Kommentar
15:00 Uhr, 25.11.2005

Interview mit Rickey Cheung: Der Meister der Systeme

Wir wurden auf Rickey Cheung durch seine RC-Trading-Systeme aufmerksam. Die Systeme zogen kürzlich die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich, weil sie die Spitzensysteme für den S&P im US-Magazin Futures Truth waren, ein Magazin, das Handelssysteme untersucht und die Ergebnisse für die Trader-Gemeinde veröffentlicht.

Rickey Cheung wurde in Hong Kong geboren und ging im Alter von siebzehn Jahren in Houston, USA, zur Universität. Zurück in Asien ging er tagsüber zur Arbeit und handelte abends. Sein einziges Hobby ist die Lektüre englischer Trading- und Wirtschaftsbücher sowie chinesischer Gedichte und Literatur. Er spezialisiert sich in seinem Trading ebenso wie in seiner Lektüre. Seine Passion sind Trading und Wohltätigkeit.

FRAGE: Was dachten Sie über den Handel und die Händler, bevor Sie sich selbst damit befasst haben?

Rickey Cheung: Ich hielt es für eine Herausforderung und dass ich in der Lage sein würde, es zu tun. Ich wusste, dass viele dabei versagen. Aber ich dachte tatsächlich, ich würde es eines Tages tun.

FRAGE: Was hat Sie zum Trading gebracht?

Cheung: Mein Biochemieprofessor zeigte mir in seiner Freizeit, wie man Sojabohnen handelt, das hat mein Interesse geweckt. Im Fach Finanzen zum MBA interessierte mich die Analyse von Aktien usw. Dann bekam ich eine Ganztagsstelle in Asien, die nichts mit dem Handel zu tun hatte. Aber wegen der Zeitdifferenz konnte ich nach der Arbeit nach Hause gehen, zu Abend essen und anschließend bis wenige Stunden vor Schluss am amerikanischen Aktienmarkt handeln.

FRAGE: Waren Sie von Anfang an erfolgreich?

Cheung: Bis vor drei Jahren hatte ich seit Beginn kein einziges Gewinnjahr. Dann entdeckte ich etwas, das mir einen Gewinnvorteil brachte, und seitdem ist alles ganz anders. Das Spiel heißt IN ORDER TO WIN; der Gewinner muss sich etwas Originelles ausdenken statt es anderen nachzumachen. Das ist mit ein Grund, weshalb 95 Prozent der Trader verlieren, sie haben nichts Eigenes, keine gesunde Logik für den Handel.

FRAGE: Haben Sie mit einem kleinen oder großen Handelskonto angefangen? Natürlich ist das relativ.

Cheung: Jetzt trade ich in großem Stil, in der Vergangenheit konnte ich nie genug Geld haben und hatte es auch nicht.

FRAGE: Viele Trader mit wenig Geld fliegen nach wenigen Wochen oder Monaten aus dem Markt. Sie haben mit einem sehr kleinen Konto angefangen und handeln jetzt in Vollzeit. Meinen Sie, dass es viele Leute gibt, die Ihnen das nachmachen können?

Cheung: Kleine Konten fliegen teilweise wegen ihrer geringen Größe aus dem Markt, wovon ein Teil aber nach meiner Meinung psychologisch bedingt ist. Wenn Ihnen jeder erzählt, ein kleines Konto könne nicht überleben, dann überlebt es auch nicht. Wenn Sie einen Gewinnvorteil haben, können Sie glaube ich, ein kleines Konto in ein großes verwandeln. Wenn Sie so etwas nicht haben, können Sie ein großes Konto in ein kleines verwandeln oder rausfliegen. Auch viele große Konten fliegen raus.
Ob großes oder kleines Konto, es kann immer rausfliegen. Auch LTMC flog raus, trotz Nobelpreisgewinnern und großem Konto usw. … Der Punkt ist, ob Sie einen Gewinnvorteil beim Handel haben, nicht die Kontogröße. Wenn man in diesem Spiel Geld gewinnen will, MUSS man anderen zuhören und sogar versuchen, aus ihren Erfahrungen zu lernen, ABER nach dem Zuhören und vor dem Lernen, muss man DENKEN; man kann die Lehren eines Trading-Buches nicht als Wahrheit nehmen. Wenn hundert Trading-Bücher dieselben Dinge sagen, dürfen Sie immer noch nicht glauben, alles sei WAHR. Sie müssen ausprobieren und NACHDENKEN, ob es die Wahrheit ist.
Man wird Ihnen erzählen, Sie sollen dem Trend folgen, der Trend ist Ihr Freund. Ist das wahr? Jeder behauptet es, selbst die 95 Prozent Verlierer reden es sich gegenseitig ein. Hilft das beim Traden? NEIN? WARUM? Sie können den richtigen Trend nicht finden, und wissen nicht, wie man ihm folgt. Wenn der Markt aufwärts zeigt, bedeutet das nicht, da ist ein Aufwärtstrend, dem man folgen muss; wenn es so einfach wäre, gäbe es 95 Prozent Gewinner und nicht Verlierer. Wenn der Markt aufwärts zeigt sagt jeder, das sei ein Aufwärtstrend, Sie gehen long, der Markt dreht plötzlich abwärts und Sie verlieren. Wie kann man denn einem Trend folgen, wenn man nicht den Gewinnvorteil hat, den wirklichen Trend oder Gegentrend entdecken zu können (Gegentrend heißt umgekehrter Trend). Die meisten Trader sehen nur den Kurs im Markt (SP oder ES) mit viel Gerede und anderen technischen Analysewerkzeugen; wenn sie also den SP-Kurs aufwärts gehen sehen, scheint das ein Aufwärtstrend zu sein, aber mit den RC-Indikatoren sehen wir, ob es wirklich ein Trend ist; wir können mehr sehen als nur den Kurs, um den Trend zu finden. Jemand mag den Kurs aufwärts gehen sehen, aber wir sehen vielleicht, dass der Markt sich abwärts bewegt, obwohl der Kurs steigt. Wir gehen dann short und gleich danach geht der Kurs auch abwärts. Das ist, was wir den wirklichen Trend nennen. Nicht den Kurs. Also muss man vor und nach dem Trade denken. Den anderen zuhören, aber nachdenken, ob es wirklich wahr ist.

FRAGE: Wie definieren Sie Gewinnvorteil (winning edge) genau?

Cheung: Ich definiere Gewinnvorteil als die Situation, in der ein Trader bessere Chancen im Vergleich zu anderen Tradern hat, wodurch er eben gegen die anderen gewinnt. Wir definieren Vorteil als (Gewinnwahrscheinlichkeit X Gewinnbetrag) + (Verlustwahrscheinlichkeit X Verlustbetrag). Ein Beispiel im SP (Gewinnverhältnis 50 %; Gewinnfaktor 2:1), der Vorteil dieses Systems ist (0,5 X 2) + (0,5 X -1) = 1 + (-0,5) = 0,5. Das heißt, dass Sie mit je $1, den Sie handeln, $0,50 gewinnen. Wenn Sie jedes Mal $1.000 handeln, gewinnen Sie $500. Der Vorteil dieses Systems oder Händlers ist +0,5. Natürlich ist je höher umso besser. Jetzt sollten die Leser ein besseres Verständnis von Vorteil haben. Wenn ein Händler eine hohe Gewinnwahrscheinlichkeit und einen hohen Gewinnfaktor hat, hat er einen Gewinnvorteil (winning edge).

FRAGE: Würden Sie uns bitte etwas darüber erzählen, wie Ihr Trading aufgebaut ist? Arbeiten Sie mit Mustern oder Indikatoren?

Cheung: Mein Handel und meine Systeme basieren auf Indikatoren, nicht auf Mustern. Muster sind, was sich vorher abgespielt hat und Trader oder Systementwickler hoffen und wünschen, dass es in Zukunft wieder so läuft.
Ich verwende RC-Indikatoren, die sich in Tests als robust erwiesen haben und auf die Zukunft gerichtet sind, nicht auf die Vergangenheit.

FRAGE: Wie lange dauern Ihre typischen Trades?

Cheung: Wenn ich beim Daytrade im Gewinn bin und den Trend nach meiner Handelsweise intakt sehe, bleibe ich bis zum Marktschluss drin. Ich habe kein Gewinnziel. Wenn ich verliere, begrenze ich den Verlust und an einem anderern Tag weiter.

FRAGE: Sind Sie ein systematischer Trader?

Cheung: Ich handele nach meinem System und folge ihm hundert Prozent für Einstieg, Ausstieg oder Schluss. Manchmal weiche ich etwas vom System ab; ich habe es entwickelt und kenne die Logik dahinter, so dass ich die Position manchmal früher mit Gewinn oder Verlust schließen kann. Dann kommt Ermessen ins Spiel.

FRAGE: Wieviele Parameter benutzt Ihr System?

Cheung: Ich verwende fünf Parameter, seine Berechnung der Korrelationen und Relationen. Es hat gezeigt, dass es in der Vergangenheit und beim richtigen Handel sehr gut arbeitet, und ich bin sicher, dass das auch in Zukunft der Fall ist, wenn man die Logik dahinter kennt.

FRAGE: Mischen Sie Zeitrahmen?

Cheung: Nein, beim Intraday-Traden werden keine Zeitrahmen gemischt.

FRAGE: Arbeiten Sie mehr mit Indikatoren oder mit Chart-Mustern?

Cheung: Ich lese keine Charts, und auch meine Schüler lesen keine Charts. Charts sind dasselbe wie die Kurse, nur als Bild, Trader sehen sie lieber, weil sie bequemer anzusehen sind als Kurse. Ich blicke auf meine eigenen Indikatoren, die sagen können, ob ein Markt die Kraft hat, aufwärts zu gehen, oder die Schwäche hat abwärts. So einfach ist das.

FRAGE: Auf welchen Konzepten basieren Ihre Indikatoren?

Cheung: Ich kann nur ein paar Informationen geben, aber nicht ins Detail gehen, weil meine Schüler $200,000 für mein Seminar bezahlen und ich zurzeit zwei in den USA coache. Ich unterrichte drei Studenten pro Jahr.
Unsere Indikatoren können schneller als der Marktpreis reagieren, so dass wir vor dem Markt long oder short gehen können. So entdecken wir die Trendumkehr, bevor der Kursverlauf sie anzeigt. Ich hoffe, dass dies das Interesse etwas befriedigt, und bitte zu entschuldigen, dass ich nicht mehr über die RC-Indikatoren sagen kann. Die Studenten sehen die RC-Indikatoren aufwärts zeigen und gehen long, um zu gewinnen. Sehen sie die RC-Indikatoren abwärts zeigen, gehen sie short, um zu gewinnen. Es sind Trades mit hoher Wahrscheinlichkeit und einem Stopp-Loss.

FRAGE: Spielt das Volumen bei Ihrem Trading-Ansatz eine Rolle?

Cheung: Nein, Volumen spielt beim Futures-Handel keine Rolle, es mag beim Aktienhandel wichtig sein. Manche Trader werden mir nicht zustimmen. Viele von ihnen blicken beim Futures-Handel auf das Volumen des offenen und geschlossenen Interesses. Aber ich glaube, dass es für RC-Trader nicht wichtig ist, weil wir bessere Indikatoren für den Handel in den Märkten haben.
Der Kurs ist beim Futures-Handel das Wichtigste. Wenn Sie Gewinn machen, warum sich um das Volumen kümmern, von dem er ausgeht?

FRAGE: Wie testen Sie Ihre Ideen für den Handel?

Cheung: Zunächst einmal habe ich keine Ideen, kein Trading-Ideen. Ideen entstehen nicht einfach so. Das muss man auf wissenschaftliche Weise machen; Sie müssen den Markt beobachten, Ihren eigenen Chart oder was immer Ihnen einen Gewinnvorteil für den Handel bringt. Nach einer Zeit der Beobachtungen stellen Sie eine Hypothese auf, die Sie dann überprüfen und mit Vergangenheitsdaten testen, bevor Sie sie im praktischen Handel einsetzen. Wenn es in der Vergangenheit und im Handel klappt, formulieren Sie eine Idee, eine neue Trading-Idee, hoffentlich mit neuem Gewinnvorteil. Wenn es auch weiterhin funktioniert, dann haben Sie eine Trading-Idee. Sie können sich keine Idee ausdenken, Sie müssen beobachten, dann denken, ausprobieren, denken, probieren ….. testen und traden, bevor eine neue Idee ausgeformt ist.

FRAGE: Halten Sie noch nach neuen Ansätzen Ausschau?

Cheung: Ich mache seit drei Jahren non-stop mit den Forschungen zwanzig Stunden jedes Wochenende weiter, auch seit und nach der Entdeckung meines Winning Edge. Ich tue es heute noch.

FRAGE: Wie viele verschiedene Setups verwenden Sie beim Traden?

Cheung: Ich verwende fünf verschiedene Parameter als Trading-Ansatz. Aber alle fünf sind in die RC-Indikatoren eingebaut und daher leicht zu handhaben und zu traden.

FRAGE: Wie managen Sie Ihr Risiko?

Cheung: Wenn ich einen Trade eingehe, setze ich sofort und gleichzeitig einen Stopp zur Verlustbegrenzung. Läuft der Trade weiter, beobachte ich und ziehe den Stopp enger bis hin zu einem situationsabhängigen Stopp, über den ich mit der Entwicklung des Trades entscheide. Wenn ich im Gewinn bin, der besten Lösung, bewege ich den Stopp auf Einstand plus einen halben Punkt, um die Gebühren abzudecken. Dann bleibe ich manchmal bis zum Schluss im Markt. Wenn ich im Verlust bin, beobachte ich den Markt genauer und ziehe den Stopp eventuell enger nach, um den Verlust schnell abzuschneiden.

FRAGE: Wie bestimmen Sie, ob Sie in einem Trade falsch liegen?

Cheung: Jeder Trader, Gewinner und Verlierer, weiß ob er falsch liegt. Natürlich weiß der Gewinner mehr und kann etwas unternehmen, während der Verlierer es zwar weiß, aber nicht viel tun kann.
Etwas ist wichtig, und zwar sofortige Bestätigung. Wenn Sie einen Trade eingegangen sind und er geht innerhalb von Minuten in Ihre Richtung, dann wissen Sie, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit ein Gewinn-Trade wird. Das nennt man sofortige Bestätigung. Wenn der Trade in wenigen Minuten gegen Sie geht, ist das auch eine sofortige Bestätigung, aber eine andere, und ein Blick auf Ihren Chart, oder bei mir die Indikatoren, sagt mir, ob er noch so gut wie beim Einstieg aussieht. Wenn ja, bleibe ich drin, wenn nicht, schließe ich ihn.

FRAGE: Nach Ihren Antworten gibt es ein Element des Ermessens in Ihrem Trading-Ansatz, aber Sie verkaufen Ihr System an andere Trader, die nicht den Einblick und die Erfahrung mit Ihrem System haben. Sind sie in einer schlechteren Lage, weil sie keinen Zugang zu Ihrer Erfahrung haben? Oder sind die Systeme, die Sie verkaufen, vollautomatisch, und wenn, wie waren Sie in der Lage, solche Ermessenselemente in die Software zu integrieren?

Cheung: Das Trading-System ist so, wie ich trade. Ich programmiere einfach meine Art zu traden. Es ist ein hundert Prozent mechanisches System, und die Ergebnisse sprechen für sich. Ich bin nicht in der Lage, alle meine Strategien in ein mechanisches System zu programmieren, aber es ist trotzdem das beste von allen, die es gibt. Ich glaube, dass kein Entwickler sein gesamtes Wissen in ein Trading-System programmieren kann. Deshalb tue und versuche ich es weiter und hoffe, zum Vorteil der Anwender mein Bestes in das System zu legen. Benutzer meines Trading-Systems können also automatisch ohne die Verwendung diskretionärer Elemente handeln. Meine Schüler verstehen die Logik aber selbstverständlich und können ihre eigenen Kenntnisse hinzufügen.

FRAGE: Ist Money Management ein unabhängiges Thema?

Cheung: Ja, Money Management ist ein unabhängiges Thema. ABER erst muss man einen Gewinnvorteil, ein Winning Edge haben, dann kommt Money Management hinzu. Selbst mit der besten Money Management-Methode werden Sie verlieren, wenn Sie keinen Gewinnvorteil haben.

FRAGE: Wieviel Ihres Kapitals riskieren Sie pro Trade?

Cheung: Beim Futures-Handel sind es fünf Prozent. Beispiel: je Trade rechne ich im Daytrading mit dem ES konservativ $10 000 pro Kontrakt, und wenn ich zehn Punkte = $500 je ES-Kontrakt verliere, stoppt das System. Das sind fünf Prozent des in jedem Trade eingesetzten Kapitals. Wenn ich aggressiv handele, rechne ich vielleicht $5 000 pro ES-Kontrakt, dann entspricht es etwa zehn Prozent des Kapitals pro Trade.

FRAGE: Wie managen Sie Ihre offenen Trades?

Cheung: Solange mein Winning Edge in einem offenen Trade noch vorhanden ist, mache ich weiter. Wenn der Vorteil schwindet, ist es Zeit ihn zu schließen; ich nehme das sehr systematisch.

FRAGE: Welche Art Stopps und/oder Gewinnziele verwenden Sie?

Cheung: Ich setze keinen Gewinnstopp, das sollte man nicht tun. Warum einen Gewinn stoppen, wenn man etwas Geld verdient, und es läuft weiter? Ihren Broker wird das freuen. Sie sollten einen Stopp-Loss haben, den Betrag oder Punkte, die Sie riskieren wollen. ABER solange Ihr Gewinnvorteil oder Grund drin zu sein, gültig sind, weiten Sie den Gewinn aus, es gibt kein vorgegebenes Ziel. Niemand kann oder wird wissen, was der Markt als nächstes macht, also gibt es kein Ziel. Wenn ein Trader ein Ziel setzt, hat er eine vorgefasste Meinung zum Markt, dann ist er nicht mehr flexibel, um sich den Marktveränderungen anzupassen, wenn sie kommen. Wenn Sie sehen, dass Ihr Indikator oder Ihre Methode gut läuft, sollten Sie eher weitere Kontrakte hinzufügen, solange Sie Geld verdienen, und statt Gewinne mitzunehmen sollten Sie die Position erweitern, um Ihre Gewinne zu maximieren. Dies ist einer der Gründe, warum 95 Prozent der Trader verlieren.
Wenn Sie fahren, halten Sie bei Gefahr an. Wenn die Straße frei ist, halten Sie nicht an. Beim Traden halten Sie an, wenn Sie im Verlust sind, und Sie halten nicht an, wenn Sie im Gewinn sind, solange Ihre Indikatoren nicht anzeigen, dass möglicherweise eine Wende bevorsteht. Kein Gewinnziel, weil Sie den Markt nicht so unter Kontrolle haben wie Ihr eigenes Budget oder Ihre Ziele.

FRAGE: Ist die Ausführung der Trades ein subjektiver Prozess oder machen Sie das mechanisch?

Cheung: Für mich mechanisch, weil ich in Jahren der Forschung gemerkt habe, dass manche Trader nicht handeln können, selbst wenn sie den Trade richtig sehen. Um es ihnen leichter zu machen, ist mechanisch der beste Weg. Auch für mich ist mechanisch der richtige Weg, weil ich den Trade nicht verpassen will, es ist nützlich und effektiv, falls ich einen Telefonanruf habe oder auf andere Weise abgelenkt werde.

FRAGE: In welchem Verhältnis stehen Ihre Gewinn- und Verlust-Trades zueinander. Ich meine die Anzahl der Gewinn- und Verlust-Trades.

Cheung: Es sind etwa 60 Prozent Gewinn-Trades und 40 Prozent Verlust-Trades. Das ist wichtig, aber nicht das Wichtigste. Der Gewinnfaktor ist wichtig, und ich halte ihn immer bei 2,5. Für eine Aussage über einen guten Händler oder ein gutes Trading-System ist der Prozentsatz der Gewinn-Trades irreführend, achten Sie bitte auf den Gewinnfaktor. Es sieht gut aus, wenn ein Trader oder ein System 80 Prozent Gewinn- und 20 Prozent Verlust-Trades hat, aber wenn man genau hinsieht und sein Gewinnfaktor ist nur 0,5, ist es wohl kein guter Trader oder kein gutes System. Das ist wie beim Schreiben von Optionen, viele Stillhalter machen elf Monate im Jahr Gewinn, aber in einem Monat verlieren sie alles wieder und noch mehr. Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass man auch dann noch Verlust machen kann, wenn 90 Prozent Gewinne sind. Es ist also der Gewinnfaktor, der mehr zählt.

FRAGE: Was war Ihr schlimmster Drawdown? Vielleicht können wir hier die Zahl aus dem Tradestation-Report verwenden.

Cheung: Einmal habe ich 20 Punkte im ES an einem Tag verloren, das sind $1000 pro Kontrakt. Ich habe daraufhin den Stopp in meinem System enger gesetzt, damit das nicht wieder vorkommt.
Ich weiß nicht, mein schlimmster Drawdown war wohl in Futures. Aber Händler können das steuern und managen, wie ich gesagt habe, indem sie sofort nach dem Eingehen des Trades einen schützenden Stopp eingeben. Das kann einen großen Drawdown verhindern, wenn Sie es diszipliniert umsetzen.

FRAGE: Was frustriert Sie am meisten beim Traden?

Cheung: Trading muss Spaß machen und profitabel sein, denke ich, wenn es das nicht ist, sollte man lieber nicht handeln. Im Traden liegt kein Frust, man muss sich wohl fühlen und beherrscht sein. Wenn Sie verlieren, nun gut, schreiben Sie den Grund auf; stimmt der Indikator nicht oder passt er nicht zu der Marktsituation, fangen Sie wieder mit den Untersuchungen an. Wenn es die Ausführung war, merken Sie sich die Erfahrung und machen es das nächste Mal besser. Versuchen Sie, Spaß am Trade zu haben; wenn er Ihnen Freude macht, entspannen Sie sich und umgekehrt, wenn Sie entspannt sind, macht es Ihnen Spaß.
Es gibt frustrierende Momente beim Traden, wenn plötzliche Nachrichten dazu führen, dass der Markt sich schnell bewegt, aber wenn ein Trader immer seinen schützenden Stopp setzt, ist es sicher und verursacht keinen Frust. Ich meine plötzliche Nachrichten, nicht Wirtschaftsdaten oder FOMC-Mitteilungen (Federal Open Markt Committee des Federal Reserve Board), weil Trader wissen, wann sie zu erwarten sind und entscheiden können, ob sie zu diesem Zeitpunkt in einer Position sein wollen oder nicht. Ein terroristischer Akt usw. kann eine plötzliche Nachricht sein. Davor schützt man sich beim Traden mit einem Stopp-Loss.

FRAGE: Wann wurde Ihnen klar, dass Trading nicht nur ein Versuch in den Märkten, sondern eine Vollzeit-Beschäftigung für Sie sein würde? Oder haben Sie das von Beginn an gespürt?

Cheung: Wenn man aufeinander folgende Gewinntage hat und die Logik und Strategien einige Monate lang getestet wurden, kann man Vollzeit-Handel in Erwägung ziehen.

FRAGE: Wann kommt das psychologische Element ins Spiel?

Cheung: Wenn Sie ein System verwenden, können Sie fast 90 Prozent oder mehr der emotionalen Probleme beim Traden vermeiden. Eigentlich besteht das einzige emotionale Problem darin, dass ein Trader einen großen Gewinn hat, ihn mitnehmen und dem System nicht 100 Prozent folgen will. Automatisch zu traden, kann dieses Problem etwas mildern, vorausgesetzt Sie haben ein bewährtes gewinnbringendes System dafür. Falls nicht, handeln Sie lieber nicht.

FRAGE: Ein paar Worte über Angst, Gier und Selbstbewusstsein?

Cheung: Wenn Sie einen Gewinnvorteil haben, ein Winning Edge, traden Sie entspannt und beherrscht, da spielen Angst, Gier und Selbstbewusstsein keine Rolle. Es ist ein entspanntes Wohlgefühl; wie beim Fahren denken Sie nicht viel, Sie haben keine Angst, Gier usw. Wie beim Fahren oder Schwimmen tun Sie es mit einem guten Gefühl und entspannt. Sie arbeiten in bester Verfassung. Sie haben keine Angst.

FRAGE: Was ist Ihrer Meinung nach der Unterschied zwischen Ihnen und so vielen anderen Tradern, die es nicht geschafft haben?

Cheung: Ich habe ein Winning Edge oder mehrere, das unterscheidet unser Spiel, das ist der ganze Trading-Unterschied. Wenn Sie einen Gewinnvorteil haben, sind Sie diszipliniert und haben Vertrauen. Sie haben Freude am Traden und sind profitabel, alles läuft ganz natürlich ab. Sie traden auf einem hohen eigenen Niveau, das vielleicht nicht viele andere erreicht haben.

FRAGE: Und wenn Sie nicht traden, wie verbringen Sie Ihre Freizeit?

Cheung: Ich habe im Augenblick kaum Freizeit und wenn, dann lese ich wirklich gern, wie ich schon erwähnt habe.

B1) RC Success2 Chart

Die Equity Curve zeigt die Entwicklung von RC Success2 in den letzten 40 Monaten bzw. der letzten 638 Trades. Das sehr konsistente System handelt im Schnitt 15mal pro Monat und ausschließlich intraday den S&P-Future. Basierend auf einer eigenen „Sound Logic“ Systematik wurden die Draw-Downs niedrig gehalten bei dennoch hohem Profit. Maximaler Draw-Down lag bei eineinhalb Monaten. Durchschnittsmonat: 1 584 Dollar bei einem Kontrakt.

B2) RC Miracles2 Chart

Ebenso wie Success2 sehen Sie in der Equity Curve die letzten 40 Monate bzw. 1017 Trades. Miracles2 basiert auf einer eigenständigen Strategie und ist unabhängig von Sucess2. Es versucht Trends in einem möglichst frühen Stadium zu erkennen und geht somit auch agressiver als Success2 vor. Im Schnitt handelt Miracles2 ein mal pro Tag. Maximaler Draw-Down: zwei Monate. Durchschnittsmonat: 2 312 Dollar bei einem Kontrakt.

T1) Top Ten S&P-Systeme

1. RC Success 212.6%
2. R-Mesa 3 139.7%
3. %C Daybreaker 92.0%
4. STC SP Daytrade 88.5%
5. Balance Point 87.3%
6. R-Breaker 82.5%
7. RC Miracles 81.0%
8. Cyclone 77.1%
9. R-Mesa 5 76.7%
10. BWT SP Zones 69.8%

Die Reihenfolge basiert auf der Performance seit Erscheinen. Einige Systeme waren während kurzer Zeit nicht dabei. Der Gewinn basiert auf drei Mal erforderliche Margin. Die Ergebnisse basieren auf der Performance bis 31. Mai 2005.

Quelle: Traders-Magazin

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