Kommentar
15:15 Uhr, 13.12.2022

Inflationsbericht wird gefeiert – bis morgen...

In den USA steigen die Preise weniger stark als erwartet. Ein Kursfeuerwerk folgt. Genau das kann beim Zinsentscheid am Mittwoch für große Enttäuschung sorgen.

Grundsätzlich ist es eine positive Neuigkeit, dass die Preise weniger schnell steigen als noch vor einem Monat oder vor einem Quartal. Die Inflationsrate soll zurückgehen und das tut sie. Sie kommt sogar schneller zurück als erwartet. Im November stiegen die Preise gegenüber dem Vorjahr um 7,1 %. Erwartet wurden 7,3 %. Damit scheint sich ein neuer Trend einzustellen. Bis September war die Inflation höher als erwartet. Nun kommt es zum zweiten Mal in Folge zum umgekehrten Fall. Die Teuerung liegt unterhalb der Erwartungen (Grafiken 1 und 2). Anleger können nicht nur einen Rückgang feiern, sondern auch den Beginn eines neuen Trends.

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Abweichungen zwischen erwarteter Inflation und tatsächlicher gibt es fast jeden Monat. Waren es in der Vergangenheit Hiobsbotschaften, können sich Anleger nun über das Gegenteil freuen und auf ein baldiges Ende der Zinserhöhungen hoffen.

Dass die Inflationsrate nun schneller fällt als angenommen, ist eigentlich keine Überraschung. Anfang November hatte ich darüber berichtet, dass die größte Inflationsüberraschung der kommenden Monate eine stark fallende Teuerungsrate sein würde. Subtrahiert man die tatsächliche Inflation von den Inflationserwartungen, ist dies ein Vorlaufindikator für die Inflation (Grafik 3).

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Auch in den kommenden Monaten können Anleger daher auf positive Überraschungen hoffen. Das ausgelöste Kursfeuerwerk bei Aktien und zurückgehende Renditen bei Anleihen sind für die Fed jedoch ein Problem. Beides lockert die Finanzierungsbedingungen.

Obwohl der Leitzins immer noch steigen wird, fallen Anleiherenditen. Von diesen hängen viele Kreditzinsen ab. Geld wird billiger und nicht teurer. Das schiebt die Wirtschaft wieder an, was mittelfristig mehr Inflationsdruck bedeutet. Anleger feiern den Sieg über die Inflation und verhindern damit, dass die Inflationsrate tatsächlich wieder das Ziel von 2 % erreichen wird.

Für die Fed wäre ein Inflationsbericht, der die Erwartungen genau trifft, besser gewesen. Die Fakten sind andere und der Druck, der Feierlaune der Anleger entgegenzuwirken, wird dadurch größer. Am Mittwoch hat die Fed dazu die erste Gelegenheit.

Der Leitzins wird mit hoher Wahrscheinlichkeit um 50 Basispunkte angehoben. Bis zu diesem Zeitpunkt kann die Feierlaune anhalten. Die Pressekonferenz wird hingegen sehr spannend. Nur über diesen Weg und die Prognosen der Notenbanker über den zukünftigen Leitzins kann der Lockerung der Finanzierungsbedingungen entgegengewirkt werden.

Meint es die Fed mit der Inflationsbekämpfung weiterhin ernst, kann sie fast nicht anders, als Anleger auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Persönlich positioniere ich mich nicht. Ich warte wie in den letzten Monaten ab, was geschieht. Es würde mich jedoch nicht überraschen, wenn der Feierlaune ein Kater folgt.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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