Kommentar
18:15 Uhr, 13.02.2018

Insider packt aus: Crash war eine Marktmanipulation

Der Crash am US-Aktienmarkt war das Ergebnis einer Marktmanipulation, mit der Insider jeden Monat mehrere hundert Millionen Dollar aus dem Markt ziehen, behauptet ein anonymer Whistleblower.

Der jüngste Einbruch am US-Aktienmarkt war offenbar das Ergebnis einer gezielten Marktmanipulation. Dies behauptet ein anonymer Insider, der seine Vorwürfe über eine Anwaltskanzlei öffentlich gemacht hat und den US-Finanzaufsichtsbehörden SEC und CFTC seine Mithilfe bei der Aufklärung der Vorgänge anbietet.

Nach Angaben der Anwaltskanzlei hat der Whistleblower mehrere Positionen im hohen Management bei mehreren der größten Investmentfirmen der Welt inne gehabt. Um seine Karriere zu schützen, will der Whistleblower seine Identität nicht öffentlich machen.

Wie bereits bekannt war, ging der Crash am Aktienmarkt mit einem dramatischen Anstieg der Volatilität einher. Mehrere börsengehandelte Indexprodukte (ETPs), mit denen auch Privatanleger Short-Positionen in Volatilitätsfutures einnehmen können, mussten in der Folge liqudiert werden.

Der Insider behauptet nun, dass der sogenannte VIX, der ein Maß für die implizite Volatilität im US-Aktienindex S&P 500 darstellt, gezielt manipuliert werden kann und computerbasierte Algo-Trader in der Vergangenheit bereits mehrere Milliarden Dollar auf diese Weise aus dem Markt gezogen haben. Jeden Monat würden die Manipulateure durch die VIX-Manipulation mehrere hundert Millionen Dollar erbeuten, heißt es im Schreiben der Anwaltskanzlei an die Chefs von verschiedenen US-Aufsichtsbehörden.

Um die vom Whistleblower unterstellte Manipulation zu verstehen, muss man zunächst eine Unterscheidung zwischen dem VIX an sich und Futures treffen, die auf dem VIX basieren. Der VIX selbst ist eine rechnerische Größe, der sich aus den Kursen bestimmter Optionen auf den S&P 500 ergibt. Der VIX selbst kann nicht gehandelt werden. Die Kursentwicklung der Futures auf den VIX orientiert sich allerdings am VIX, da die Future-Kontrakte nach Fälligkeit auf Basis des VIX abgerechnet werden.

Wie der Insider nun behauptet, kann der VIX gezielt manipuliert werden, indem Kauf- und Verkaufsangebote für weit aus dem Geld notierende Optionen auf den S&P 500 gestellt werden. Dabei muss es überhaupt nicht zu realen Transaktionen in diesen Indexoptionen kommen, denn der VIX wird einfach aus dem Mittelkurs der angebotenen Kauf- und Verkaufskurse berechnet, auch wenn diese überhaupt nie in Transaktionen ausgeführt werden. In vielen der weit aus dem Geld notierenden Indexoptionen findet in der Regel keiner oder nur ein sehr geringer Handel statt. Werden hier plötzlich Aufträge mit sehr hohen Volumina erstellt, kann dies innerhalb kurzer Zeit zu drastischen Bewegungen beim VIX führen, behauptet der Whistleblower.

Indem Hochfrequenzhändler nun gezielt Kauf- oder Verkaufsangebote für weit aus dem Geld notierende Optionen auf den S&P 500 erstellen, können sie nach Angaben des Whistleblowers gezielte Kursveränderungen beim VIX herbeiführen. Dabei müssen sie nicht einmal Geld risikieren, da die erstellten Aufträge überhaupt nicht zur Ausführung gelangen. Sorgen die Manipulateure für einen Anstieg beim VIX, so führt dies ebenfalls zu einem Kursanstieg bei den VIX-Futures, die im Gegensatz zum VIX real handelbare Finanzinstrumente sind. Die börsengehandelten Indexprodukte, mit denen auch Privatanleger auf bestimmte Entwicklungen der Volatilität spekulieren können, investieren in diese VIX-Futures. Jeden Abend müssen dabei die Manager dieser Indexprodukte ein Rebalancing vornehmen, um starke Kursveränderungen auszugleichen. Bei einem starken Anstieg der VIX-Futures müssen dabei die Manager von VIX-Short-Produkten einen Teil ihrer Shortpositionen auf den VIX glattstellen.

Nach Angaben des Whistleblowers führt die Manipulation der Kauf- und Verkaufsangebote bei S&P-500-Optionen zu einer Art Kettenreaktion, bei der zunächst der VIX in eine bestimmte Richtung gelenkt wird, wodurch sich auch die Kurse der VIX-Futures verändern, was wiederum zu einem drastischen Rebalancing bei börsengehandelten Indexprodukten führte, mit denen auch "normale" Anleger auf die Volatilitätsentwicklung spekulieren können. In einem weiteren Schritt kann der Anstieg der Volatilität dann auch zu einem Sell-off am Aktienmarkt führen, da ein plötzlicher Vola-Anstieg von Händlern am Aktienmarkt in der Regel mit krisenhaften Entwicklungen in Verbindung gebracht wird. Die tatsächlich eintretenden Kursverluste können dann wiederum zu einem Anstieg der impliziten Volatilität führen, wodurch der VIX-Anstieg sich indirekt selbst verstärkt.

Das Schreiben der Anwaltskanzlei, mit der sie die Anschuldungen des Whistleblowers bekannt gemacht hat, können Sie hier nachlesen.

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16 Kommentare

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  • Silberpapst
    Silberpapst

    Ich lache mich ins Fäustchen. Bei Gold und Silber wird schon Jahrelang manipuliert und jeder, der dies angesprochen oder nur die Möglichkeit in Erwägung gezogen hat, wurde als Verschwörungstheoretiker abgestempelt. Jetzt gibt es mal eine kleine Korrektur in einer Jahrelangen Aufwärtsbewegung und dass soll jetzt Manipulation sein. Ich kann nur noch müde lächeln....

    14:56 Uhr, 14.02.2018
  • Gutschi
    Gutschi

    Lol der Markt wird doch schon seit Jahren manipuliert durch FED EZB und wie sie alle heißen durch billiges Geld und aufkaufen..

    23:11 Uhr, 13.02.2018
  • JürgenSK
    JürgenSK

    Die Börse ist doch schin lange zum Spielcasino verkommen, Aktien nur Mittel zum Zweck um Kursstellungen in Indizes zu beeinflussen, Das Ganze müsste einfach mal implodieren, ich meine wirklich zerlegt werden....dann erst kehrt Ruhe ein. Den Langwellen-Zyklus nach könnte es 2020-2023 passieren...

    22:38 Uhr, 13.02.2018
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Nach den bewiesenen Manipulationen der Großbanken (u.a. DEUBA) in den vergangenen Jahren, wäre es ja nicht verwunderlich, wenn die Kriminellen in Nadelstreifen wieder zugeschlagen hätten. Ob es tatsächlich so ist, wird man abwarten müssen. Die Märkte waren jedoch derart heißgelaufen, das ein deutlicher Rücksetzer ohnehin in der Luft lag, auch ohne manipulative Eingriffe. So ist es halt heutzutage an den Finanzmärkten, die einen vermuten Manipulation wenn die Märkte jahrelang nach oben zischen und die anderen wenn sie dann mal fallen.

    21:25 Uhr, 13.02.2018
    1 Antwort anzeigen
  • ClydeRSchrank
    ClydeRSchrank

    Sehr geehrter Herr Baron,

    da scheinen Sie aber etwas vorschnelle Schlüsse gezogen zu haben mit Ihrer Aussage Zitat: "Der jüngste Einbruch am US-Aktienmarkt war offenbar das Ergebnis einer gezielten Marktmanipulation." Journalistisch korrekter wäre es gewesen, wenn Sie auch die Gegenargumente gebracht hätte. Denn so haben die SEC als GFTC noch kein Kommentar zu den Vorwürfen gegeben. Die Stellungnahme der Optionsbörse in Chicago, die CBOE haben sie leier in Ihrem Artikel nicht erwähnt. Hier die Quelle von Reuters zur Sache mit Darlegung aller Sichtweisen:

    https://www.reuters.com/articl...

    20:42 Uhr, 13.02.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Hoeli
    Hoeli

    Das eine große Problem ist, dass es heutzutage keine Integrität (echte, objektive, nicht-gekaufte Kontrollfunktionen) mehr gibt. Geld regiert die Welt mehr denn je und ohne Grenzen. Sei es im Sport oder an den Finanzmärkten.

    Viel schlimmer ist allerdings, dass Dinge, die aufgedeckt werden - Panama Papers, Paradise Papers, Spionage des CIA, diese Geschichte hier....etc. keinen zu interessieren scheinen. Kurze Aufregung und schon wieder vergessen. Konsequenzen? Keine.

    Somit ist es kein Wunder, dass Lug, Betrug, Korruption und Vetterleswirtschaft munter weitergehen.

    20:38 Uhr, 13.02.2018
  • 1 Antwort anzeigen
  • Sputnik1648
    Sputnik1648

    Moin, moin,

    die Thematik einer Manipulation oder einfacher gesagt, einer "sportlichen Korrektur" ist bei unseren amerikanischen Freunden sicher ausgeprägter als bei uns. Vor diesem Hintergrund diskutieren wir die Bereiche Arbeitsmarktstatistiken, Goldpreise, Zinssätze etc. . Diese Erkenntnis ist auch hinreichend in der Literatur manifestiert. An dieser Stelle sei nur exemplarisch das Werk von Folker Hellmeyer "Endlich Klartext" genannt. Es bleibt somit zu konstatieren, dass die Berücksichtigung von Indikatoren, Statistiken etc. als Arbeitsgrundlage jeweils einer kritischen Bewertung zu unterziehen ist. Es erscheint daher angebracht, mehrere weitgehend unabhängige Indikatoren, Statistiken parallel zur Analyse zu verwenden, um ggf. einer Manipulation eines Indikators entgegenzuwirken und somit eine möglichst genaue Sachverhaltsanalyse zu erzielen.

    18:37 Uhr, 13.02.2018

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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