Kommentar
16:28 Uhr, 09.02.2006

Interview mit Alan Farley - Der Swingtrader

Man kann Stunden mit der Suche nach viel versprechenden Chartmustern und Einstiegspunkten im Markt verbringen. Die Mehrheit der Trader hat bei der praktischen Umsetzung einer Trading-Idee jedoch erhebliche Schwierigkeiten und begeht gravierende Fehler beim Positions-Management. Traders Journal hat mit Alan Farley die wichtigsten Fragen von Frischlingen und erfahrenen Tradern ausgearbeitet und in ein leicht leserliches Interview verpackt.

FRAGE: Welche Zeitebene verwenden Sie für Ihr Trading?
AF: Bei der Suche nach Trading-Setups verwende ich Tages-, 60- und 15-Minuten Charts. Ich achte auf keine anderen Zeitebenen, außer ab und an den wöchentlichen Chart für einen groben Überblick der Gesamtsituation. Die Zeitspanne ändert sich nie – auch nicht wenn sich andere Variablen wie Volumen oder der Basiswert ändern. Ich habe für jeden Basiswert stets alle drei Charts geöffnet, damit ich nicht ständig hin und her klicken muss.

FRAGE: Sollte man Limit Orders oder Market Orders verwenden? Sollte man für den Kauf eine andere Orderart als für den Verkauf wählen?
AF: Ich verwende ein Direct Access Trading Interface und verwende ausschließlich Limit Orders. Wenn ich in eine Short-Position eingegangen bin habe ich noch nie eine Market-Order verwendet – auch Sie sollten das so handhaben.

FRAGE: Sind Sie ein Trader, der während es bevorzugt während der Markteröffnung nichts zu tun?
AF: Swing Trading ist ein Trading Ansatz der auf Preis und nicht auf Zeit basiert. Ich gehe meine Trades deshalb ein, wenn das Signal dafür ausgelöst wird. Dies kann untertags oder auch zur Eröffnung geschehen. Ich empfehle jedoch Neulingen innerhalb der ersten und der letzten Handelsstunde das Trading einzustellen. Man wird von der Volatilität zu diesen Zeiten ausgetrickst und es braucht Zeit um von dieser profitieren zu können.

FRAGE: Werden manche Stopp-Loss Orders abgeräumt? Wenn ja, von wem?
AF: Manchmal werden Trades absichtlich aus dem Markt genommen. Doch wenn dies geschieht dann meistens nur an den offensichtlichen Unterstützungs- und Widerstandszonen, da an diesen Preisniveaus auch viele Antitrend-Trader sitzen. Man selbst als Break-Out Trader kauft vielleicht den Ausbruch auf ein höheres Hoch, während andere Marktteilnehmer diese Levels als Short-Entry verwenden oder bestehende Positionen schließen.

FRAGE: Fehlausbrüche, Stopp-Loss Fishing, etc. Da draußen gibt es eine Menge Fallgruben für Trader. Woher wissen Sie, wann ein Trade viel versprechend ist und wann nicht?
AF: Break-Outs funktionieren oder sie funktionieren nicht. Im Vorhinein ist es fast unmöglich zu wissen in welche Kategorie der nächste Break-Out fallen wird. Das ist eigentlich die ultimative Zen-Trading Frage: Woher weiß ich ob ich richtig liege? Zen Antwort: Es gibt kein richtig und kein falsch. Der Schlüssel zum Erfolg liegt im richtigen Risikomanagement. Wer das Risiko gut kontrolliert, liegt langfristig richtig.

FRAGE: Wie geht man also richtig mit Stopp-Loss Fishing um?
AF: Achten Sie auf Bild 1. In jedem der vier roten Kreise wurden innerhalb einer Trading-Range innerhalb von nur 12 Handelstagen die Stopp-Loss Orders abgeräumt. Dies passiert i.d.R. in volatilen Seitwärtsphasen. Es ist Teil der Märkte und man sollte es akzeptieren und davon zu profitieren lernen, statt es zu bekämpfen. Wenn Sie sehen, dass sich Kursbewegungen an Widerstands- oder Unterstützungszonen erschöpfen, so sollten Sie Ihren Fokus auf antizyklische Trades richten.

Abbildung 1: TEVA Tageschart mit Stopp-Loss Fishing

FRAGE: Wie viele Positionen kann ein guter Trader pro Tag verwalten?
AF: Um diese Frage zu beantworten müssen Sie sich selbst zwei Fragen stellen. Erstens: Wie gut sind Sie als Trader? Sind Sie ein Trading-Veteran oder neu im Spiel? Neulinge sollten logischerweise nur wenige Positionen gleichzeitig verwalten. Das erlaubt ihnen voll und ganz zu fokussieren. Zweitens: Wie viel Zeit wollen Sie den Märkten widmen? Umso mehr Zeit und Aufmerksamkeit Sie den Märkten schenken, umso mehr Positionen können Sie gleichzeitig verwalten. Ihre persönliche „Multitasking-Fähigkeit“ ist ein weiterer entscheidender Faktor, d.h. können Sie viele Dinge gleichzeitig machen ohne die Konzentration oder den Faden zu verlieren? Ist die Antwort ja, so können Sie wahrscheinlich eine handvoll Positionen gleichzeitig handeln.

FRAGE: Achten Sie während des Handelstages auf Sentiment-Indikatoren?

AF: Am Anfang eines Handelstages bilde ich mir eine persönliche Meinung und warte auf den Markt mir zu zeigen, was ich tun soll. Wenn die Kursverläufe meine Meinung unterstützen trade ich aggressiver. Widerlegt der Markt meine Meinung schalte ich einen Gang zurück und überprüfe die Grundessenzen meiner Meinungsbildung. Es ist wichtig seine Meinung nicht nur auf „long“ oder „short“ für den Handelstag zu begrenzen – damit würde man sich selbst vieler Gelegenheiten berauben.

FRAGE: Drehen Sie Positionen?
AF: Ich arbeite nach dem Prinzip, dass jeder Trade ein in sich geschlossenes System ist. Wird ein Trade ausgestoppt heißt das nicht automatisch, das es das Beste ist die Position zu drehen. Eigentlich ist es leicht auf der richtigen Seite des Kursgeschehens zu stehen. Das schwierige ist es gute Chance/Risiko-Trades zu finden.

FRAGE: Wenn sich eine Aktie nicht im Gleichklang mit dem Referenzindex bewegt, ist das ein Zeichen für außerordentliche Stärke bzw. Schwäche?
AF: Man kann aus diesem Sachverhalt keine immer gültige Regel stricken. Es kann viele Gründe dafür geben, dass eine Aktie sich gegen das breite Marktverhalten stemmt. Sie sollten dieses Verhalten der Aktie nur als Hinweis dafür interpretieren, dass diese Aktie vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit von Ihnen bekommen sollte und sie etwas mehr Nachforschungen anstellen sollten. Eine starke Aktie in einem schwachen Markt könnte Übernahmen vorankündigen oder auch eine überdurchschnittlich gute Nachrichtenlage vorwegnehmen. Aber bedenken Sie, dass die relative Stärke bereits am nächsten Tag von anhaltender Marktschwäche gefährdet sein kann.

FRAGE: Man behauptet, dass die Märkte heutzutage schwieriger zu handeln sind als früher. Was ist ihre Meinung?
AF: Es hat sich nichts geändert und es wird sich nie etwas ändern. Einmal habe ich zu meiner Frau gesagt, dass ich eine schwierige Woche hatte um gute Trades zu finden. Sie hat mich (berichtigt) unterbrochen und gesagt, dass es immer Möglichkeiten gibt. Wenn ich Sie nicht sähe dann hätte ich persönlich ein Problem – und nicht der Markt.

Quelle: www.TradersJournal.de

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