Kommentar
13:33 Uhr, 14.02.2005

Interview mit Jafari: Die Waffen der Frau

Nazila Jafari wurde im Iran geboren und hat Teile ihrer Kindheit und Jugend in den USA und in England verbracht. Schon im zarten Alter von nur acht Jahren kam sie über ihren Großvater zum ersten Mal mit den Märkten in Kontakt. Heute lebt sie in Kaiserslautern und ist hauptberuflich Traderin und Trading-Coach. Bekannt wurde Jafari vor allem deshalb, weil sie sich im Internet über Jahre hinweg eine wahre Fangemeinde aufgebaut hat.

Ihr Handelsansatz ist für gestandene Männer als unkonventionell zu bezeichnen. Systematische Elemente findet man zwar, doch von dem, was man als einen automtischen Handelsansatz bezeichnen würde, ist sie doch weit entfernt. So sagt sie auch selbst, dass zwar nicht der Ansatz selbst systematisch sei, jedoch schon eine Systematik dabei helfe, die Regeln zu beachten. Bauchgefühl spielt eine große Rolle, für Jafari ist es das, was Frauen von Männern unterscheidet.

Am wichtigsten ist es für sie, einen Plan zu haben und mit diesem stets gut vorbereitet in den Tag zu gehen. Zu dem Plan gehört nicht nur zu wissen, wann man kaufen, verkaufen, Verluste begrenzen und Gewinne laufen lässt, sondern auch, wann man den Feierabend vielleicht besser schon vor dem Handelsende begeht, oder man nach dem Feierabend stattdessen noch in den USA weitertradet.

Jafari attestiert sich selbst eine Trefferquote von 85 Prozent. Eine unglaubliche Zahl, die sie auch darauf zurückführt, dass sie eben nicht handelt oder es unterbricht, wenn der Tag nicht gut beginnt.

Jafari legt besonderen Augenmerk auf die Tatsache, dass der Beruf des Traders sich gerade gut für Frauen eignen würde. Sie geht mit Worten wie Bauchgefühl oder Intuition (was hat das schon mit richtigem Trading zu tun) ganz anders um, als das gestandene und mit Disziplin, Disziplin, Disziplin ausgestatte Männern tun würden. Ebenfalls außergewöhnlich, sie möchte ihr Wissen mit anderen teilen, arbeitet deshalb auch als Coach und träumt davon, eines Tages eine Coaching-Plattform oder ein Trading-Zentrum zu eröffnen. Wer möchte, kann ja schon einmal auf ihrer Webseite vorbei schauen: www.m4ft.com.

FRAGE: Wie kamen Sie erstmals mit dem Trading in Berührung?

Jafari: Mein Vater hatte ein Bauunternehmen und dort gab es auch eine Verwaltungsabteilung. Ich hatte schon als Kind das Glück, vieles mitzubekommen, was die Verwaltung und den Umgang mit Geld anging. Mein Großvater war Notar und gleichzeitig mein großes Vorbild. Er hat frühzeitig mein Interesse am Handel entdeckt und deshalb habe ich schon mit acht Jahren viele Bücher zu diesem Thema bekommen und selbst auch ab und an spekulieren dürfen. Mit 24 Jahren habe ich dann angefangen, mich mit Futures und Optionen zu beschäftigen und seit 1997 arbeite ich an meinem Handelsansatz.

FRAGE: Sie haben schon mit acht Jahren angefangen zu handeln? Was erlaubte Ihnen Ihr Großvater und wie lief das ab?

Jafari: Zu Beginn hat er seine Entscheidungen mit mir diskutiert und später hat er mir ein wenig Geld zur Verfügung gestellt, mit dem ich dann selbst entscheiden durfte und so habe ich wirklich live erleben können, wie man mit Geld umgeht. Selbstverständlich hat er mich bei meinen Entscheidungen unterstützt und beraten.

Damals gab es noch keine Charts und keine Realtime-Kurse. Ich hatte die Telefonnummer des Brokers, den musste ich dann zwei mal pro Tag anrufen, um die Eröffnungs- und Schlusskurse abzufragen. Ich habe mir selbst die Charts gemalt, indem ich diese Kurse notiert und dann per Hand gezeichnet habe. Meine ersten Instrumente waren Gold und der US-Dollar.

Ich habe dann mit meiner Familie auch eine zeitlang in Amerika und in England gelebt und dadurch die Möglichkeit gehabt, diesem Interesse nachzugehen und es sogar noch ausbauen zu können. Mich hat es immer fasziniert, wenn damals die Aktienkurse in den Nachrichten kamen und ich hatte mir ein Tagebuch zugelegt, in dem ich aufschrieb, was gewesen wäre, wenn ich gestern diese oder jene Aktie gekauft hätte. Nachdem ich dann in der Firma meines Vaters immer mehr in die Verwaltung eingebunden war, habe ich von meinem Großvater ein eigenes Depot bekommen und damit zu handeln begonnen.

FRAGE: Was war die positivste Erfahrung in Bezug auf Börse?

Jafari: Börse bedeutet für mich Leben, eine Mischung aus Angst und Euphorie. Ich habe dadurch gelernt, mit den Hoch und Tiefs im Leben umzugehen und das Beste daraus zu machen.

FRAGE: Welches war die negativste Erfahrung?

Jafari: Jeder erfolgreiche Trader durchlebt unangenehme Phasen, die durch Emotionen hervorgerufen werden. Ich habe gelernt, die Märkte so zu traden wie sie sind und Emotionen sowie die eigene Meinung abzuschalten. Das bedeutet vor allem, keine Nachrichten zu hören oder zu lesen und politische Spekulationen beim Handel außen vor zu lassen. Dadurch kann man versuchen, den Einfluss fremder Meinungen aus dem Handel auszuschließen.

FRAGE: Wie erreichen Sie, dass Sie Ihre Emotionen ausschalten, oder – vielleicht besser – kontrollieren können?

Jafari: Es ist nicht einfach, emotionslos zu handeln, wenn man keinen Plan hat. Wir sind Menschen und je nachdem wie der Tag ist, haben wir gute oder schlechte Laune. Um die Emotionen im Zaum zu halten, braucht man ein System, das einem die eigene Entscheidung abnimmt. Dadurch ist man nicht so gefährdet, Meinungen oder Emotionen in den Handel einfließen zu lassen.

Nebenbei ist die beste Entspannung für mich Musik, und an Tagen, an denen ich meine Emotionen nicht im Griff habe, versuche ich nicht zu handeln.

FRAGE: War das ein langer Prozess, diese emotionale Ruhe zu erreichen oder ist das einfach Ihre Art?

Jafari: Das war ganz und gar nicht einfach und ich arbeite stetig an Verbesserung. Ich denke aber, man ist hauptsächlich dann nervös, wenn man seine Hausaufgaben nicht gemacht hat oder unter Druck handeln möchte. Da hilft es sehr, wenn man sich und seiner Arbeit vertrauen kann und vor allem deshalb handelt, weil es Spaß macht. Es kann einem nichts passieren, wenn man sich konsequent an seine Vorgaben und Regeln hält. Auch ein Coach kann einem helfen, Vertrauen zu gewinnen. Ich hatte auch unheimliches Vertrauen zu meinem Coach und habe dadurch gelernt, meine Entscheidungen mit seiner Hilfe zu analysieren und so eventuellen Fehlentscheidungen aus dem Weg zu gehen. Vertrauen heißt im Leben Sicherheit und Sicherheit hilft dabei, Emotionen unterdrücken zu können.

FRAGE: Können Sie das ein wenig konkretisieren?

Jafari: Wer ohne einen Plan zu haben in einen Markt investiert, wird nicht wissen, wann er seine Position glattzustellen hat und er kann sehr schnell hohe Verluste erleiden. Da ich, ebenso wie jeder andere Marktteilnehmer, in erster Linie ein Mensch bin, leide auch ich unter Emotionen. Der erste Schritt, seine Emotionen unter Kontrolle zu bringen ist, sich einzugestehen, dass man diese Emotionen besitzt (Freude, Euphorie, Angst, Panik usw.) und dass diese einen in seinem Handeln behindern bzw. oftmals zu falschen Entscheidungen veranlassen. Im zweiten Schritt sollte sich ein Trader einen Handelsplan zurechtlegen und in aller Konsequenz auch befolgen. Hierzu benötigt man viel Vertrauen zu sich selbst. Das Vertrauen, dass die eigene Analyse mit hoher Wahrscheinlichkeit richtig ist. Wer hier schwach wird und beginnt zu zweifeln, wirft seinen Plan über den Haufen und beginnt Fehler zu machen.

Im nächsten Schritt habe ich meinen Handel optimiert und ein passendes System für mich zurecht geschnitten. Dies hat den Vorteil, dass ich über standardisierte Handelsabläufe verfüge und ohne nachzudenken auf den Knopf drücken kann. In letzter Konsequenz schalte ich den Monitor aber einfach aus oder verlasse mein Büro wenn ich merke, dass ich trotz aller Kenntnis über die Problematik des emotionalen Handelns von meinem Plan abweichen will.

FRAGE: Von welchen anderen Händlern oder von welchen Büchern wurden Sie am meisten beeinflusst?

Jafari: Ich habe etliche Bücher über die Technische Analyse gelesen und mit professionellen Tradern in der Schweiz zusammengearbeitet. Ich kam dann sehr bald zu der Erkenntnis, dass es unmöglich ist Geld zu verdienen, wenn ich es so mache wie alle anderen. Ich musste also einen neuen Weg finden – eine Trading-Strategie, die zu mir passt. Ich habe auch viele Seminare besucht. Dabei musste ich immer wieder feststellen, dass ich viele dieser komplizierten charttechnischen Trading-Methoden nicht verstanden habe bzw. anscheinend ungeeignet war, diese Erkenntnisse dauerhaft erfolgreich umzusetzen. Jeder versucht mit den unterschiedlichsten Hilfsmitteln wie Indikatoren, Oszillatoren, Elliott Wave oder wie sie alle heißen, die Kurse der Zukunft zu prognostizieren. Ich habe diese Methoden ausprobiert und musste dabei feststellen, dass ich noch mehr Verluste als normal mache. Im Ergebnis war ich immer entweder zu früh oder zu spät oder ich habe mich auf das verlassen, was in diesem Moment gerade nicht funktionierte. Stattdessen hätte ich mich auf das konzentrieren sollen, was gerade passierte: auf die Kurse. Viele dieser gelehrten Methoden funktionieren auf dem Papier, aber nicht im realem Leben mit echtem Geld.

Mein großes Vorbild (mein Großvater) sagte immer, „Der Gewinn liegt im Einkauf (Einstieg)“. Okay, mir war klar, wie ich diesen Satz in unserer Handelsfirma benutzen konnte, aber wie an der Börse? Da kam mir nur ein einziger Weg bekannt und vernünftig vor: „Trade what you see“ und nicht die Meinung anderer. Deswegen finde ich heute meine Einstiege dort, wo sie mir von den Kursen zum jeweiligen Zeitpunkt vorgegeben werden; und zwar ganz ohne Indikatoren usw.

FRAGE: Wie würden Sie Ihr Handelskonzept zusammenfassen?

Jafari: Schwierige Frage, bei der ich ein wenig weiter ausholen muss. Über die Jahre habe ich fast alles gehandelt, was die Märkte, Broker und Emittenten zu bieten haben. Diverse negative Erfahrungen, wie eigene Fehler im Money-Management oder ein Missverhältnis im Chance-Risiko-Verhältnis, aber auch technische Probleme bei Ausführungen oder Ausfälle von Handelsplattformen haben mir neben den politischen Wirren viel zu denken gegeben. Ich brauchte ein Handelskonzept, das soweit möglich alle ungewollten Risiken ausschaltet und mir die Ruhe lässt, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Nebenstress wie Anrufe beim Broker oder Auseinandersetzungen mit Emittenten konnte ich nicht gebrauchen und blockierten nur meine Energie. Die unruhige politische und wirtschaftliche Lage haben mich oft meinen Schlaf gekostet. Die Angst, aufgrund der uneinschätzbaren Situation über Nacht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden oder die erwirtschafteten Gewinne wieder zu verlieren, beschäftigten mich intensiv. So konnte ich meinem Geist nicht mehr die Ruhepausen gönnen, die für ein überlegtes und erfolgreiches Handeln von Nöten sind. Ich wusste nun sehr genau, was ich nicht mehr wollte und habe mein Handelskonzept diesen Bedürfnissen angepasst.

Heute handle ich fast ausschließlich intraday und halte keine Position über Nacht. So kann ich mich beruhigt meiner Familie widmen und finde einen ausgeglichenen Schlaf, der mir die Kraft und Ruhe gibt, mich mit den Haien am Markt zu messen. Intraday-Handel bedeutet oftmals schnelle Positionswechsel (manchmal bis zu 30 Trades pro Tag). Ich benötigte also einen Markt, der ein ausreichendes Volumen hat und der mir aufgrund der Kosten und Produkte die Möglichkeit bietet, wirtschaftlich erfolgreich handeln zu können. Das bedeutet schnelle und zuverlässige Ausführung, Berechenbarkeit und Unabhängigkeit sowie die direkte Abwicklung. Mein Lieblingskind ist der Dax-Future. Diesen Markt beobachte ich seit mehr als acht Jahren täglich und kenne seine Bewegungen in- und auswendig. Aber auch kleinere Trades im Forex (Euro/USD) oder im S&P500 Future machen mir Spaß. Früher habe ich auch den Bund-Future und diverse Einzelwerte getradet. Doch die Erkenntnis, sich auf das Wesentliche zu beschränken, hat sich für mich bewährt. Ich selektiere somit in Ruhe meine Signale anhand von Widerständen und Unterstützungen. Ich habe die Zeit, die Marktbewegungen genau zu beobachten und errechne mit Hilfe von Fibonacci-Zyklen mögliche Kursziele. Ich definiere meinen Einstieg und mein anfängliches Stopp-Loss und schon steht der Plan für den nächsten Trade. Sobald der Trade ausgeführt wurde, geht es nur noch darum, die Position professionell zu verwalten und sich an seine Regeln zu halten. Eigentlich alles ganz einfach.

FRAGE: Sie arbeiten mit Fibonacci-Zyklen. Nutzen Sie diese nur auf der Preisebene oder auch auf der Zeitebene? Wie finden Sie heraus, welche der Linien die relevanten für den Einstieg sind?

Jafari: Meine Analysen beruhen zum größten Teil auf meiner Erfahrung, die ich im Dax-Future sammeln konnte. So gibt es ganz bestimmte Marken, an denen er immer wieder abzuprallen scheint. Diese Marken funktionieren aber nicht starr und sind abhängig von der Marktbewegung. So kann in einem volumenstarken Trendmarkt die Erkenntnis über einen relevanten Handelspunkt in einer anschließenden Seitwärtsbewegung völlig bedeutungslos sein. Ist aber eine entscheidende Marke analysiert worden, helfen mir die Fibonacci-Verhältnisse auf der Preisebene Zielmarken zu finden, die typischerweise mit anderen Signalen übereinstimmen sollten.

So ist beispielsweise eine 161-Prozent-Extension zu einer abgeschlossenen Bewegung als relevant zu beurteilen, wenn die Zielzone sich mit den Widerständen oder Unterstützungen der Vortage deckt. Wenn hierzu auch noch der einzige von mir verwendete Indikator, das Bollinger Band, in diesem Bereich seine Begrenzung führt, komme ich zu einer äußerst hohen Wahrscheinlichkeit, dass in diesem Bereich eine Bewegung zumindest vorerst zum Stoppen gerät und es sinnvoller ist, hier seine Position zu schließen (siehe auch Bild 1 und Bild 2).

FRAGE: Wie bestimmen Sie die Größe Ihrer Stopp-Losse? Handelt es sich um volatilitätsabhängige Stopps oder werden Sie über das Money-Management bestimmt?

Jafari: Der Stopp-Loss richtet sich in erster Linie nach meiner Positionsgröße und dem Risiko, das ich bereit bin einzugehen. Das Risiko richtet sich wiederum nach dem Abstand zu der nächsten Signallinie. Grundsätzlich muss ich zugeben, dass ich weder von reinen Volatilitäts-Stopps noch von reinen Money-Management-Stopps viel halte. Entweder habe ich einen Plan, warum ich an einem Punkt in den Markt investiere und weiß, wann meine Annahme nicht mehr zutrifft und schließe dann konsequent meine Position oder ich sollte gar nicht erst investieren. Ich höre jetzt schon die vermeintlichen Verfechter unfehlbarer Money-Management-Strategien laut aufschreien und möchte darum noch einmal kurz erklären, wie ich diese Aussage meine. Für diejenigen, die Schwierigkeiten haben, sich selbst zu kontrollieren und ihren Handelsplan umzusetzen, ist ein striktes Money-Management sehr zu empfehlen. Insbesondere die Positionsgröße im Verhältnis zum verfügbaren Kapital ist ein entscheidender Faktor. Aber mir widerstrebt es hier, pauschal eine Empfehlung zu geben. Im Intraday-Future-Handel ist ein Stopp-Loss von sechs Punkten für mich schon sehr viel, ein Investor, der auf einen Index spekuliert, wird das eventuell etwas anders beurteilen. Somit spielen zu viele Faktoren eine Rolle: Angefangen bei dem aktuellen Marktvolumen über die Positionsgröße im Verhältnis zum verfügbaren Kapital bis hin zu dem Instrument, das ich verwende. Die von mir ausgebildeten Trader können bestätigen, dass der einzig Gewinn bringende Stopp die Überwindung der eigenen Psyche ist. Sie haben eine Linie? Dann drücken sie bitte auch drauf.

FRAGE: Das hört sich an, als würden Sie mit eher engen Stopps arbeiten. Kommt es dabei nicht häufig vor, dass Sie frühzeitig ausgestoppt werden?

Jafari: Es gehört schon eine Menge Erfahrung dazu, insbesondere in Seitwärtsbewegungen nicht zu oft ausgestoppt zu werden bzw. diese Phasen rechtzeitig zu erkennen und dem Markt fern zu bleiben. Typischerweise treten diese Seitwärtsbewegungen natürlich genau an Signallinien auf. Aber grundsätzlich ist zu sagen, dass es besser ist, eine Position zehn mal zu schließen und wieder zu öffnen, als auch nur einmal in einem dynamischen Move gefangen zu sein. Die unumstößliche Grundregel eines Traders lautet, halte dich an einen Stopp und verliere nicht die Nerven. Wer sich nicht selbst unter Kontrolle hat, wird sehr schnell dafür bestraft. Die logische Konsequenz wäre, entweder habe ich den Mut verloren und verpasse die Bewegung, die ich eigentlich richtig analysiert habe oder ich bin in einer Verlustposition gefangen und suche verzweifelt nach einem Ausstieg.

FRAGE: Mit welchen Techniken arbeiten Sie bevorzugt (Candles, Indikatoren usw.) und warum?

Jafari: Bevorzugt arbeite ich mit der Marktpsychologie. Allerdings gibt es keine Sentiment-Analysen auf Intraday-Basis, so dass ich allein meiner Erfahrung und meinem Bauchgefühl folgen muss. Vielleicht ist das der Vorteil einer Frau, den meine männlichen Kollegen oft nicht nachvollziehen können oder wollen.

Ich benutze bevorzugt Candlesticks. Ich habe mich an diese Darstellung gewöhnt, aber es ist keine Voraussetzung für meinen Handelsansatz. Ebenso wie mit Balkencharts hat man einen schnellen Überblick über Open, High, Low und Close und erhält natürlich aus verschiedenen Formationen auch Hinweise zum aktuellen Marktgeschehen. Ich lese aber auch Analysen, die auf Point & Figure-Charts oder Renko-Charts basieren. Ich war lange auf der Suche nach zuverlässigen Indikatoren. Doch habe ich bis heute keinen Indikator oder keine Indikatoren-Kombination gefunden, die auf Intraday-Basis zuverlässige Signale liefert. Viel zu oft kommt es zu Fehlsignalen und letztendlich lässt sich der Trader von diesen Informationen nur vom Wesentlichen ablenken. Wie oben schon erwähnt ist der einzige Indikator, den ich permanent mitlaufen lasse das Bollinger Band und das in seiner Standardeinstellung von 20 Tagen und zwei Standardabweichungen.

FRAGE: Spielt Volumen eine Rolle in Ihrem Ansatz?

Jafari: Ja, aber besser gesagt schaue ich bei den Extremlinien gerne auf die Bid/Ask Stellung und den Kauf- bzw. Verkaufsdruck. Mit der Zeit habe ich ein sehr genaues Gefühl dafür entwickelt und schaue in solchen Momenten auf die Kursstellungen und das gehandelte Volumen. Wenn eine Widerstands- oder Unterstützungslinie, die mehrfach nicht durchbrochen wurde, nach oben oder nach unten durchbrochen wird, kann man das oft am Volumen ablesen. Je höher das Volumen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass der Dax-Future durchgeht und der Trend sich fortsetzt.

FRAGE: Bei welcher Konstellation gehen Sie dann in den Markt?

Jafari: Wenn ich beim Bruch einer Kauflinie von unten nach oben long gehen will, schaue ich gerne auf das Volumen, um einen Fehlausbruch besser managen zu können. Wenn ich sehe, dass das Volumen nachlässt, muss ich an dieser Linie mit einem Fehlausbruch rechnen. Oder wenn ich bereits positioniert bin und der Kurs nähert sich der nächsten Verkauf- oder Kauflinie, dann hilft es schon zu sehen, ob der Verkauf- bzw. Kaufdruck abnimmt oder sich steigert, um einen frühzeitigen Ausstieg zu vermeiden.

FRAGE: Vermischen Sie die Zeithorizonte?

Jafari: Ja, ich benutze 1-Minuten, 5-Minuten- und 60-Minuten-Charts. Gehandelt wird auf Basis der Minuten- und der 5-Minuten-Charts.

FRAGE: Sind Sie ein systematischer Händler?

Jafari: Es kommt drauf an, was genau Sie unter systematisch verstehen. Ich benutze keine Indikatoren oder derlei Dinge, die ich auf irgendwelche Parameter hin optimiert habe. Meine Signale werden durch den Bruch einer horizontalen Linie generiert. Das Kursziel und wie ich diese Position zu managen habe, könnte man schon als System bezeichnen. Aber ich denke nicht, dass man so etwas auch als voll automatisiertes Handelssystem bezeichnen kann. Ehrlich gesagt, ich würde mich auch nur ungern auf ein solches verlassen müssen. Ich möchte gerne selbst entscheiden, wo meine Ein- und Ausstiege liegen und mich nicht von berechneten Zahlen abhängig machen. An der Börse spielen mehrere Faktoren zusammen und die entscheiden über die Entwicklung der Märkte. Deswegen würde ich sagen, ich habe einen systematischen Ansatz, der mich dabei unterstützt, mich an meine Regeln zu halten und mir sagt, an welcher Stelle ich was zu tun und was zu lassen habe. Aber als systematischen Händler im klassischen Sinne würde ich mich dann doch eher nicht bezeichnen.

FRAGE: Wo liegen die Vorteile systematischer Ansätze?

Jafari: Man verlässt sich nicht auf den Bauch, sondern auf die Kurse und den Markt. Man geht nicht frühzeitig aus Positionen raus und lässt sie nicht in den Verlust laufen und man hält sich sehr genau an seine Stopp-Loss-Marken. Außerdem weiß man, wo die Wiedereinstiege sind und was man zu tun hat, wenn die eine oder andere Marke durchbrochen wird.

FRAGE: Was macht ein gutes Handelssystem aus?

Jafari: Ein gutes Handelssystem muss neben Ein- und Ausstiegen möglichst nah an Extrempunkten auch die Möglichkeit bieten, einen Wiedereinstieg zu finden. Das ist sehr wichtig, um eine längere Bewegung nicht zu verpassen oder dagegen zu halten, sondern erfolgreich mit dem Trend zu traden. Vor allem ist es wichtig, keine zu weiten Stopps zu haben und diese systematisch nachzuziehen. Ich halte nichts davon, einen Trade 20 Punkte gegen sich laufen zu lassen oder solange in einer Richtung positioniert zu bleiben, bis die Gewinne wieder abgegeben sind. Meiner Meinung nach sind die besten Systeme eine Mischung aus Bauchgefühl (Erfahrung) und berechenbaren Daten. Sich allein auf vollautomatisierte Systeme zu verlassen ist falsch.

FRAGE: Wo liegen die Grenzen des Systemhandels?

Jafari: Für mich wäre dann die Grenze erreicht, wenn ich nicht mehr die Freiheit hätte, den Handel für den jeweiligen Tag einzustellen, sondern mich vom meinem System vor den Monitor zwingen lasse. Es wäre auch ein Unding zuzusehen, dass ich den optimalen Einstieg verpasst habe und dadurch nicht mehr weiß, wo ich jetzt einsteigen soll und auf einen Trendwechsel bzw. ein neues Signal warten bzw. hoffen muss. Die Handelssysteme, die auf Indikatoren basieren, geben einem diese Freiheit meist nicht. Ich muss mich intraday auf schnelle Trendwechsel einstellen können und auch meine Position schließen können, wenn sie gegen mich läuft und zwar sofort und nicht erst, wenn ein Indikator ein Signal generiert.

FRAGE: Wie finden Sie mit Ihrem Ansatz die Wiedereinstiege?

Jafari: Das ist wohl die schwierigste aller Übungen. Viele Trader verpassen einen Move und suchen dann nach Neueinstiegen. Aber soll man einem Trend hinterher rennen oder beginnt man gegen die Trendrichtung zu agieren? Eine sehr gefährliche Situation. Wenn ich einen guten Einstieg verpasst oder eine Position mit dem Ende einer Bewegung geschlossen habe und weiter in dem vorherrschenden Trend investieren möchte, gehe ich folgendermaßen vor: Im Normalfall liegen meine Kaufs-/Verkaufslinien fünf bis 15 Punkte auseinander. Ist nun eine Bewegung zum Erliegen gekommen und der Markt bewegt sich zwischen diesen Verkaufslinien, analysiere ich genau die unterschiedlichen Längenverhältnisse der einzelnen Bewegungen. Aus der Elliott-Wellen-Technik sind Ihnen bestimmt die 50-Prozent- und 62-Prozent-Retracements bekannt, die auch für mich von hoher Bedeutung sind. Die Marken sind sehr oft Zielzonen von Korrekturen bzw. können Wendemarken für Neueinstiege sein. Wie nun genau die Fibonacci-Werkzeuge an den Längenverhältnissen der Bewegungen anzulegen sind, bleibt mein kleines Geheimnis. Ich möchte hier ja nicht zu viel verraten. Nur so viel, der aggressive Trader kann bereits an diesen Fibonacci-Marken antizyklisch investieren. Der etwas vorsichtigere Trader wartet auf den Ausbruch über die nächste Signallinie.

FRAGE: Optimieren Sie Ihre Systeme?

Jafari: Ja, immer wieder. Beim Bruch einer Linie, egal ob es eine Kauf- oder Verkaufslinie war, bin ich früher sofort short oder long gegangen. Wenn ich diesen Einstieg allerdings verpasste, habe ich mich dann nicht mehr getraut, rein zu gehen und stets auf eine Korrektur gewartet. Oft kommt die aber nicht, vor allem wenn die Bewegung recht dynamisch war und man kann einem guten Trade hinterher schauen. Heute weiß ich, und das vor allem durch die Optimierung meiner Systeme, wo ich wieder einsteigen kann und vor allem, wo der Stopp dieser Position zu liegen hat. Manchmal gehe ich sogar bewusst drei Punkte entfernt von dieser Linie in den Trade, um einem sofortigen Ausstoppen aus dem Weg zu gehen.

FRAGE: Welche Märkte handeln Sie und warum?

Jafari: Wie schon gesagt, meistens handle ich den Dax-Future und den Euro. Diese beiden Märkte sind Spiegelbild und Vorläufer von allen anderen Märkten. Ich handle gelegentlich auch den Bund-Future und den S&P. Man kann durch die Entwicklung dieser Märkte auch oft die wahrscheinliche weitere Bewegung von anderen Märkten wie dem EuroStoxx , Nasdaq oder anderen Währungen bestimmen.

FRAGE: Haben Sie für diese Aussage empirische Untersuchungen gemacht oder ist das einfach nur eine Meinung aus dem Bauch heraus?

Jafari: Viele sind der Meinung, dass der Dax den Amerikanern nachläuft. Ich habe dagegen genügend Beweise, dass der Dax-Future den zukünftigen Bewegungen der Amerikaner voraus ist. Wenn die Amerikaner am Nachmittag anfangen, sind die Bewegungen im Dax-Future schon passiert. Man hat damit den Vorteil, dass man die gleiche Bewegung dann noch einmal mitmachen kann, nämlich bei den US-Futures.

FRAGE: Wie genau setzen Sie diese Erfahrungswerte im Markt um?

Jafari: Indem ich dann entweder antizyklisch oder prozyklisch handle. Wenn beispielsweise der Schlusskurs in den USA am Tageshoch lag, ist davon auszugehen, dass der Dax-Future nach einer höheren Eröffnung genau das Gegenteil macht und so schon die Korrekturbewegung der US-Eröffnung vorweg nimmt. Und in einer solchen Situation ist ein Einstieg auf der Long-Seite natürlich nicht sehr Erfolg versprechend.

FRAGE: Welche Instrumente benutzen Sie und warum?

Jafari: Ich benutze nur Futures, weil ich die Stopp-Kurse besser und schneller setzen und die Bewegungen viel schneller mitnehmen kann. Ich kann die Position sehr schnell drehen und zudem empfinde ich den Futures-Handel vor allem fair und berechenbar.

FRAGE: Welche Rolle spielt die Hebelwirkung?

Jafari: Da man als Trader im Dax-Future nur einen relativ geringen Mindesteinschuss zu leisten hat (nur 6000 Euro pro Kontrakt, wenn man lediglich intraday handelt), hat man bei einer Depotgröße von 30 000 Euro nur ein Fünftel des Geldes im Einsatz und bewegt damit einen Betrag von 100 000 Euro mit einem sehr hohen Hebeleffekt und damit auch der Aussicht auf sehr hohe Gewinnchancen. Diese Chancen können aber nur dann realisiert werden, wenn man sich auch der Risiken im vorhinein schon bewusst ist. Das heißt, man sollte die Kontraktzahlen und Absicherung für den entsprechenden Trade immer vorher bestimmen und auf die aktuelle Depotgröße anpassen. Wenn man mit mehr als einem Kontrakt handeln kann, hat man den Vorteil, nach dem Einstieg mit geringem Einsatz (beispielsweise mit nur einem Kontrakt), auf eine Bestätigung zu warten und wenn diese erfolgt ist, die Position zu vergrößern. Ist man dann am Kursziel angelangt, könnte man die Hälfte der Position glattstellen und mit dem verbleibenden Teil der Position an einem eventuell weiterlaufenden Trend profitieren. So wirkt man der Gefahr eines zu frühzeitigen Ausstiegs entgegen.

FRAGE: Über die Kapitalausstattung lässt sich der Hebel steuern. Welchen Hebel fahren Sie im Durchschnitt und wann erhöhen bzw. verkleinern Sie ihn?

Jafari: Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt manchmal Chancen, die man sehr frühzeitig erkennen kann und wenn dann der Stoppkurs nicht weit entfernt liegt, vergrößere ich die Anzahl der Kontrakte. Ich vergrößere meine Positionen grundsätzlich bei kleinen Gegenbewegungen, wenn ich von meinem System eine Bestätigung für die Fortdauer des Trades erhalte und beginne mit dem Abbau der Positionen, wenn sich der Kurs in der Nähe meines ersten Kursziels befindet.

FRAGE: Was sagen Sie einem Anfänger zum Thema Hebel?

Jafari: Ich würde niemals eine Position im Verlust nachkaufen. Wenn der erste Einstieg sich als nicht richtig herausstellt, kann niemand garantieren, dass der zweite Einstieg richtig sein wird. Wenn man in einem solchen Fall die Position vergrößert und mehr Hebel einsetzt, läuft man ganz automatisch Gefahr, sein Verlustrisiko deutlich zu erhöhen. Im Gewinnfall würde ich nicht zu lange warten, bevor ich die Position vergrößere.

Oft kommt es auch vor, dass man aufgrund des zu groß gewählten Hebels seine Gewinne wieder vor die Wand fährt. Deshalb ist es wichtig, dass man bereits vor dem Trade einen Plan hat. In diesem sollte klar geregelt sein, an welcher Stelle das originale Signal bestätigt wird, wo die Stopps zu liegen haben und an welcher Stelle man wann mit wie vielen Kontrakten rein und wieder raus geht.

FRAGE: Wie wichtig ist das Money-Management?

Jafari: Sehr wichtig. Ich nehme nicht bei jedem Trade die gleiche Anzahl von Kontrakten. Jeder muss für sich und sein Depot wissen, wo die Schmerzgrenzen liegen und diese eben mit der Anzahl der gehandelten Kontrakte und Trades in Einklang bringen und natürlich auch kontrollieren. In meinen Coaching-Seminaren rede ich sehr lange mit meinen Tradern darüber und bestimme mit ihnen zusammen ein zu ihrer Strategie und ihrem zur Verfügung stehenden Kapital geeignetes Money-Management.

FRAGE: Nach welcher Methode bestimmen sie die Kontraktzahl?

Jafari: Wie schon erwähnt, ich nehme mehr Kontrakte, wenn sich meine Kauf- und Verkauflinien nicht allzu weit von meinem Stopp-Loss entfernt befinden und auch nur, wenn ich eine größere Bewegungen vermute. Das heißt, dass ich bei vermuteten Seitwärtsbewegungen eher klein spekuliere und bei Ausbrüchen größere Kontraktzahlen handle. Ich weiß aber immer genau, wo das Stopp-Loss der Position und das Risiko der Gesamtposition liegt.

FRAGE: Vergrößern Sie Ihre Positionen im Gewinnfall und verkleinern Sie sie, wenn Sie Verluste machen?

Jafari: Ja, wie ich vorhin schon beschrieben haben, vergrößere ich Positionen bei kleinen, aber berechenbaren Rücksetzern. Bei Erreichen des ersten Kurszieles stelle ich teilweise Gewinne glatt. Und ich stelle Positionen immer komplett glatt, wenn sie im Verlust liegen und das Stopp-Loss erreicht haben.

FRAGE: Wie lange halten Sie Ihre Positionen im Schnitt?

Jafari: Das ist sehr unterschiedlich. Manchmal weniger als eine Minute und manchmal kann es Stunden dauern. In der Regel aber nicht länger als zehn bis 20 Minuten.

FRAGE: Ich nehme einmal an, die kurzen Trades sind die Verlustbringer und die längeren diejenigen, die in den Gewinn laufen. Was machen Sie, wenn ein Trade sich gar nicht oder kaum bewegt?

Jafari: Ich habe Zeitstopps für eingegangene Trades. Das heißt, wenn der Kurs sich innerhalb von fünf bis neun Minuten nicht in die gewünschte Richtung bewegt, stelle ich die Position glatt.

FRAGE: Wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus?

Jafari: Ich stehe morgens meist zwischen 7.00 Uhr und 7:30 Uhr auf. Dann schaue ich auf die Entwicklung der US-Futures über Nacht und werfe genauso einen kurzen Blick auf den Nikkei und den Verlauf des Euro. Dann lege ich meine Kauf- und Verkaufslinien für den Handelstag fest und überlege, wie die möglichen Chancen und Risiken bei jeder dieser Linien sein könnten. Dann lege ich meinen Handelsplan fest und warte auf die Eröffnung. Je nachdem, wo der Dax-Future eröffnet, positioniere ich mich nach dem Bruch einer Kauf- oder Verkaufslinie und dann verwalte ich nur noch meine Positionen.

Zwischen 12.00 Uhr und 14:30 Uhr ist meistens Tradingspause oder aber ich verwalte nur meine noch offenen Positionen. Neue Positionen gehe ich in dieser Zeit kaum ein. Nur an extremen Tagen, wenn beispielsweise der Dax-Future am Vormittag stark gefallen oder gestiegen ist, gehe ich manchmal eine Gegenposition ein. Nach der Veröffentlichung der Wirtschaftsdaten um 14:30 Uhr handle ich dann aktiv weiter. Zwischen 17.00 Uhr und 18.00 Uhr höre ich dann auf, neue Positionen einzugehen. Spätestens um 19:30 Uhr und sehr selten auch mal kurz vor 20.00 Uhr schließe ich dann meine verbliebenen Position und damit ist meistens der Handelstag zu Ende.

Manchmal, wenn die Bewegungen sehr extrem sind, und ich gehe von einer Fortsetzung des Trends oder einem Trendwechsel aus, kann es auch sein, dass ich im S&P weiter handle.

Meine Positionen im Euro sind oft auch intraday und wenn ich in sehr seltenen Fälle davon ausgehe, dass meine offene Position weiter in den Profit laufen könnte, dann reduziere ich die Position über Nacht und halte diese mit Stopp-Loss und Exit-Order weiter offen.

Wenn ich beim US-Handel nicht vor dem Monitor sitze, dann schaue ich zumindest kurz nach 22.00 Uhr nochmals auf die Entwicklung der Märkte. Damit ist der Handelstag dann wirklich beendet.

FRAGE: In welchem Verhältnis stehen Gewinn- und Verlust-Trades?

Jafari: Ich habe rund 85 Prozent Gewinner.

FRAGE: Das ist kaum zu glauben. Worauf führen Sie diesen hohen Prozentsatz an Gewinnern zurück?

Jafari: Je öfter man bereit ist, sich einen falschen Einstieg einzugestehen und die Position glattzustellen oder zu drehen, desto höher sind die Chancen, die Gewinntrades zu erwischen. Man muss also in der Lage sein, seine Emotionen zu reduzieren und rein auf das Marktgeschehen zu achten.

Ein weiterer Grund aber ist auch, dass ich aufhöre zu handeln, wenn ein Tag für eine Zeit lang besonders gut gelaufen ist oder eben schon schlecht begonnen hat. Das reduziert die Anzahl weiterer falscher Entscheidungen enorm oder verhindert, dass man einen Teil der bereits erzielten Gewinne wieder abgeben muss.

FRAGE: Wie groß ist dann Ihr durchschnittlicher Gewinn- und Ihr durchschnittlicher Verlustrade?

Jafari: Verlusttrades liegen im Bereich von drei bis sechs Punkten, in Ausnahmen auch mal bei acht Punkten. Die Gewinntrades liegen eher in dem Bereich von fünf bis zwölf Punkten. Im Einzelfall können daraus auch 20 bis 40 Punkte werden, nämlich dann, wenn aus einem Scalping-Trade ein Position-Trade wird.

FRAGE: Arbeiten Sie mit Trailing-Stopps und Kurszielen?

Jafari: Ja absolut. Vor allem mit Kurszielen. Der Einstieg ist wichtig, aber meiner Meinung nach ist der Ausstieg mindestens genauso wichtig. Viele Trader lassen ihre Gewinne durch zu langes Halten in volatilen Märkten zurück in den Verlust laufen. Davon halte ich nichts. Ich suche lieber neue Gelegenheiten.

FRAGE: Wie genau bestimmen Sie dann den Punkt, an dem Sie Gewinne mitnehmen?

Jafari: Mein System gibt mir genau diese Ausstiegpunkte vor. Sobald das Signal sich bestätigt hat, bringt es automatisch die Mindestkursziele mit sich. Ich vergrößere dann meine Position bei der Bestätigung des Signals und verkleinere sie in der Nähe des Kursziels.

FRAGE: Sie sind mitunter durch Threads auf verschiedenen Internet-Foren bekannt geworden. Wie wichtig sind Foren bzw. der Austausch mit anderen Tradern für Sie?

Jafari: Sehr wichtig, sobald meine Zeit es zulässt. Ich bemühe mich, meine „Fans“ zu pflegen und für sie da zu sein. Das ist für mich ein wenig wie eine große Familie. Ich habe drei Jahre lang ein Aktienboard alleine moderiert.

Dabei habe ich neben meinem Trading auch lernen müssen, mit vielen verschiedenen Menschen umzugehen, auch mit solchen, die sich hinter einem anonymen Pseudonym verstecken. Trader sind meistens alleine und brauchen Unterstützung und ab und an einen Plan. Das ist genau das Thema Coaching. Viele erfolgreiche Trader sind der Meinung, dass Sie es nicht nötig haben, irgendwelche Leute zu unterrichten, weil Sie ja mit ihrem Trading Geld verdienen. Wenn jeder, der seine Lehrzeit hinter sich und Erfolg hat, nicht mehr bereit ist, seine Erfahrungen zu teilen, dann kann man davon ausgehen, dass es bald keine Schulen mehr gibt und keine erfahrenen Lehrer mehr zu finden sind. Ein Trader kann auch ein guter Lehrer sein, wenn er seine in jahrelanger Praxis gesammelten Erfahrungen weitergibt. Mir jedenfalls macht es Spaß, den Menschen zu helfen.

Ganz nebenbei: Als Frau habe ich natürlich auch noch ein besonderes Interesse daran, anderen Frauen zu zeigen, dass sie gerade in dem Beruf als Trader besonders gute Chancen haben.

FRAGE: Was sind Vorteile und Nachteile bei dieser Kommunikation?

Jafari: Die Vorteile liegen erstens darin, dass man viele andere Trader kennenlernt und man sich dadurch über die vielen unterschiedlichen Erfahrungen unterhalten kann. Zudem kann man auch Einblicke in das aktuelle Marktsentiment erhalten.

Als Nachteil würde ich diejenigen bezeichnen, die sich unter falschem Namen im Netz bewegen und versuchen, die familiäre Atmosphäre negativ zu beeinflussen. Zum Glück aber denke ich, dass auf den Plattformen, wo ich mich bewege, das Klima so ist, wie es sich gehört.

FRAGE: Was unterscheidet Sie von weniger erfolgreichen Händlern?

Jafari: Wenn man jahrelang ein oder zwei Märkte beobachtet und gehandelt hat, dann stellt man irgendwann fest, dass auch die Märkte mit einem reden. Ich habe den Vorteil, mit einer sehr hohen Quote gute Ein- und Ausstiege im Dax-Future zu finden. Ich habe mich auf diesen Markt spezialisiert und meine Art zu handeln gibt mir erst die Sicherheit und die Zeit, über die möglichen Ausstiege genauer nachzudenken. Um es anders auszudrücken, ich denke, dass meine Art zu handeln perfekt zu mir passt und das ist sicherlich ein Teil meines Erfolges als Traderin.

FRAGE: Welche Ratschläge würden Sie Anfängern geben?

Jafari: Ich empfehle jedem Anfänger, sich um einen Coach zu bemühen. Nehmen Sie die Börse nicht komplizierter als sie ohnehin schon ist. Wichtig ist es, die Emotionen zu unterdrücken und an seine eigenen Gaben zu glauben und seiner eigenen Meinung zu vertrauen. Man muss seinen Handelsplan vorher zurecht gelegt haben und immer genau wissen, an welcher Stelle der Ausstieg liegt; und zwar im Gewinn- wie auch im Verlustfall. Ist der Tag zu gut oder misslungen, dann soll man den Handel einstellen und nicht sein Glück überstrapazieren oder versuchen, das Pech vom Vormittag am Nachmittag wieder mit Gewalt gut zu machen. Außerdem darf man Verluste nicht persönlich nehmen und auch durch einen guten Handelstag nicht übermutig werden. Gute und schlechte Tage muss man besonders analysieren und die Lehren daraus ziehen. Verlustposition darf man nicht halten und auf keinen Fall vergrößern und nachkaufen, sondern man muss sich konsequent an den Stopp halten. Nachrichten sollte man so wenig wie möglich hören und sich so gut es geht nicht von der Meinung anderer beeinflussen lassen.

FRAGE: Wie planen Sie Ihre weitere Zukunft?

Jafari: Mein Traum ist es, ein Trading-Zentrum zu eröffnen. Ich möchte viele aktive Trader an meinen Trades teilnehmen lassen. Ich stelle mir vor, viele Trader so auszubilden, dass Sie dann unabhängig traden und ihr Leben damit gestalten können. Wir traden, weil es Spaß macht. Bisher gab es nur Kommunikations-Plattformen, auf denen sich Trader austauschen können. Es gibt aber keine Coaching-Plattform. Ich habe mit meinen Tradern festgestellt, dass ein Coaching nur dann funktionieren kann und komplett ist, wenn der Trader nach seiner kurzen Ausbildungszeit täglich mit dem Coach und dessen Realtime-Charts verbunden ist, die Intraday-Bewegungen mit analysieren kann und seine Einstiege, Ausstiege und die Stopp-Loss-Orders erkennen und mit platzieren kann. Damit erreicht er, Vertrauen zu sich und den Märkten aufzubauen, er gewöhnt sich an die Regeln und kommt dann mehr und mehr in die Lage, selbst frei und erfolgreich handeln zu können.

Zu meiner Trader-Gemeinde gehören auch sehr viele Frauen. Ich finde, Frauen haben oft ein gutes Gefühl für die zukünftigen Bewegungen der Märkte. Es fehlt aber an Selbstvertrauen und Durchsetzungsvermögen. Ich hoffe, dass ich das ein wenig ändern kann.

B1) Markante Vortageshochs
Am Vorabend des 07. Oktober stieg der Dow Jones im späten Handel von 10 180 auf 10 240. Da diese Bewegung erst nach 20:00 Uhr europäischer Zeit stattgefunden hat, konnte am 07.Oktober davon ausgegangen werden, dass der Dax-Future mit einer dynamischen Aufwärtsbewegung eröffnen würde. Die Erfahrung zeigt, dass nach dieser anfänglichen Eröffnungsbewegung der Dax-Future allzu gern genau das Gegenteil von dem macht, was der Markt erwartet. Der Dow Jones schloss auf Tageshoch und Nazila Jafari erwartete nach dem anfänglichen Eröffnungsanstieg im Dax-Future eine Abwärtsbewegung. Wie findet man nun den richtigen Einstieg, um nicht von der dynamischen Aufwärtsbewegung „überrollt“ zu werden? In diesem Bild können Sie erkennen, dass der Dax-Future am 05. Oktober sein Hoch bei 4097 definierte. In dessen Tagesverlauf war eindeutig zu erkennen, dass bei dieser Topbildung ständig um die Marken 4093; 4093,5; 4094 bis 4094,5 gekämpft wurde. Dies ist deutlich im 1-Minuten-Chart zu erkennen, der in Bild 2 dargestellt ist.

B2) Ausschnittsvergrößerung zu Bild 1 
Jafari definierte somit im unteren Preislevel dieses Bereichs ihre Verkaufslinie für den Shorteinstieg am 07. Oktober bei 4093 mit einem Stopp-Loss bei 4098, da sie hier einen massiven Widerstand erwartete. Sie war nun short und die Position musste verwaltet werden. Es galt zu klären, wo sich mögliche Zielbereiche befinden, wo Ausstiege definiert oder wo möglicherweise die Position aufgestockt werden kann. In Bild 3 sehen Sie eine typische Abwärtsbewegung mit drei Kurszielen.

B3) Zielbereiche/Fibonacci Zyklen
Das erste Ziel berechnet sich über das Längenverhältnis des Eröffnungskurses zum Tageshoch und definiert bei 4073 sein 161 Prozent Fibonacci -Verhältnis. Wie Sie sehen deckt, sich hier auch genau das Close des Opening-Gaps. Ein idealer Ausstieg und perfekter Trade. Den Wiedereinstieg in die Shortposition erhalten wir über die Kurskorrektur von 61 Prozent im Fibonacci-Retracement. Wer seinen Ausstieg aus der Shortposition bei 4073 verpaßt hat oder eher einen Positionstrade favorisierte, erhält bei 4085 eine gute Gelegenheit, hier die Position aufzustocken. Der Stopp-Loss für diese Position liegt bei 4088,5. Das zweite Kursziel berechnet sich nun von der Korrektur bei 4086 zum aktuellen Tief des Intraday-Verlaufs bei 4073,5. Die 161 Prozent Extension befindet sich bei 4065,7. Aufgrund der aktuellen Tagesbewegung und des dynamischen Abstiegs war hier ein Ausstieg unnötig, so dass sofort das dritte und letzte Ziel für diese Abwärtsbewegung berechnet wurde. Hierzu wurde die gesamte Aufwärtsbewegung seit dem Tief des Vorabends bei 4070 bis zum Tageshoch bei 4093 herangezogen. Wie Sie dem Chart entnehmen können liegt die 161 Prozent Extension bei 4055,7. Der Dax-Future markiert sein Tief bei 4055,5, bevor er wieder bis über 4080 anstieg.Der geübte Daytrader wird in diesem Bereich nicht nur seine Position schließen. Viel eleganter wird die Position doppelt gekauft und long in den Markt investiert. Dies ist in Bild 4 zu sehen.

B4) Gegenbewegung nach Kursziel 3 
In diesem Chart sehen Sie, wie nach erreichen des dritten Kursziels bei 4055,5 der Dax-Future eine Wende vollzog. Ein Trade in die Gegenrichtung hätte hier 30 Punkte gebracht.

Quelle: Traders-Magazin

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