liegt bei 10 bis 20 Minuten. Dies berücksichtigt natürlich auch Fälle, in denen man schnell ausgestoppt wird oder gar für über 60 Minuten im Markt bleibt. Da unsere Ansätze leicht übertragbar sind und in allen Zeiteinstellungen funktionieren, würde beispielsweise der durchschnittliche Exit im Tageschart nach zwei bis vier Tagen erfolgen.

FRAGE: Waren Sie immer ein “Swing Trader” oder haben Sie auch andere Methoden versucht wie beispielsweise Position Trading, Momentum Trading oder Contrarian Trading?

Ron: Ich habe von lang- bis kurzfristigem Trading alles ausprobiert. Langfristig orientiertes Trading ist schwer. Man benötigt eine Menge Geduld und das Timing für den Einstieg muss sehr gut sein. Auf der anderen Seite ist das kurzfristig orientierte Scalping für mich zu aufwendig und ermüdend. Ich bevorzuge es einige Male am Tag zu traden und mich nicht um „Übernacht-Risiken“ sorgen zu müssen.

Valdi: Ich war nie am längerfristigen Positions-Trading interessiert und habe meine Positionen daher auch selten mehr als ein paar Tage gehalten. Ich habe mich mehr auf das Intraday-Swing-Trading konzentriert.

FRAGE: Viele Menschen traden, weil Sie ihre Abenteuerlust ausleben wollen. Sind Sie niemals gelangweilt, wenn Sie sich strikten Regeln unterwerfen und regelmäßig Geld verdienen?

Ron: Wir betrachten das nicht auf diese Art und Weise. Man kommt jeden Tag in sein Büro und jeder Tag ist völlig neu. Das Trading erfolgt in festen Tageseinheiten. Es ist wie bei einer professionellen Sportmannschaft, bei der jedes Spiel ein völlig neues Spiel ist. Die Märkte sind jeden Tag anders und das ist die Herausforderung im Trading.

FRAGE: Gibt es da einen Trade, der Ihnen besonders in Erinnerung blieb? Wie sah der aus?

Ron: Nein, nach so vielen Jahren sind die alle irgendwie ineinander verschmolzen.

Valdi: Dem stimme ich zu. Über einen so langen Zeitraum betrachtet gehen die Trades ineinander über. Was manchmal noch heraus sticht sind einzigartige Situationen, in denen etwas außerhalb der normalen Verlaufsmuster passiert, sei es durch unerwartete News wie der alle überraschenden Zinssenkung der FED im April ’01 oder Systemproblemen wie dem GLOBEX-Absturz im Mai ‘03. Ereignisse, wie diese machen dann die Notwendigkeit enger und bereits im Markt platzierter Stopps (im Gegensatz zu mentalen Stopps) sowie die richtige Auswahl eines guten Brokers deutlich.

FRAGE: Wie sieht Ihre technische Ausrüstung aus? Benutzen Sie eine besondere Tradingplattform, Software, Leitungen oder Soundmaschines bzw. Squawk-Boxen?

Valdi: Mein Set-Up ist relative einfach. Ich habe einige 19-Zoll Samsung Flachbildschirme, die mit zwei Computern (Compaq 2,6GHz, 1GB RAM and 256 MB Grafikkarten) im Netzwerk miteinander verbunden sind. Zusätzlich habe ich noch einen 15-Zoll Laptop. Ich habe eine normale DSL-Leitung und beziehe meine Daten sowie Charts von e-Signal, wobei ich zu Testzwecken manchmal noch meine alte TradeStation 2000i einsetze. Meine Trades platziere ich über die Tradingplattform „PhotonTrader“. Sie ist schnell, flexibel und zuverlässig. Da alle tradingrelevanten Daten unseres Handelsansatzes auf einem Bildschirm dargestellt werden können, benötigt man lediglich einen Bildschirm. Mein zweiter Bildschirm ist eher für Mails und geschäftliche Aktivitäten, die während des Tages anfallen, wobei ich mir die Charts gerne auch mal über zwei Bildschirme anschaue.

FRAGE: Was ist die wichtigste Marktinformation, die Sie betrachten?

Valdi: Der wichtigste Bestandteil unseres Ansatzes ist der gehandelte Preis. Wir beachten weder fundamentale Nachrichten (außer den Zeitpunkt der Veröffentlichung, um eventuell eingreifen zu können), noch die „Commitment of Traders-Reports“, technische Indikatoren oder die zahllosen sonstigen unnützen Informationen, die angeboten werden.

FRAGE: Wie wichtig ist für Sie die von einigen Handelsplattformen angebotene Markttiefe oder das Level 2-Orderbuch?

Valdi: Sie spielen in unserem Trading überhaupt keine Rolle. Natürlich benötigen wir Märkte mit genügend Liquidität, um unsere Ein- und Ausstiege platzieren zu können, aber dafür brauchen wir die Markttiefe nicht wirklich.

FRAGE: Sind übergeordnete Trends, Trendlinien, Unterstützungen, Widerstände, Pivot Points usw. für Sie wichtig?

Ron: Wir nutzen diese Marken als Orientierungshilfe und um Zonen im Markt zu identifizieren, die mögliche Gelegenheiten zum Eingehen einer Position oder zum Exit gemäß unseren Hauptstrategien andeuten. Aber sie sind kein entscheidender Faktor unseres Tradings. Wir können auch sehr effektiv ohne diese Marken traden, nutzen sie aber, um Stärke- und Schwächezonen zu identifizieren.

FRAGE: Welche Zeiteinstellungen verwenden Sie in Ihren Charts?

Valdi: Unsere Haupteinstellung ist ein 5-Minuten-Chart. Wir empfinden diese Einstellung als gute Balance zwischen Tradinghäufigkeit und erforderlichem Risiko.

Als Teil unserer täglichen Vorbereitung schauen wir aber auch Charts mit längerer Zeiteinstellung an, vom 15-Minuten- und 60-Minuten-Chart bis hinauf zum Tageschart. Dadurch gewinnen wir einen allgemeinen Eindruck, wo und wie die Märkte stehen und welche Kurszonen mögliche Unterstützungs- oder Widerstandsniveaus darstellen. Sobald der Markt eröffnet, fokussieren wir uns aber auf den 5-Minuten-Chart. Im Verlauf des Tages schauen wir ab und zu noch mal auf den 15-Minuten-Chart, um den Haupttrend im Auge zu behalten.

FRAGE: Nutzen Sie irgendwelche Chart Patterns oder Indikatoren?

Ron: Nein, wir verwenden keine der in den Chartprogrammen üblicherweise vorhandenen Standard-Indikatoren wie beispielsweise RSI, Stochastik, MACD oder ADX. Wir denken, dass diese Indikatoren wegen ihres verzögerten Charakters für das Trading nur einen sehr eingeschränkten Wert haben und den Betrachter manchmal auch zu früh in die falsche Richtung locken (z. B. bevor ein Trend sein Ende erreicht hat – Divergenzen). Wir nutzen lediglich einige Gleitende Durchschnitte, die uns den Trend und Unterstützungs- sowie Widerstandszonen anzeigen, und das ist es dann auch. Möglichst einfach ist eben besser.

Valdi: Unsere beiden wichtigsten Gleitenden Durchschnitte sind ein 20er EMA (exponentieller GD) sowie ein 47er SMA (einfacher GD). Wir nutzen diese schon seit Jahren und haben keine Veränderungen oder Optimierungen durchgeführt. Wichtig ist uns, dass die Parameter dieser Indikatoren in einem Pulk von Einstellungen liegen, die alle halbwegs erfolgreich sind. So vermeidet man Zufallseinstellungen. Es macht dann auch keinen Unterschied, ob man einen 45er-, 47er- oder 50er-GD nimmt, solange man sich kontinuierlich daran hält.

FRAGE: Traden Sie auch, wenn Wirtschaftdaten und News veröffentlicht werden?

Ron: Nie, nie ,nie! Es ist eine Verschwendung von Zeit. Die Kurse sind die einzige Wahrheit im Markt und im Kurs sind alle relevanten Faktoren bereits eingepreist. Wenn Sie danach traden, brauchen Sie sich keine Gedanken über Wirtschaftsdaten machen. Die Kurse beinhalten die wahren Gegebenheiten.

FRAGE: Welche Produkte handeln Sie am liebsten? Gibt es bestimmte Märkte, in denen Ihre Strategien besser funktionieren.

Ron: Unsere Strategien funktionieren in fast allen Märkten, ob Aktien, Devisen, Financial Futures oder Commodities. Ich bevorzuge die Aktien-Indexfutures, insbesondere den FDAX, den MiniS&P500 und den Russell 2000. Der Russell 2000 ist momentan mein liebstes Instrument, da er momentan bessere Pattern liefert als der von geringer Volatilität geprägte S&P-Markt.

FRAGE: Wie bereiten Sie sich auf den Trading-„Tag“ vor? Haben Sie bestimmte Routinen oder gibt es mentale Aspekte der Vorbereitung, die Sie besonders beachten?

Ron: Das tolle an unseren Ansätzen ist, dass man nicht allzu hart arbeiten muss bzw. man muss nicht lange arbeiten. Man setzt sich vor dem Bildschirm, reagiert auf die Kursbewegungen und hält sich dann an bestimmte Regeln. Wenn man fertig ist, schaltet man den PC und den Bildschirm aus und lässt die Märkte bis zum nächsten Mal Märkte sein. Es gibt keine lange Nachbereitung von Charts und im Prinzip auch keine Vorbereitung. Wir traden einfach die Signale, wenn diese auftauchen.

FRAGE: Wie viele Stunden sitzen Sie täglich vor den Bildschirmen und wie viel Zeit nimmt dann das eigentliche Trading in Anspruch?

Ron: Ich bevorzuge die ersten drei Stunden des Handelstages. Manchmal auch noch ein bis zwei Stunden am Nachmittag, aber das ist es dann auch. Man sollte nicht jeden Tag von morgens bis abends traden. Und dies ist auch nicht notwendig. Sie können an der Börse im Prinzip all das Geld, was Sie benötigen, innerhalb weniger Stunden verdienen.

Valdi: Betrachtet man einen achtstündigen Handelstag (z.B. 7am - 3pm CST), dann verbringe ich maximal fünf bis sechs Stunden vor den Monitoren. Die meiste Zeit verbringe ich damit, auf die Signale zu warten. Investiert ist man bei unseren Ansätzen lediglich 80-120 Minuten pro Tag.

FRAGE: Sie leben und arbeiten in Houston, Texas, traden aber auch den FDAX in Frankfurt. Haben Sie keine Probleme mit der Zeitumstellung?

Ron: Damit habe ich keine Probleme, da ich den FDAX nur während der US-Börsenzeiten trade. Und in den USA trade ich meistens nur die sogenannte „Morning-session“. Die Nachmittage und Abende gehören meiner Familie. Und nachts trade ich bestimmt nicht. Außerdem bietet der FDAX auch während seiner Nachmittags-Session noch genügend Trading-Gelegenheiten, so dass ich mich nicht um seine nächtliche „Morgen-Session“ kümmern muss.

FRAGE: Was machen Sie nach dem Börsenschluss? Gibt es irgendeine Form der Nachbereitung?

Valdi: Ja, da wir unseren Seminarteilnehmern in unserem „Online Learning Center“ am Ende eines jeden Handelstages Charts vom S&P’s, EuroFX und dem FDAX einstellen und alle Strategien erläutern, die aufgetreten sind, bekommen wir rückblickend natürlich einen besseren Eindruck vom Marktgeschehen des Tages. Durch die Darstellung der Strategien können unsere Kunden nachvollziehen, ob Sie alle Pattern erkannt und richtig gehandelt haben, während wir die Möglichkeit einer Evaluierung bekommen, die eine gute Basis für Verbesserungen ist. Verlusttrades können dadurch leider nicht verhindert werden, und es lassen sich auch keine Vorhersagen machen. Aber die tägliche Aufbereitung des Tradings bringt einem auch einen niemals endenden Strom von neuen Ideen und hat uns in den letzten Jahren auch beim Finetuning der Strategien geholfen.

FRAGE: Was tun Sie nach einem Tradingtag, um sich zu entspannen?

Ron: Ein bisschen Sport und Aktivitäten mit Freunden und Familie. Aber unsere Art des Tradings ist nicht so stressig, es macht uns eher Spaß.

Valdi: Viel Zeit mit der Familie verbringen, einige “Workouts” von Zeit zu Zeit und Golf usw.

FRAGE: Was sind die Hauptmerkmale eines erfolgreichen Traders und was unterscheidet Sie von anderen Tradern?

Ron: Halten Sie es möglichst einfach und bleiben Sie konstant bei einer Strategie. Überprüfen Sie die Qualität eines Ansatzes und wechseln Sie nicht ständig hin und her zwischen verschiedenen Methoden des Tradings. Meine Stärke ist, dass ich niemals aufgebe und sehr geduldig bin. Und ich bin auch bereit jedes Signal zu traden, sogar bei vorherigen Verlustserien.

FRAGE: Inwiefern spielt Psychologie eine Rolle beim Trading? Wie handhaben Sie die psychologischen Herausforderungen des Tradings?

Ron: Die Psychologie ist eines der wichtigsten Themen beim Trading. Viele Börsianer glauben, sie bräuchten nur ein erfolgreiches System finden und schon würde alles wie von selbst laufen. Nichts ist weiter entfernt von der Wahrheit als diese Annahme. Selbst mit dem besten Ansatz dieser Welt käme man nicht voran, wenn man nicht den richtigen „Mindset“ und mentale Fähigkeiten mitbringt, um Verlustphasen durchzustehen. Wir haben in unserem Workshop einige Zeit für dieses Thema reserviert und zeigen den Teilnehmern während des Tradings auch die möglichen Emotionen und daraus resultierende Fehlverhalten auf. Nur so kann man es lernen.

FRAGE: Warum halten Sie eigentlich Trading-Seminare, wenn Sie so erfolgreich sind? Hierzulande meint man immer, dass gute Trader traden und nicht Seminare halten und Bücher schreiben?

Ron: Wir wurden vor über zehn Jahren gebeten ein Seminar zu halten. Nach wiederholten Aufforderungen haben wir es dann auch gemacht. Da unsere Teilnehmer viel positives Feedback gaben und es uns auch gefallen hat, haben wir uns damals entschlossen, einige Veranstaltungen anzuhängen. Und so hat sich das dann alles weiterentwickelt. Dadurch kommt man auch mal aus seinen vier „Trading“-Wänden heraus, lernt andere Aspekte dieses Geschäftes und viele interessanten Menschen kennen. Wenn Sie Tiger Woods, Michael Jordan oder andere berühmte Sportler betrachten, dann werden sie feststellen, dass sie nach dem Wettkampf oder Training nicht einfach nach Hause gehen, sondern auch andere Dinge machen. Sie entwerfen Sportkleidung oder Golfplätze, coachen Kinder und andere Sportler, halten Vorträge vor Managern und schreiben Bücher usw. Und all dies, obwohl sie mit ihren Sport mehr als genug Geld verdienen.

FRAGE: Welchen Rat haben Sie für eine Person, die anfangen will zu traden? Wo und wie sollte diese Person starten?

Valdi: Die alte Weisheit “Eine Unze der Prevention ist mehr Wert als ein Pfund Kur” trifft auch auf das Trading zu. Machen Sie erst Ihre Hausaufgaben bevor Sie anfangen, Geld einzusetzen. Studieren Sie die Märkte und nutzen Sie moderne Technik, um die Resultate Ihrer Arbeit besser auswerten und in einem möglichst realistischen Umfeld austesten zu können. Sein Sie nicht zu ungeduldig. Die Märkte laufen Ihnen nicht davon. Die meisten Anfänger sind zu euphorisch und stürzen sich in ein Abenteuer, von dem Sie nicht genug wissen. Meist riskieren Sie viel zu viel und verlieren all ihr Geld, bevor die Effekte der Lernkurve einsetzen können.

Ron: Wo auch immer, aber investieren Sie Geld für ein gutes Trading Seminar von erfahrenen Tradern und lassen Sie sich dann coachen. Das ist am wichtigsten (nicht nur, weil wir Seminare anbieten, sondern weil viel Wahrheit in dieser Aussage liegt). Viele Leute wollen sich ein paar tausend Euro für ihre Ausbildung sparen und „verzocken“ dann ganz schnell mal eben 50 000 bis 100 000 € an der Börse, um es via „Trial&Error“ auf die harte Tour zu lernen.


B1) Trading-Setup
  • Zunächst haben wir einen Trendlinien-Bruch (1), gefolgt von einer Gegenbewegung, die mindestens fünf Bars aufweisen muss (2).

  • Als nächstes muss das Top getestet werden, wobei die Bewegung (3) mindestens 50 Prozent der vorherigen Korrektur (1 bis 2) erreichen muss und sogar ein Doppeltop entstehen darf. Dieser „Swing“ sollte mindestens aus drei Bars bestehen.

  • Und zuletzt muss das Signal-Bar für einen „Sell“ das höchste Hoch der letzten drei Bars innerhalb der Bewegung (2 bis 3) enthalten und schwach schließen (d.h. Close unter Open und in der unteren Hälfte des Bars). Wir versuchen dann unterhalb des Lows dieses Signal-Bars „Short“ zu gehen (= zu verkaufen) und unseren Stopp oberhalb von 3 zu platzieren (umgekehrt für Käufe).

Wenn der Höchstkurs des Signal-Bars überwunden wird, bevor eine Position „gefillt“ werden konnte, sollte die Order gestrichen werden, da das Pattern neutralisiert wurde. In den Fällen, in denen die Kriterien von Punkt 3 nicht erfüllt werden, muss man nach dem traditionellen Verfahren vorgehen (= unterhalb von Punkt 2 verkaufen). In den Fällen, in denen die Kriterien jedoch erfüllt werden, wird man in die Lage versetzt zu deutlich besseren Preisen verkaufen zu können, knappere Stopps zu platzieren. Dieses allgemeine Pattern funktioniert in allen Märkten, auf allen Zeitebenen und stellt auch Intraday gute Signale zur Verfügung.

Quelle: Traders-Magazin

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