Kommentar
16:17 Uhr, 19.10.2004

Interview mit Dan Valcu: Heikin-ashi - Die Quantifizierung von Angst und Gier!

Dan Valcu

Bevor er 1999 zum Vollzeithandel überging, war Dan Valcu als IT-Berater in vielen Ländern unterwegs. Geboren in Rumänien zog er bereits in den Siebzigern nach Westeuropa. Er hat die Technische Analyse vorangetrieben durch die erst vor kurzem von ihm bekannt gemachte Heikin-ashi-Methode. Diese Technik der Chartdarstellung stammt ursprünglich aus Japan. Dan Valcu hat sie entstaubt, aufpoliert und der Trader-Gemeinde zugänglich gemacht. Heute ist sie bereits in vielen Software-Paketen integriert. Was seine eigenen Handelstechniken betrifft, so spielt Psychologie eine tragende Rolle. Er verwendet Indikatoren, die Angst und Gier quantifizieren.

FRAGE: Wann begannen Sie zu handeln? Wie kam es dazu?

VALCU: Es begann so 1991-92. Zu dieser Zeit befand sich die schwedische Skandinaviska Enskilda Banken in einer sehr schwierigen Phase. Die Aktie was sehr billig und attraktiv. Ich konnte einfach nicht glauben, dass diese Bank bankrott gehen würde.

Schließlich sprang der schwedische Staat ein und die Krise konnte abgewendet werden. Die Aktie stieg wieder und meine Gewinne waren beachtlich. Das war eine Kombination aus Trading und Investieren. Viele Trades basierten auf fundamentalen Faktoren und schlichtem gesunden Menschenverstand.


FRAGE: Was hielten Sie von diesem Metier, bevor Sie selbst zu handeln begannen?

VALCU: Bevor ich anfing zu traden, war ich bereits ein Investor. Somit bestand der Schritt zum Trading einfach nur aus einer Änderung meines Investmentmusters - ich suchte nach kurzfristigeren Gelegenheiten.


FRAGE: Waren Sie von Anfang an erfolgreich?

VALCU: Ja, und zwar sowohl als Investor wie auch als Trader. Wenn ich zurückschaue, denke ich, dass es eine Sache des richtigen Timings war. Der richtige Zeitpunkt ist nicht zu unterschätzen. Stellen Sie sich nur vor, Sie würden heute damit beginnen und immer nur long gehen...


FRAGE: Was waren Ihre wichtigsten Erkenntnisse?

VALCU: Zu verstehen, dass die größten Gewinne und Verluste beim Handel mit Optionen entstehen. Und daneben natürlich, dass die Anzahl der Gewinn-Trades nichts mit erfolgreichem Handeln zu tun hat. Der Markt ist der Meister und wir, die Händler, folgen ihm. Wenn wir den Trends folgen, profitieren wir von der Großzügigkeit der Märkte. Versuchen wir uns dagegen zu stellen, gehen wir pleite.


FRAGE: Wie würden Sie Ihren Handelsansatz beschreiben?

VALCU: Ich habe viele Phasen durchgemacht während meiner Entwicklung zum Trader, und ich habe mich immer wieder einem veränderten Marktumfeld angepasst. Von früh an habe ich mich auf mechanische Aspekte der Technischen Analyse konzentriert. Später habe ich mich zunehmend der Marktpsychologie zugewendet. In den letzten beiden Jahren habe ich mich insbesondere mit Indizes und den großartigen Möglichkeiten, die sie Händlern bieten, beschäftigt. Ich beobachte verschiedene Märkte und Sektoren und konzentriere mich dann auf Einzelaktien, die eine hohe Korrelation zum Index aufweisen. Ich versuche mögliche Reversals vorauszusehen und gehe zunächst kleine Positionen ein, um dabei zu sein, wenn die große Bewegung eintritt.


FRAGE: Welche Indizes beobachten Sie?

VALCU: Vor allem die großen US-Indizes: Nasdaq, S&P500, Russel 2000 und darüber hinaus die prozentuale Anzahl der Aktien, die über ihrem 200-Tage-Durchschnitt notieren.


FRAGE: Wie integrieren Sie die Marktpsychologie in einen mechanischen Ansatz? Verwenden Sie bestimmte Sentiment-Indikatoren oder ist das hauptsächlich ein subjektiver Prozess?

VALCU: Angst, Gier und Desinteresse sind Formen menschlichen Verhaltens, die quantifiziert werden können. Ein Beispiel hierfür sind die Volatilitäts-Indizes VIX, VXN und VDAX. Wenn ein Händler diese Werte quantifizieren kann, ist es auch möglich, sie für seinen Handelsansatz zu nutzen. Ich nutze alle Informationen, die ich bekommen kann, um die Marktpsychologie zu quantifizieren.


FRAGE: Sie haben die Heikin-ashi-Methode entwickelt. Wie kam es dazu?

VALCU: Man kann sagen, dass ich diese Methode oder Technik der Öffentlichkeit zugänglich gemacht habe. Heikin-ashi gab es bereits in Japan, aber sie war ein wenig verstaubt und in Vergessenheit geraten. Ich habe sie aufgegriffen, etwas poliert und veröffentlicht. Es war in etwa wie mit einem Rohdiamanten, den man erst schleifen und polieren muss. Heute ist Heikin-ashi der gesamten Trader-Gemeinde zugänglich und bereits in viele Plattformen integriert.


FRAGE: Wie lange brauchten Sie dazu?

VALCU: Ich brauchte in paar Minuten, um den Wert dieser Technik zu erkennen. Während ich mich mit Ichimoku-Charts beschäftigte, stieß ich auf Heikin-ashi-Charts. Ich war erstaunt, wie klar die Trends auf einmal wurden. Die Technik ist simpel, aber extrem nützlich.


FRAGE: Was sind Ichimoku-Charts?

VALCU: Das ist eine andere japanische Technik, bei der der aktuelle Kurs mit Gleitenden Durchschnitten der höchsten Hochs und tiefsten Tiefs innerhalb bestimmter Perioden dargestellt wird. Unter www.educofin.com findet sich ein gutes Beispiel.


FRAGE: Weshalb haben Sie sich dafür entschieden, die OHCL-(Open/High/Close/Low) Werte für die Heikin-ashis zu modifizieren? Welche Logik steckt hinter diesem Schritt?

VALCU: Zunächst: nicht alle OHCL-Werte werden modifiziert. Open und Close werden immer modifiziert, Low und High aber nur manchmal. Das hängt von den Werten des Balkens ab. Die Grundidee, die dahinter steckt, ist, die Kursbewegung zu glätten. Zum Beispiel gibt es im Heikin-ashi-Chart keine Gaps. Kurslücken werden in modifizierte Candlesticks integriert. Ein weiterer Grund für die Alternierung der OHCL-Werte liegt in der Idee, einen Gleichgewichtspunkt zu finden, begründet. Deshalb beginnt die nächste Kerze in der Mitte der vorangegangenen.


FRAGE: Was bedeutet Heikin-ashi?

VALCU: Auf japanisch heißt Heikin soviel wie "Gleichgewicht" oder "Balance", Ashi bedeutet "Fuß". Eine grobe Übersetzung würde also soviel wie "auf einem Fuß balancieren" bedeuten. Das ist die Essenz dieser Technik.


FRAGE: Was sind die Vor- und Nachteile dieser Technik?

VALCU: Zunächst ist es eine verlässliche und einfache Art, Trends zu visualisieren, einschließlich deren Richtung und Stärke. Sie funktioniert besonders gut auf dem Forex-Markt. Ein Heikin-ashi-Chart zeigt Auf- und Abwärtstrends und stellt sie als eine Sequenz leerer bzw. ausgefüllter Körper dar. Ein Händler sagte einmal: "Man muss farbenblind sein, um den Unterschied nicht zu erkennen." Ein weiterer Vorteil liegt in der Quantifizierung der modifizierten Candles. Ich habe zwei Indikatoren entwickelt: Hadiffco und dessen Gleitender Durchschnitt. Verwendet man diese als Subchart zusammen mit einem normalen Candlechart, warnen sie vor potenziellen Reversals. Man kann zwar keine Perfektion erwarten, aber frühzeitige Warnungen für Nasdaq, S&P500 und Dow Jones sind eine ganze Menge wert. Heikin-ashi arbeitet mit einer gewissen Verzögerung von ein bis zwei Tagen. Im Fall von Tops oder Böden kann das kostspielig werden, wenn man über kein entsprechendes Risiko- bzw. Money Management verfügt. In diesen Fällen sind die Gleitenden Durchschnitte des Hadiffco besonders nützlich.


FRAGE: Haben Sie je daran gedacht, diese Methode geheim zu halten?

VALCU: Die Veröffentlichung dieser Methode war für jeden von Vorteil. Andere Händler können ihre Strategien rund um diese Technik entwickeln und so können wieder neue Ideen entstehen. Sogar das Turtle-System wurde veröffentlicht. Allerdings gibt es ein paar spezielle Bereiche meiner Forschungsarbeit, die noch nicht veröffentlicht worden sind.


FRAGE: Was können Charts überhaupt leisten?

VALCU: Ein Chart gibt darüber Auskunft, ob ein Markt sich in einem Trend oder einer Konsolidierungsphase befindet. Betrachtet man allerdings einen Chart in verschiedenen Zeitfenstern, kommt man zu unterschiedlichen Schlüssen. Aus diesem Grund ist es für einen Händler wichtig, immer zwei bis drei verschiedene Zeitrahmen zu beobachten, die zum eigenen Handelsansatz passen. Außerdem rate ich Händlern, nicht zu viele Indikatoren zu verwenden. Man sollte die Anzahl der Indikatoren auf ein Minimum beschränken und stattdessen mit Werkzeugen arbeiten, mit denen sich Volatilität, Trends sowie Unterstützungen und Widerstände identifizieren lassen.


FRAGE: Wo liegen die Schwächen traditioneller Chartarten wie Bars oder Candlesticks?

VALCU: Vielleicht beschäftige ich mich zu viel mit Candlesticks, aber ich sehe einfach keinen Vorteil, den Barcharts bieten könnten. Nach meiner Sicht fehlt ihnen einfach etwas. Ihre Informationsgehalt ist, was Kursextreme sowie Eröffnung und Schlusskurs betrifft, einfach geringer. Jeder weiß aber, dass die Beziehung dieser Extreme sehr viel über das Verhältnis von Bullen und Bären aussagt.

Candlesticks zeigen alles, aber vielleicht zuviel. Man muss Informationen suchen und diese übersetzen. Dazu braucht es Erfahrung und Wissen. Ein Doji oder ein Bearish Engulfing kann jeder identifizieren. Schwieriger wird es schon bei anderen Mustern wie einem Three-Cows. Aus diesem Grund empfiehlt sich Heikin-ashi als zusätzliches Werkzeug.


FRAGE: Sind Sie der Meinung, dass jeder Händler seine eigene Technik entwickeln muss, um erfolgreich zu handeln?

VALCU: Ja! Jedes Individuum hat seinen Stil zu denken, sich zu kleiden, zu essen, zu gehen und sich zu verhalten. Warum sollte es beim Trading anders sein? So lange Handelsmaschinen nicht die Märkte überschwemmen, werden Kurse von Menschen und ihren Emotionen gemacht. Jeder Mensch aber hat eine andere Wahrnehmung, eine andere Risikobereitschaft und andere Interessen. Obwohl wir sehr viel lesen, lernen und andere kopieren, hat doch jeder von uns seine eigenen Filter, die das herauspicken, was am besten zu uns passt. Dieser Prozess dauert seine Zeit, aber es ist eine sehr wichtige Entwicklung für jeden Händler.


FRAGE: Mit welchen anderen Techniken, Mustern oder Indikatoren arbeiten Sie?

VALCU: Ich bin ein großer Fan von Formationen. Allerdings sind solche Muster nicht ganz einfach und die Erfolgsquote liegt weit unter 80 Prozent. Formationen aber offenbaren die zugrunde liegende Psychologie der Marktteilnehmer. Ein Beispiel wäre ein ansteigendes Dreieck in einem Aufwärtstrend. Was sagt so etwas aus? Die Leute sind bullisch, der Kurs trifft auf einen Widerstand und so ziemlich jeder Balken weist höhere Tiefs auf. Wir befinden uns in einem Aufwärtstrend und wir erwarten einen Bruch des Widerstands, zu dem es meistens auch kommt. Tritt dieser mit hohem Volumen ein und jeder ist bullisch, erwäge ich einen Short-Einstieg mit einem angemessenen Stopp-Loss. Vielleicht warte ich auf eine Rückkehr zum Widerstand für einen besseren Einstieg.

Was Indikatoren betrifft, so habe ich viele ausprobiert. Am liebsten aber arbeite ich mit dem Z-Score. Er zeigt mir den Kurs im Vergleich zur Anzahl von Standardabweichungen zum Durchschnitt. Gleitende Durchschnitte sind simple Indikatoren, aber ich halte sie für extrem nützlich, besonders solche, die eine sehr geringe Verzögerung aufweisen.


FRAGE: Wie funktioniert der Z-Score?

VALCU: Der Indikator arbeitet mit einem Durchschnitt der Schlusskurse, zum Beispiel die der letzten 20 Tage. Man zieht nun zwei parallele Linien unter- und oberhalb im Abstand von zwei Standardabweichungen des Durchschnitts der letzten 20 Tage. Der Z-Score ist der Wert, der sich im Allgemeinen über 95 Prozent der Zeit innerhalb dieser Linien bewegt.

Liegt der Z-Score bei 2, so trifft der Kurs auf das obere Bollinger-Band. Ist der Z-Score bei -2, trifft der Kurs auf das untere Bollinger-Band. Ist der Wert Null, so entspricht er dem Gleitenden Durchschnitt. Man kann sage, dass der Z-Score eine alte statistische Funktion ist, die seit Jahren genutzt wird, während Bollinger-Bänder eine neuere Version davon sind, aber letztlich mit der selben Formel arbeiten.


FRAGE: Spielt das Volumen eine Rolle bei Ihrem Ansatz?

VALCU: Jemand sagt einmal: "Mit Volumen kann man nicht zur Bank gehen." Am Ende des Tages zählt allein der Schlusskurs. Aber ich betrachte das Volumen als eine Teilinformation, die ich verwerten kann. Steigt es oder fällt es? Werden Unterstützungs- oder Widerstandszonen mit hohem oder niedrigem Volumen durchbrochen? Nimmt das Verkaufsvolumen ab? Zum Beispiel gibt es Tage, an denen das Volumen an den US-Märkten sehr gering ist. Gerade diese Tage aber bieten hervorragende Gewinnchancen und sind hoch volatil.


FRAGE: Sind Sie ein systematischer Händler?

VALCU: Ich halte mich strikt an ein paar Grundregeln. Aber ich erlaube mir unter bestimmten Umständen mehr Flexibilität, besonders, wenn die Chancen die Risiken deutlich überragen.


FRAGE: Was denken Sie über hundertprozentig mechanische Ansätze und voll automatische Handelssysteme?

VALCU: Ich bin skeptisch, wenn ich Wörter wie "hundertprozentig" und "voll automatisch" höre und das sollte jeder sein. Ich glaube an eine Kombination zwischen automatischen und manuellen Elementen. Die meiste Arbeit wird von einem automatischen System erledigt, aber die letzte Entscheidung liegt beim Händler selbst. Man kann eventuell Komponenten wie Risiko- und Money Management voll automatisieren, aber die letzte Entscheidung über Ein- und Ausstieg sollte dem Händler überlassen werden, wobei er von dem automatischen Handelssystem unterstützt wird. Das ist wie bei der Mondlandung. Den entscheidenden Schritt taten Neil Armstrong und Buzz Aldrin, aber sie wurden von Computersystemen unterstützt.

Auf der anderen Seite gibt es einfache, gute mechanische Systeme. Eines zum Beispiel ist das System der Turtles. Es ist simpel und es funktioniert. Aber viele Leute besitzen nicht die Disziplin sich dauerhaft daran zu halten. Sie weichen von den Regeln des Systems ab und denken dann, dass es nicht funktioniert. Dabei tut es das!

Jeder kann ein mechanisches System entwickeln. Händler können zum Beispiel einfach die drei Parameter des MACD und seiner Signallinie verstellen und solange herumprobieren und backtesten, bis sie die optimale Einstellung gefunden haben. Das Problem aber ist, dass die meisten Leute nicht die Geduld und Disziplin besitzen, sich an ihr System über Jahre hinweg zu halten. Und dann verpufft der Wert des Systems.


FRAGE: An welcher Stelle kommen zwangsläufig subjektive Elemente ins Spiel?

VALCU: Nehmen Sie zum Beispiel Menschen, die eine Diät machen. Ein solches Programm erfordert Disziplin, aber es gibt Gelegenheiten, in denen die Person Fett essen und mehr Kalorien zu sich nehmen kann. Der Trick ist, Abwechslung in das Basisprogramm zu bringen. Dasselbe gilt auch für das Trading. Wenn ein Händler sieht, dass sich gerade ein Trend entwickelt, der ein hervorragendes Chance-/Risikoprofil aufweist, warum sollte er nicht mehr als zwei Prozent seines Kapitals riskieren? Wenn das Marktumfeld stimmt, kann er eben auch mehr als gewöhnlich einsetzen, natürlich mit einem angemessenen Stopp-Loss-Management. Das heißt aber nicht, dass er deswegen seinen gesamten Handelsplan über den Haufen werfen sollte.


FRAGE: Wie wichtig sind Risiko- und Money Management?

VALCU: Diese Elemente sind so etwas wie Gehirn und Herz des Tradings. Leider aber werden diese Aspekte oft vernachlässigt. Das Kapital stellt den wichtigsten Posten eines Händlers dar. Es ist seine Lebensenergie. Wir gehen zum Arzt, um uns untersuchen zu lassen, wir trainieren und wir machen Diäten. In den Märkten aber gehen wir oft sehr lax mit dem Money- und Risiko Management um. Wir leben also länger, aber ärmer.


FRAGE: Wie gehen Sie damit um?

VALCU: Wir sind von Risiken umgeben. Händler müssen sich, so gut sie können, gegen mögliche Ereignisse absichern. Die Anwendung von Stopp-Loss und Volatilität-Stopps ist unverzichtbar und leicht in einen Handelsplan integrierbar. Obwohl ich Verluste stets begrenze, kann es passieren, dass eine Verluststrähne auftritt. Wenn das passiert, höre ich eine Weile auf zu traden. Im Allgemeinen riskiere ich nicht mehr als zwei Prozent pro Trade und habe maximal vier offene Positionen.


FRAGE: Arbeiten Sie mit Trailing-Stopps und Gewinnzielen?

VALCU: Meine Trailing-Stopps richten sich nach der Volatilität. Gewöhnlich setze ich mir auch Kursziele. Wenn der Trade einmal in meine Richtung läuft und ich ihn mit Trailing-Stopps absichere, verschwinden diese aber schon mal wieder. Läuft der Trade gegen mich, greift der Stopp-Loss und ich gehe raus mit einem kalkulierten Verlust. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag.


FRAGE: Auf welche Volatilitäts-Signale achten Sie und wie richten Sie Ihre Trailing-Stopps nach ihnen aus?

VALCU: Was die Trailing-Stopps betrifft, arbeite ich mit einer modifizierten Version der Average True Range. VIX, VXN und VXO beobachte ich, um die Stimmung in Markt einzuschätzen.


FRAGE: Mit welchen Instrumenten handeln Sie und weshalb?

VALCU: Ich handle mit Aktien und Aktienoptionen, weil ich daran gewöhnt bin und sie sehr gut verstehe.


FRAGE: Braucht man besondere mathematische Fähigkeiten, um erfolgreich Optionen zu handeln?

VALCU: Nein, auf gar keinen Fall. Es reicht, wenn man die Grundlagen begriffen hat: was es bedeutet, einen Call zu verkaufen oder Calls und Puts zu kaufen usw. Wenn man sich aber an kompliziertere Strategien wie Butterflies und andere exotische Kombinationen heranwagt, sollte man aber schon davon Ahnung haben.


FRAGE: Handeln Sie keine Futures?

VALCU: Ich habe es probiert, wie vieles andere auch. Aber ich fühle mich damit am wohlsten, womit ich mich auskenne. Und das sind nun mal Aktien und Optionen im amerikanischen Markt.


FRAGE: Wann wissen Sie, dass ein Trade falsch läuft?

VALCU: Das passiert relativ früh, meistens am Ende des ersten Tages. Zu dieser Zeit habe ich ein genaueres Gefühl, was meine Einstellungen und Einstiege betrifft. Ich glaube zwar nicht, dass man überhaupt hundertprozentig richtig liegen kann, aber ich kann aus dem Trade aussteigen, bevor mein Stopp-Loss ausgelöst wird. Nach dem ersten Tag greifen dann Trailing-Stopps.


FRAGE: Ist Intuition ein wichtiger Faktor beim Handeln?

VALCU: Ja. Jeder Händler braucht Intuition. So lange Kurse nicht mechanisch zustande kommen, und das tun sie nicht, wird Intuition immer eine wichtige Rolle spielen.


FRAGE: Wie lange halten Sie Ihre Positionen im Schnitt?

VALCU: Es gibt ein Leben außerhalb der Märkte. Ich stehe in keinem Wettbewerb. Deswegen kann ich mir soviel Zeit nehmen, wie ich will, um meine Entscheidungen zu treffen. Früher habe ich Daytrading betrieben, aber der Aufwand, den es erforderte, hat es mir nicht erlaubt, andere Aspekte meines Lebens zu genießen. Außerdem passte es nicht zu meinem Stil. Ich handle zwar kurzfristige Bewegungen, aber keine Moves von fünf oder zehn Minuten. Ich bin ein Swingtrader. Deswegen liegt die durchschnittliche Haltedauer zwischen einem und fünf Tagen. Aber das ist auch relativ. Wenn der Trend in meine Richtung läuft und meine Trailing-Stopps richtig liegen, bleibe ich solange in der Position, bis ich ausgestoppt werde.


FRAGE: Wie sehen die häufigsten Anfängerfehler aus?

VALCU: Viele stellen sich den Märkten ohne einen Trading-Plan. Ein Trading-Plan kann einfach sein. Aber er sollte formuliert und zu Papier gebracht werden. Anfänger verlassen sich oft zu sehr auf Software zur Technischen Analyse. Heute hat fast jeder Zugang zu solchen Werkzeugen. Gibt es deswegen mehr Gewinner? Nein! Etwas fehlt und dieses Etwas kann man nicht kaufen. Ich habe diesen Fehler auch gemacht. Es kommt darauf an, die Märkte und die psychologischen Faktoren, die sie bewegen, zu verstehen. Software ist immer nur ein Werkzeug. Man ist auch noch kein Arzt, bloß weil man ein Röntgengerät bedienen kann.

Ein anderer Fehler liegt im zu großen Kapitaleinsatz. Zu viel Geld in den Händen eines Händlers, der über keinen Handelsplan und über kein Risiko Management verfügt, ist eine tödliche Waffe. Das Kapital wird schlecht verwaltet. Genauso wie es bei vielen Fonds der Fall ist. Handelt ein Händler aber mit zu wenig Kapital, wird er schnell von seinen eigenen Emotionen überwältigt. Gedanken wie "Ich muss mit jedem Trade mehr Geld machen", "Ich darf nicht verlieren" oder "Ich muss den Hebel erhöhen" sind Gift und führen schnell zur Pleite. Anfänger sollten mit einem moderaten Grundkapital und einer klaren Strategie beginnen.


FRAGE: Was halten Sie von mentalem Training wie zum Beispiel NLP? Benutzen Sie solche Bücher oder Trainings, um ihre Motivation zu erhöhen?

VALCU: Nein! Es ist alles Kopfsache und ein Verlierer wird durch das Lesen nicht plötzlich zum Gewinner. Ein Händler muss eigene Strategien entwickeln. Solche Bücher mögen manchmal in Bereichen wie Sport funktionieren, aber nicht was das Trading betrifft. Das alles erinnert mich an eine Zeit im Jahre 2002. Damals machte ich eine sehr schwierige Trading-Periode durch. Ich beschäftigte mich viel mit mir selbst und besuchte ein Treffen der Anonymen Alkoholiker. Ich muss dazu sagen, dass ich selbst nie ein Alkoholproblem hatte. Ich besuchte das Treffen, um mich inspirieren zu lassen. Eigentlich war ich auf der Suche nach Leuten, denen es noch schlechter ging als mir. Am Ende des Treffens hatte ich viele interessante Menschen kennengelernt und Diskussionen gehört. Für mein Trading hatte mir das allerdings nichts gebracht. Danach machte ich mehrere Monate lang Pause, analysierte meine Strategie und konnte schließlich wieder erfolgreich handeln.


FRAGE: Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?

VALCU: Ich werde ein Buch über die Heikin-ashi-Technik schreiben und auch damit beginnen, Seminare zu halten. Ich habe gerade damit begonnen, einen täglichen Dienst auf meiner Webseite www.educofin.com zu entwickeln, der die Märkte analysiert und vor Tops und Böden warnt. Er befindet sich zwar noch in der Testphase, aber die Resultate sehen vielversprechend aus.



B1) Nasdaq
Dieser Chart zeigt einen Indikator, der auf der Volatilität basiert (gelb). Man kann deutlich Widerstands- und Unterstützungszonen der letzten sechs Monate erkennen. Werte über 1 deuten auf einen bullischen Trend hin, Werte unter 1 auf einen bärischen.



B2) S&P 500
Im Wochenchart sieht man einen weiteren Volatilitäts-Indikator (Subchart 3), der akkurat Tops und Böden signalisiert.



B3) Euro Ichimoku-Chart
Dieser Ichimoku-Chart des EUR/USD zeigt den Euro in einer bullischen Position (die Kurslinie liegt über den Ichimoku-Linien). Diese visuelle Technik basiert auf folgenden Linien:

1. Kurslinie (schwarz).
2. Tenkan-sen-Linie (grün) - ein kurzer Gleitender Durchschnitt.
3. Kijun-sen-Linie (rot) - längerer Gleitender Durchschnitt.
4. Senkou-span A (blau) - Durchschnitt des Tenan-sen und des Kijun-sen in einer Periode von 26.
5. Senkou-span B (rosa) - ein Gleitender Durchschnitt des Tenkan-sein und des Kijun-sen in einer Periode von 26.

Die Zone zwischen dem Senkou-span A und B heißt "Cloud" und teilt bullische und bärische Trends. Ein Trend ist auch festgelegt durch den Kurs im Vergleich zu den restlichen Ichimoku-Linien.

Quelle: Traders-Magazin

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