Kommentar
18:05 Uhr, 24.07.2020

Inflation wird bis 2035 ansteigen

Inflation ist seit Jahren kein Phänomen mehr, um das man sich Sorgen machen muss. In den kommenden 15 Jahren wird sich das ändern.

Der Anstieg der Inflation hat dabei nichts mit der Geldschwemme der Notenbanken zu tun. Eine solche Geldschwemme hat nach der Finanzkrise nicht zur Inflation geführt und wird es für sich allein genommen auch diesmal nicht. Die Geldmenge allein beeinflusst die Inflationsrate wenig Viele wollen das gar nicht hören und beschwören weiterhin, dass Inflation ein rein monetäres Phänomen ist. Wenn die letzten Jahre eines bewiesen haben dann sicher, dass das Unsinn ist. Eine Notenbank kann noch so viel Geld drucken wie sie will, es beeinflusst die Inflationsrate nicht. Inflation ist der Anstieg von Preisen. Preise steigen nicht von alleine und ob die Notenbankbilanz bei 3 oder 5 Billionen steht, beeindruckt Preise nicht. Was zählt, das ist die Nachfrage. Der Preis von Gütern steigt, wenn die Nachfrage höher ist als das Angebot. Solange das frisch gedruckte Geld nicht für zusätzliche Nachfrage sorgt, kommt auch kein Inflationsschub.

Das unterscheidet die USA oder Europa von Ländern wie Venezuela oder Simbabwe. Dort druckt die Notenbank Geld, um höhere Staatsausgaben zu finanzieren. Der Staat gibt das frische Geld also aus und sorgt für Nachfrage. In Europa und den USA nehmen Staaten nicht höhere Schulden auf, weil die Notenbank Geld druckt. Mit oder ohne QE, die Entwicklung der Schulden ist ähnlich.

Damit es zu einem Inflationsschub kommt, braucht es zusätzliche Nachfrage. Nichts ist so zuverlässig für steigende Nachfrage wie das Bevölkerungswachstum. Zunächst aber noch einmal zurück zur Inflationsrate. Die Inflationsrate und die Geldumlaufgeschwindigkeit gehen Hand in Hand (Grafik 1).


Die Umlaufgeschwindigkeit sinkt, wenn es mehr Geld gibt. Das hat die Umlaufgeschwindigkeit in den letzten Jahren gesenkt. Sie sinkt aber auch, wenn die Nachfrage schwach ist. Nachfrage ist stark von der Bevölkerungsentwicklung abhängig.

Daher wundert es auch nicht, dass sich die Geldumlaufgeschwindigkeit und das Bevölkerungswachstum stark ähneln (Grafik 2). Es geht dabei nicht um das Wachstum der Gesamtbevölkerung, sondern der konsumfähigen Bevölkerung. Verallgemeinert konsumieren diejenigen, die im arbeitsfähigen Alter sind und arbeiten am meisten.


Diese Bevölkerungsgruppe erlebt in Nordamerika in den kommenden 15 Jahren eine Renaissance. In Europa gibt es diesen Rebound nicht. Dafür verlangsamt sich der Abwärtstrend immer mehr. Beides zusammengenommen sorgt für einen positiven Effekt.

Das bedeutet nun nicht, dass wir mit zweistelligen Inflationsraten rechnen müssen. Stattdessen dürfte der deflationäre Trend ein Ende finden und die Inflation wieder über 2 % steigen können. Notenbanken dürften ihr 2 % Ziel in den kommenden Jahren sehr viel leichter erreichen als in den zurückliegenden 10 Jahren.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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