Fundamentale Nachricht
17:11 Uhr, 01.07.2014

Interview mit Jens Klatt, Chef-Marktanalyst von FXCM

Jens Klatt, hat als Chef-Marktanalyst des Brokerhauses FXCM einen genauen Überblick über das Tradingverhalten der Kunden. Im Interview spricht er über seine Beobachtungen.

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„Kursbewegungen lassen sich nicht vorhersagen“

Viele Trader, erläutert Klatt im Interview, tun sich schwer damit, Tradingfehler zuzugeben. Sie wollen sich daraufhin am Markt „rächen“ – und manövrieren sich noch stärker in die Verlustzone. Klatt rät Anlegern deshalb nach Gründen Ausschau zu halten, die der eigenen Einschätzung für den jeweiligen Markt entgegenstehen. Trader dürften dann erkennen, dass sich oftmals die Gründe für Long- und Shortpositionen die Waage halten. Als Konsequenz rät Klatt: Trader müssen sich zwingen Stops zu verwenden.

Herr Klatt, warum handeln Trader oftmals nicht das, was sie sehen, sondern das, was sie denken?

Die Antwort auf diese Frage ist sehr unpopulär: Als Hauptgrund ist hier das Ego besonders von Retail-Tradern zu nennen. Retail-Trader tendieren dazu zu glauben, dass sie in der Lage sind vorher sehen zu können, wo der Markt hin läuft, es beim Trading nicht um die Identifikation eines Vorteils geht, welchen sie dann versuchen durch den geschickten Einsatz eines Risk- und Money Management-Plans zu kapitalisieren. Diese Ego-Trader können schwer damit umgehen, dass die Chance besteht, dass es auch anders kommen könnte, sie Unrecht haben.

Trader, die stark von ihrem Ego getrieben werden, sind kaum in der Lage zuzugeben, dass sie einen Fehler gemacht haben. Solche Ego-Trader tendieren dann dazu, basierend auf ihrer Meinung und dem Willen Recht haben zu wollen, "Vergeltung" oder "Rache" am Markt üben zu wollen. Dieser Vergeltungs- bzw. Rache-Gedanke geht häufig soweit, dass diese Ego-getriebenen Trader bei Trades, die sich nicht so entwickeln, wie diese Trader es sich vorgestellt haben, beispielsweise einfach ihren Stop löschen und lieber einen noch größeren Verlust in Kauf nehmen, als zuzugeben und zu akzeptieren, dass sie einen Fehler gemacht haben. Das Resultat ist, dass die durchschnittlichen Gewinne im Verhältnis zu den durchschnittlichen Verlusten zu klein werden und ausgehend hiervon der gesamte Handelsansatz unprofitabel wird.

Was würden Sie Tradern empfehlen, damit diese objektiv handeln können?

An erster Stelle würde ich Tradern, die bei sich die genannte "Ego-Variable" erkennen, raten daran zu arbeiten und zu akzeptieren, dass sie Kursbewegungen nicht vorhersagen können. Tatsächlich sind Retail-Trader sehr gute Analysten und sie können bevorstehende Kursbewegungen sehr gut antizipieren. Davon dürfen sich Trader aber nicht blenden lassen. Für erfolgreiches Trading ist es essentiell zu verstehen, dass Profitabilität bei Profis daher kommt, dass sie Komponenten in ihrem Trading beeinflussen, die sie tatsächlich auch beeinflussen können. Der Kursverlauf, besonders am Devisenmarkt und ausgehend von seiner Größe – am Devisenmarkt werden täglich im Schnitt 5,3 Billionen US-Dollar gehandelt –, gehört nicht dazu. Es ist die durchschnittliche Größe der Gewinner und Verlierer.

Als Tipp würde ich Tradern raten ganz bewusst nach Gründen Ausschau zu halten, die entgegen ihrer Einschätzung, ausgehend von ihrer Analyse für den jeweiligen Markt, stehen. Als Beispiel: Der Trader kommt ausgehend von seiner Analyse zum Schluss, dass die Veröffentlichung der Non Farm Payrolls, also des US-Arbeitsmarktberichts, wenn sie besser als erwartet reinkommen, den EUR/USD fallen lassen sollte. Der Trader sucht nun ausgehend von dieser Einschätzung Gründe, warum der EUR/USD steigen sollte, selbst dann, wenn der US-Arbeitsmarktbericht besser als erwartet veröffentlicht wird.

Diese Herangehensweise wird ihm, penibel umgesetzt, vor Augen führen, dass er Kursbewegungen nicht vorhersagen kann, er also stets dem Risiko ausgesetzt ist, einen Verlust-Trade zu erleiden. Als Resultat muss der Trader sich zwingen einen Stop zu verwenden, der seinen potentiellen Verlust begrenzt.

Stellen Sie manchmal fest, dass Herdenverhalten und Massenpsychologie ihre Kunden beeinflussen?

"Herdenverhalten" oder Massenpsychologie, so wie wir diese Phänomene aus den Zeiten der New Economy um die Jahrtausendwende kennen, ist seltener geworden bzw. mir in dieser klassischen Form seitdem zumindest noch nicht wieder untergekommen. Als Grund würde ich hier die Möglichkeit nennen, sich rund um das Thema Finanzmärkte kostenlos nahezu unendlich viel Input aus dem Internet zu holen. Der Einsatz von Google spielt hier eine ganz wesentliche Rolle, Webseiten wie DailyFX beispielsweise haben es sich zur Aufgabe rund um die Finanzmärkte gemacht, nahezu rund um die Uhr Marktnachrichten, Analyse- und Trading-Ausbildungsinhalte in schriftlicher oder auch in Webinar-Form zur Verfügung zu stellen.

Es ist in diesem Zusammenhang bei unseren FXCM-Kunden z.B. deutlich erkennbar, dass dieser Input auf fruchtbaren Boden fällt, zumindest wenn es darum geht, Kursbewegungen an den Devisenmärkten beispielsweise vorwegzunehmen und zu erahnen. Die Argumentation, dass Retail-Trader konsequent immer alles falsch machen würden und man diese stets als Kontra-Indikator nutzen sollte, ist in meinen Augen absolut nicht haltbar, im Gegenteil: Der klassische Retail-Trader ist ein fantastischer Analyst, oben beschriebenes Ego kommt eventuell nicht von ungefähr.

Das Problem ist nur: Genauso fantastisch, wie er als Analyst ist, ist er grottenschlecht, wenn es um das Risk- und Money-Management geht. Die Verlust-Aversion, wonach Verlierer stärker gewichten als Gewinner in Verbindung mit oben beschriebenem, übersteigerten Selbstbewusstsein, welches unweigerlich dazu führt, dass der klassische Retail-Trader zu lange an verlustbringenden Positionen festhält und gewinnbringende Trades zu schnell schließt, ist in meinen Augen der Hauptgrund für die Unprofitabilität von Retail-Tradern und die Basis dafür, diese als klassischen Kontra-Indikator zu betrachten.

Als aktuelles Beispiel zur besseren Illustration kann man den Kursverlauf im EUR/USD anführen: Nachdem das Währungspaar im Juli 2013 zurück über die 1,28er Marke lief, waren die Retail-Trader von FXCM durchweg Netto-Short positioniert, d.h. hielten durchweg mehr offene Short-Positionen im Verhältnis zu offenen Long-Positionen – und das bis zum Erreichen der 1,40er Marke im Mai 2014. In dem Moment, wo der EUR/USD dann in Richtung der 1,35er Region zurücksetzte, reduzierten dieselben Retail-Trader ihre dann gewinnbringenden Short-Positionen und fanden sich auf der Long-Seite wieder, interessanterweise in dem Moment, als der Markt schlussendlich begann in ihre Richtung zu laufen. Der Klassiker also, Verlierer zu lange laufen gelassen, Gewinner zu schnell geschlossen.

Wie geben Sie Ihren Kunden die Sicherheit, das Richtige zu tun?

DailyFX.de erstellt börsentäglich Marktnachrichten und Analysen rund um die globalen Finanzmärkte – vor allem in den Bereichen Devisen, Indizes und Rohstoffe – und stellt Tradern alles rund um die Trading-Ausbildung zur Verfügung. Ergänzt wird dieses bereits sehr umfangreiche Angebot durch das börsentäglich mit mir stattfindende Morning Meeting um 10:30 Uhr, welches kostenlos und ohne Registrierung im Live Stream auf DailyFX.de abrufbar ist und täglich mindestens zwei weitere Webinare: Trading Setups am Morgen, Erklärung von diversen technischen Indikatoren, Risk- und Money Management, Einführung in die Handelsplattform etc.

Speziell im Morning Meeting erhalten Trading-Interessierte einen "Rund-um"-Überblick über die Finanzmärkte, ich gebe Trading-Ideen und Setups, zeige ausgehend von meinen bestehenden Trades, wie ich diese manage und stehe via Chat für Fragen der Teilnehmer zur Verfügung.

DailyFX Deutschland betreibt zudem einen Echtzeitnachrichten-Feed, welcher nahezu rund um die Uhr von meinem Team und mir betreut wird und Trading-Interessierten die Möglichkeit bietet einem Team professioneller Analysten zu folgen und zu sehen, wie diese am Markt agieren und sich verändernden Marktbedingungen anpassen. Fragen und Antworten, die sich durch die stets verändernden Finanzmärkte ergeben, kann man zudem jederzeit im deutschen DailyFX-Forum stellen. Dort findet sich neben dem Team DailyFX Deutschland eine große Trading-Community, deren Teilnehmer ihre Gedanken miteinander teilen.

Die Fragen stellte Helge Rehbein.

Jens Klatt ist seit rund zehn Jahren in der Finanzbranche tätig. Seinen Einschätzungen zu den globalen Finanzmärkten – sowohl fundamental, technisch, als auch sentimenttechnisch – können Anleger börsentäglich kostenlos um 10:30 Uhr im Morning Meeting auf DailyFX.de verfolgen. Zudem erstellen Klatt und sein Team fortwährend Analysen rund um die globalen Finanzmärkte, teilen ihre Einschätzung zu Marktnachrichten im Echtzeitnachrichten-Feed auf DailyFX mit und beantworten im deutschen DailyFX-Forum alle Fragen rund um die Märkte und das Thema Trading. Folgen Sie Jens Klatt auch auf seinem Guidants-Desktop!

Diesen Artikel und weitere Beiträge zum Thema Tradingpsychologie lesen Sie in unserer aktuellen Sonderpublikation "Tradingpsychologie - der Feind sitzt in Ihrem Kopf". Sie können die Publikation hier kostenlos herunterladen.

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