Inflation, QE2, Dollar-Ausverkauf: Rohstoff-Käufe auf Allzeithoch
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Trotz des zwischenzeitlich in der vergangenen Woche nach der Leitzinserhöhung der People's Bank of China aufgekommenen Verkaufsdrucks haben die meisten Rohstoffe zum Ende der Woche wieder neue Hochs angesteuert. Besondere relative Stärke beweisen Agrarrohstoffen, allen voran Kaffee, das mit dem Sprung über die 2-Dollar-Marke das höchste Preisniveau seit 13 Jahren erklomm. Allgemein treibt ein sprunghafter Anstieg der Inflationserwartungen die Preisbewegungen an den Rohstoffmärkten. Die erwartete zweite Runde quantitativer Lockerung (QE2) fungiert für die Rohstoffe in zweierlei Hinsicht als Sicherung vor fallenden Notierungen. Zum einen wird erwartet, dass QE2 den Dollar weiter schwächen wird. Zum anderen scheinen sich Marktteilnehmer einig, dass noch mehr Liquidität in einem bereits sehr lockeren monetären Umfeld den Rohstoffen zu Gute kommt. Was mittelfristige Folgen aus QE2 angeht, lässt sich eine weitere Folge herausarbeiten. Die Inflationserwartungen dürften durch QE2 kräftig geschürt werden und dauerhaft auf einem höheren Niveau bleiben. Die aus den zehnjährigen US-Treasuries ablesbaren Inflationserwartungen sprangen zuletzt auf den höchsten Stand seit Mai dieses Jahres. Wenig verwunderlich dass in diesem Umfeld die Kapitalströme in Rohstoffe kräftig zulegen. Im September, berichtet Barclays Capital, war ein Zuwachs um 8,5 Mrd. Dollar zu beobachten, das war der dritthöchste Wert für einen Einzelmonat und führte die gesamten in Rohstoffe investierten Summen auf ein Allzeithoch bei $320 Milliarden Dollar. Diese Entwicklung lassen die Gesamtaussichten für Rohstoffe freundlich erscheinen, auch wenn die Ängste vor einer erneuten Wachstumsabschwächung kurzfristig immer wieder ins Kontor schlagen können.
Es tut sich bereits einiges. Spätestens wenn man Vergleiche in Geschichtsbüchern suchen muss, um heute gehandelte Rohstoffpreise in Relation setzen zu können, weiß man, dass einiges passiert sein muss. Baumwolle hat Preisniveaus erreicht, die es zuletzt in der Zeit der Sezessionskriege gegeben hat. Der normale Mechanismus von preisinduzierten Angebotssteigerungen scheint außer Kraft gesetzt. In der Vergangenheit führte bei Agrarrohstoffen ein zum Beispiel durch eine Missernte induzierter Preisschub im Folgejahr zu einer Überversorgung des Marktes, da Landwirte den Anbau des entsprechenden Agrarguts erhöhten, um ihre Gewinne zu maximieren. Das führte nach einer Preisspitze dazu, dass die Notierungen wieder zurückkamen und auf erniedrigten Niveaus blieben. Die Nachfrage ist bei einzelnen Rohstoffen jedoch so hoch, dass diese Gesetzmäßigkeit außer Kraft gesetzt scheint. Noch höhere Preise scheinen nötig, um ein ausreichendes Angebot zu schaffen beziehungsweise um eine ausreichend hohe Zahl von Käufern – jene mit der niedrigsten Zahlungsbereitschaft – vom Markt zu verdrängen. An letzterem Punkt kommt das billige Geld, erzeugt durch Niedrigzinsen und außerordentliche monetäre Maßnahmen wie der quantitativen Lockerung ins Spiel. Sie scheint die Zahlungsbereitschaft einzelner Käufergruppen, besonders der chinesischen, so weit erhöhen zu können, dass der Preis keine große Rolle mehr zu spielen scheint. Hauptsache, der Rohstoff kann in den gewünschten Mengen geliefert werden, scheint die Maxime zu lauten. Zucker ist gerade dabei, nach einer Preisverdreifachung im Jahr 2009 erneut die 2009er Hochs anzupeilen, obwohl der Preis zwischenzeitlich schon um 57% gefallen war.
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