Kommentar
16:00 Uhr, 22.07.2021

Inflation zu hoch: Kaufkrafterhalt mit Geldanlagen nicht mehr möglich

Zinsen gibt es schon lange nicht mehr. Wer seine Kaufkraft erhalten will, muss höhere Risiken eingehen. Bisher ging das, jetzt nicht mehr.

Es wird in der Geldpolitik gerade wieder einmal Geschichte geschrieben. Negativzinsen sind wir bereits gewohnt. Allen ist klar, dass die Kaufkraft durch das Sparbuch nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Wer die Inflation ausgleichen will, muss anders anlegen. Bisher gab es hier mehrere Optionen. Man konnte etwa Anleihen kaufen. Anleihen zahlen für gewöhnlich einen höheren Zinssatz als ein Sparbuch. In der Eurozone liegt der Einlagensatz der EZB bei -0,5 %. Dieser wird von immer mehr Banken an seine Kunden weitergegeben. Anleihen sind in der Eurozone kaum ein Ausweg. Deutsche Anleihen haben Renditen, die teils noch tiefer als -0,5 % liegen. In Ländern wie den USA gibt es bei Staatsanleihen immerhin noch Zinsen. 10-jährige Anleihen werfen immerhin noch 1,3 % ab. Die Inflation gleicht das schon lange nicht mehr aus. Man konnte stattdessen zu Aktien greifen. Aktien sind natürlich volatil. Wer einen langen Anlagehorizont hat, sollte sich daran nicht stören. Hier konnten Anleger nach der Finanzkrise durch Dividenden und Aktienrückkäufe immerhin auf eine Rendite von 4-5 % setzen. Das glich die Inflation aus. Auch das ist seit letztem Jahr keine Option mehr. Die Rendite liegt inzwischen nur noch bei 2 % und damit unterhalb der Inflationsrate.

Anlegern blieb noch eine Option übrig: Ramschanleihen. Anleihen von Unternehmen, die eine erhöhte Ausfallwahrscheinlichkeit haben, sollten für das Risiko ordentlich Zinsen zahlen. Das tun sie nicht mehr. Zuletzt lag die Rendite entsprechender ETFS bei 4,5 %. Die Inflation liegt bei mehr als 5 % und damit ist die Realrendite auch bei Ramschanleihen nun negativ (Grafik 1).


Damit wird wieder einmal Geschichte geschrieben. Für den Normalanleger gibt es praktisch kein zugängliches Investment mehr, das die Inflation ausgleicht. Das müsste vermutlich nicht sein. Die Zinsen könnten theoretisch viel höher stehen. Die Taylor-Regel sagt, wie viel höher der Zins sein könnte. Der Zins wird so berechnet, dass das Inflationsziel erreicht werden sollte. Demnach ist der US-Leitzins derzeit viel zu tief (Grafik 2)
.
Als der Taylor-Zinssatz das letzte Mal so viel höher war als die Fed Funds Rate, der Leitzins also viel zu tief war, befanden sich die USA in den 70er Jahren. Damals hinkte die Fed der Inflation Jahre hinterher. Das könnte nun wieder geschehen. Anleger haben es entsprechend noch schwerer, ihre Kaufkraft zu erhalten, egal wie viel Risiko sie eingehen.
Es bleibt nur, auf niedrigere Inflation zu hoffen. Dass es dazu kommt, glauben selbst einige Notenbanker nicht mehr. Ein klareres Anzeichen dafür, dass die Geldpolitik inzwischen zu locker ist, gibt es nicht.

Clemens Schmale


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1 Kommentar

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  • mkgeld
    mkgeld

    wenn die Inflation so berechnet würde wie in den 70 er Jahren dann ist der Verlust noch weitaus größer für jede Art von Geldvermögen. Dann kommen wir auf Verlust Zahlen von über 4 bis 5 % Eigenlich müsste man jetzt Kredite aufnehmen die man später mit wertlosem Geld zurückzahlen kann. Nur was kaufen damit die Rechnung sicher aufgeht ??

    16:56 Uhr, 22.07.2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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