Internationale Aktienmärkte auf Talfahrt
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
In der Berichtswoche mussten die internationalen Aktienmärkte erneut deutliche Kursverluste hinnehmen. Schwache Konjunkturdaten, ein auf neue Rekordstände kletternder Ölpreis, weitere Hiobsbotschaften aus dem Bankensektor sowie anhaltende Inflationsängste wirkten sich nach wie vor negativ auf das Geschehen aus.
USA: Erste Gewinnwarnungen von Nicht-Banken
An den US-Aktienmärkten ist eine deutlich negative Handelswoche abgeschlossen worden. In Zahlen gesprochen verlor der Dow Jones Industrial Average (DJIA) 496 Punkte oder 4,2 Prozent. Dabei schlug ein Tagesverlust von 358 Zählern nennenswert zu Buche. Im Wochenverlauf wurde der März-Tiefstand unterschritten und zuletzt war der DJIA nur einen Atemzug davon entfernt, in einen Bear-Markt (20 Prozent unter dem Allzeithoch) zu münden.
Schlechte Konjunkturnachrichten waren mit ein Grund für die Kurstalfahrt. So sank das Konsumentenvertrauen auf ein 16-Jahres-Tief, die Zahlen vom Häusermarkt blieben schwach und die Inflation verharrte auf hohem Niveau. Mit einem auf 142 USD pro Barrel WTI steigenden Ölpreis wird die Teuerung auch weiterhin als Damoklesschwert über dem Geschehen hängen. Die FED, im Dilemma zwischen einem sich abschwächenden Wachstum und steigender Inflation, hat auf ihrer turnusmäßigen Sitzung (FOMC) die Leitzinsen wie erwartet unverändert bei zwei Prozent belassen. Allerdings gehen die Märkte davon aus, dass spätestens auf dem Oktober-Meeting der Tagesgeldsatz um 25 Basispunkte angehoben wird, um so die Teuerung zu bekämpfen.
Darüber hinaus mussten die Börsen erneut zahlreiche Negativmeldungen aus dem Bankensektor verkraften. So hat Goldman Sachs infolge der Hypothekenkrise weitere Abschreibungen bei Citigroup und Merrill Lynch vorhergesagt. Bei der größten US-Bank sollen es neun Mrd. USD sein und für das weltgrößte Brokerhaus liegen die Prognosen bei über vier Mrd. USD. Darüber hinaus sprach Moody's Investors Service von Überlegungen, das Kreditrating für Morgan Stanley herabzustufen. All diese Meldungen lassen nichts Gutes erwarten und zeigen deutlich, dass die Auswirkungen der US-Subprime-Krise für den Bankensektor noch lange nicht ausgestanden sind.
Aber nicht nur Meldungen aus dem Bankenbereich beunruhigten Investoren. So gab Goldman Sachs ein Verkaufssignal für General Motors und es kursierten zeitweise Gerüchte, dass Chrysler vor der Insolvenz stehe. Darüber hinaus mussten zahlreiche Gewinnwarnungen verkraftet werden, etwa von dem Paketzusteller UPS, dem BlackBerry-Hersteller Research in Motion oder dem weltweit größten Softwareanbieter Oracle. Kein günstiger Ausblick für die Zukunft, zumal das Researchinstitut Thomson Reuters Proprietary Research wissen ließ, dass die im S&P 500 gelisteten Unternehmen vor einem zweistelligen Gewinnrückgang im Jahresvergleich stehen.
Euroland: Konjunktur schwächt sich ab
Die europäischen Aktienmärkte konnten sich den negativen US-Vorgaben nicht entziehen, zumal zahlreiche hausgemachte Probleme zusätzlich belasteten. Zwar fielen die Kursverluste etwas geringer aus als jenseits des Atlantiks, doch musste beispielsweise der DAX ähnlich wie der DJIA einen vergleichsweise hohen Tagesverlust von 158 Punkten bzw. 2,4 Prozent hinnehmen. Zudem fiel auch der DJ Euro Stoxx 50 unter seinen im März dieses Jahres erreichten Tiefpunkt.
Als Belastungsfaktor fungierten in der Berichtswoche unter anderem sich abschwächende Makrodaten wie etwa der Ifo-Index, die Flash PMIs oder das Konsumentenvertrauen im Euroraum. Darüber hinaus erhielten die Inflationssorgen neue Nahrung als in Deutschland höher als erwartete Import- und Konsumentenpreise veröffentlicht wurden. EZB-Präsident Trichet hat nach mehrmaligen Hinweisen zuletzt erneut von "erhöhter Wachsamkeit" der Notenbank gegenüber Inflationsgefahren gesprochen. Für die Märkte zweifelsfrei ein Zeichen, dass die Währungshüter auf ihrer Sitzung an diesem Donnerstag die Leitzinsen trotz Wachstumsbedenken erhöhen werden.
Ebenfalls mit Sorge wurde der Bankensektor betrachtet. Neben Spekulationen über eine Kapitalerhöhung bei der Deutschen Bank hatte der belgisch-niederländische Finanzkonzern Fortis eine Kapitalerhöhung um mehr als acht Mrd. Euro sowie eine Dividendenkürzung angekündigt. Zuvor bereits musste sich Barclays frisches Kapital in Höhe von 5,7 Mrd. Euro beschaffen. Allerdings zeigten sich Investoren erleichtert, dass die Kapitalmaßnahme der drittgrößten britischen Bank letztendlich erfolgreich verlief. Unter den Kapitalgebern waren Qatar und die japanische Sumitomo Mitsui. Positiv von Marktteilnehmern wurde auch vermerkt, dass der Verkauf der Postbank in die intensive Phase zu treten scheint. Als Interessenten werden die niederländische ING, die spanische Banco Santander, Deutsche Bank und die britische Lloyds gehandelt.
Schließlich mussten die Märkte auch Gewinnwarnungen von Nicht-Banken hinnehmen, etwa von dem finnischen Handy-Hersteller Sony Ericsson sowie Carrefour, dem größten Einzelhandelskonzern Frankreichs. Auch für die deutsche Automobilbranche gab es schlechte Nachrichten. Hier hatte die US-Investmentbank Lehman Brothers die Kursziele für Daimler, BMW und VW gesenkt. Die Analysten rechnen nicht damit, dass die Autobauer die Belastungen aus steigenden Rohstoffkosten an ihre Kunden weitergeben können.
Ausblick
In dieser Woche ragt der Donnerstag heraus. In den USA werden dann die jüngsten Arbeitsmarktdaten veröffentlicht, die bereits mit Spannung von Marktteilnehmern erwartet werden. Normalerweise erfolgt die Veröffentlichung der Daten am ersten Freitag des Monats, doch dann feiert Amerika den 4. Juli, den Independence Day, sodass die Börsen geschlossen bleiben. Für Europa hat die EZB-Sitzung ihre besondere Bedeutung. Eine Erhöhung des Leitzinses von 4,00 auf 4,25 Prozent wird allgemein erwartet.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 174,5 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.