Kommentar
14:11 Uhr, 12.12.2014

Interview mit Andreas Braun, Börsenredakteur bei der ARD

Als Finanzmarkt- und Börsenredakteur hat sich Andreas Braun auf Social Trading spezialisiert. Anleger, die Tipps von Tradingexperten in der Community nachhandeln, sollten unbedingt auch hier auf die Ausbalancierung und stete Risikokontrolle ihrer Investments achten, rät Braun.

„Nicht zu breit diversifizieren!“

Herr Braun, warum Asset Allocation?

Asset Allocation ist bei der Vermögensanlage fundamental. Durch eine Aufteilung auf verschiedene Anlageklassen kann das Risiko gesenkt werden. Zugleich kann ich als Anleger Renditemöglichkeiten in verschiedenen Märkten nutzen. Beim kurzfristig ausgerichteten Trading geht es eher darum, Märkte zu finden, die "in Bewegung" sind oder stabile Trends aufweisen. Auch als Anleger, der mit Social Trading Gewinne erzielen will, sollte ich eine Diversifikation vornehmen, hier bezieht sie sich darauf, unterschiedliche Trading-Ansätze zu kombinieren.

Worauf ist beim Ausbalancieren des Portfolios zu achten?

Bezogen auf ein Portfolio aus Social-Trading-Ansätzen sollte ich entweder Strategien auswählen, die bereits selbst über mehrere Anlageklassen und Basiswerte hinweg diversifizieren. Oder aber ich sollte mir ein Portfolio aus Tradern mit unterschiedlichen Strategien aufbauen, die möglichst noch in verschiedenen Märkten agieren. Eine permanente Risikokontrolle sollte ebenfalls stattfinden. Nicht jede Strategie, die in der Vergangenheit funktioniert hat, tut dies auch in Gegenwart und Zukunft.

Was halten Sie von einer goldenen Regel der WirtschaftsWoche zur Asset Allocation? Empfohlen wird ein Mix aus 30 % Aktien, 30 % Anleihen, 15 % Gold, der Rest in Tagesgeld.

Mir persönlich erscheint eine höhere Aktienquote weiterhin aussichtsreicher. Bei Gold halte ich es mit Warren Buffett, der das Edelmetall nicht als werthaltiges Investment, sondern nur als Spekulationsobjekt sieht. Aus meiner Sicht kann ein langfristig orientiertes Depot gut ohne Gold auskommen. Wie hoch der Anteil an Liquidität im verfügbaren Vermögen ausfällt, hängt zum einen von der Gesamtgröße dieses Vermögens ab, zum anderen von der Risikobereitschaft des Anlegers. 50 Prozent oder mehr in Cash zu halten finde ich zu "defensiv".

Welche Fallstricke können sich beim Asset Management auftun?

Eine sehr breite Diversifikation ist mit erhöhtem Aufwand verbunden, was wiederum die Kosten – der Informationsbeschaffung oder auch Transaktionskosten – nach oben treibt. Wieder übertragen auf ein Social-Trading-Portfolio wird die Kontrolle zu vieler Trading-Strategien in meinem Depot leicht unübersichtlich, eine Überwachung mühsam. Auch Trading-Ansätze, die unterschiedlich erscheinen, korellieren oft unerwartet, und unerwünscht, miteinander. Beim Social Trading kommt noch ein spezifisch menschliches Problem hinzu: Ein Trader, der plötzlich von seiner Strategie abweicht, kann leicht zum Unsicherheitsfaktor für das gesamte Portfolio werden.

Auf welche Aktien/Sektoren/Branchen setzen Sie persönlich?

Ich halte einerseits eher "konservative" Aktien wie etwa aus dem Konsumsektor für wichtige Basis-Investments. Dazu zähle ich Titel wie Henkel oder Procter & Gamble. Daneben sind aus meiner Sicht Aktien von Unternehmen interessant, die in den "Megatrends" unserer Zeit unterwegs sind – etwa in der Pharma-, Biotech- oder Gesundheitsbranche. Auch Technologieaktien spielen dabei natürlich eine Rolle. Bei "Highflyern" wie Apple oder Tesla sollte man allerdings den Newsflow und die Geschäftslage ebenfalls sehr genau im Auge behalten.

Die Fragen stellte Helge Rehbein.

Dieses Interview ist in der aktuellen BörseGo-Sonderpublikation "Asset Allocation: Weil Vermögen diversifiziert werden müssen" erschienen. Sie können die Publikation hier kostenlos herunterladen.

Andreas Braun ist seit mehr als zehn Jahren als Finanz- und Börsenjournalist und Redakteur beim Börsenportal der ARD in Frankfurt tätig. Neben dem täglichen Auf und Ab an den Aktienmärkten verfolgt er seit Jahren die Themenschwerpunkte Geldanlage, neue Anlageprodukte und Strategien zur Vermögensbildung. Seit dem Aufkommen der ersten Social-Trading-Portale in Deutschland hat er sich intensiv mit dieser neuen Form des Tradens und Investierens beschäftigt. Im Jahr 2013 ist sein Buch „Social Trading – simplified" im FinanzBuch Verlag erschienen. Im Zuge der Buch-Recherchen hat sich Andreas Braun auch mit Erfolg als „Social Trader" versucht: Als Erster erreichte er auf der Plattform ayondo den höchsten Level des „Institutional". Auf der Analyse- und Investmentplattform Guidants unterhält Andreas Braun einen eigenen Stream.

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