Kommentar
07:14 Uhr, 17.08.2016

Inflation steigt - Grund zur Freude?

Während die Inflation in den USA gerade wieder etwas zurückgeht steigt sie in Großbritannien. Ist das nicht genau das, was die Notenbank immer wollte?

Was für eine Schlagzeile! In Großbritannien steigt die Inflation im Juli. Die Inflation ist damit in Großbritannien wieder auf dem Vormarsch, ganz im Gegensatz zu anderen Ländern. Auf Jahressicht erreichte die Teuerungsrate 0,6 %. Das täuscht darüber hinweg, dass die Importpreise gleich um mehr als 6 % stiegen.

Aber: der Inflationsanstieg ist weniger spektakulär als man es auf den ersten Blick vermuten würde. Die Inflationsrate lag im Juli höher als im Juni. Im Juni lag sie bei 0,5 %, nun bei 0,6 %. Das kann man nicht gerade als rasenden Inflationsanstieg bezeichnen.

Der Anstieg im Juli kam auch nur zustande, weil der Verbraucherpreisindex (VPI) im Juli 2015 tiefer stand als im Juni 2015. Der VPI lag im Juni 2015 bei 100.2 Punkten und im Juli bei 100 Punkten. In diesem Jahr lag der VPI im Juni bei 100.6 und im Juli ebenfalls bei 100.6. Den Inflationsanstieg gibt es also nur, weil sie im vergangenen Jahr zwischen Juni und Juli sank.

Man kann nun wirklich nicht behaupten, dass die rasche Abwertung des Pfunds nach dem Brexit-Votum die Welt aus den Fugen geraten lässt, wenn es um Preise geht. Die höheren Importpreise zeigen allerdings, dass die Inflationsrate insgesamt in den kommenden Monaten deutlich steigen wird. Es braucht für gewöhnlich einige Monate, bis sich steigende Importpreise in den Endkonsumentenpreisen widerspiegeln.

Die Grafik zeigt die Entwicklung des Pfund-Index (Äquivalent zum Dollar-Index für das Pfund) und die Entwicklung der Inflation. Inflation und Wechselkurs laufen grundsätzlich Hand in Hand. Die letzte vergleichbare Abwertung im Jahr 2007 hat zu einem Anstieg der Inflation von 2 % auf 5 % geführt. Damals wertete jedoch nicht nur das Pfund ab, sondern stieg auch der Ölpreis massiv an.

Sofern sich Rohstoffpreise weiterhin auf dem aktuellen Niveau zeigen, muss man in Großbritannien keinen Inflationsanstieg wie 2007/08 befürchten. Es ist nicht auszuschließen, dass die Inflation auf einen Maximalwert von 3 % steigt. Das ist mehr als von der Notenbank angestrebt. Diese hat jedoch schon im Juli zu erkennen gegeben, dass sie einen solchen Anstieg tolerieren wird.

Die Rückkehr der Inflation dürfte die Notenbank dennoch nicht in einen Freudentaumel versetzen. Da wirtschaftlich ein Abschwung zu erwarten ist, in dem die Löhne nicht steigen werden und die Arbeitslosigkeit ansteigen wird, ist Inflation nicht gerade das, was Bürger brauchen. Stagflation ist für den Durchschnittsbürger das Unangenehmste, was es geben kann.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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