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10:27 Uhr, 03.01.2018

Indien und Emerging Markets im Rampenlicht

Indien wird Geduld 2018 nach Einschätzung von Avinash Vazirani, Fondsmanager des Jupiter India Select SICAV, zur Tugend machen.

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London (GodmodeTrader.de) - Die indische Wirtschaft wird voraussichtlich auch 2018 noch mit kurzfristigen Unwägbarkeiten zu kämpfen haben, da das Land die in den vergangenen zwölf Monaten umgesetzten Reformen verdauen muss. Auch die bevorstehenden Kommunalwahlen dürften zur Marktvolatilität beitragen. Diese Geduld wird jedoch belohnt werden, da die Reformen die langfristige wirtschaftliche Zukunft Indiens stärken, wie Jupiter-Asset-Management-Fondsmanager Avinash Vazirani in einem Ausblick auf das Investmentjahr 2018 schreibt.

In den vergangenen zwölf Monaten seien von der Regierung Modi umfassende wirtschaftliche Reformmaßnahmen umgesetzt worden. Diese dürften sich mindestens bis in die erste Hälfte des Jahres 2018 auswirken und für einige Turbulenzen in der indischen Wirtschaft sorgen. Zu dem Reformpaket zählten die Demonetisierung oder die Entnahme größerer Banknoten aus dem Geldumlauf, die Einführung einer landesweiten indischen Steuer auf Waren und Dienstleistungen (Goods and Services Tax, GST) und die Rekapitalisierung der öffentlich-rechtlichen Banken in Höhe von 32 Milliarden britischen Pfund. Die indische Geschäftswelt brauche Zeit, um sich an diese veränderte Situation anzupassen, heißt es weiter.

„Nach unserer Einschätzung werden sich diese Reformen langfristig positiv auf die Wirtschaft auswirken. Kurzfristig jedoch halten wir die Umsetzung der GST für die größte Herausforderung. Die Liefer- und Vertriebsketten wurden teilweise unterbrochen und bei den Unternehmen besteht Unsicherheit über ihre kurzfristigen Aussichten. Wir konnten dies vor kurzem bei einem Besuch in Indien selbst beobachten. Mehrere Unternehmen, mit deren Geschäftsleitung wir zusammentrafen, räumten ein, dass ihre Ergebnisse in den letzten zwei Quartalen aufgrund der durch die GST verursachten Störungen ungewöhnlich schwer vorherzusehen waren“, so Vazirani.

Langfristig werde die GST aber erhebliche Vorteile für Indien mit sich bringen. So dürfte sich die Wirtschaft weg vom informellen Sektor hin zu „normalen“, steuerkonformen Unternehmen bewegen. Die Regierung werde folglich mit höheren Steuereinnahmen rechnen können. Auch die Logistik dürfte effizienter werden, da keine Steuern mehr für den Warenverkehr zwischen einzelnen Bundesstaaten gezahlt werden müssten. Dadurch entfielen auch die Grenzkontrollstellen. Natürlich würden die Unternehmen ebenfalls von den niedrigeren Logistikkosten profitieren, heißt es weiter.

„Wir gehen jedoch davon aus, dass der Großteil der Einsparungen an die Verbraucher weitergegeben wird. Infolgedessen dürfte auch die Inflation sinken. Obwohl die Umsetzung der Reformen kurzfristig für Unsicherheit sorgt, stärkt sie unsere wirtschaftliche Hauptthese, dass die Modernisierung und die Reformen der Regierung Modi dazu beitragen, das Fundament für ein starkes langfristiges Wachstum der indischen Wirtschaft zu legen. Im jüngsten Bericht der Weltbank-Gruppe über die Wirtschaftsfreundlichkeit von Staaten kletterte Indien um 30 Plätze auf Rang 1001 – und dabei ist die Umsetzung der GST noch nicht einmal berücksichtigt“, so Vazirani.

In den nächsten 18 Monaten stünden in einigen Bundesstaaten zudem Wahlen an, die zur Unsicherheit beitrügen und Volatilität verursachen könnten. Insgesamt fänden Wahlen in Staaten statt, die etwa 24 Prozent der Sitze in der Lok Sabha (Unterhaus) und 23 Prozent der Sitze in der Rajya Sabha (Oberhaus) stellten. Auch in Modis Heimatstaat Gujarat würden die Wähler an die Urnen gehen. Ein starkes Wahlergebnis in den Bundesstaaten wäre ein gutes Vorzeichen für die Parlamentswahlen im Jahr 2019, heißt es weiter.

„Unserer Einschätzung zufolge ist eine Wiederwahl Modis wahrscheinlich. Er wäre damit in der Lage, weitere Reformen umzusetzen. Wir glauben, dass die Unternehmensergebnisse die Erwartungen der Analysten übertreffen werden, da wir mehrere Faktoren ermittelt haben, die zur Erhöhung der Rentabilität indischer Unternehmen beitragen werden und die vom Markt noch immer unterschätzt werden: die GST, die Einführung des Direkt Benefit Transfer-Programms (DBT), der zunehmende Zugang zu Hochgeschwindigkeitsinternet und die finanzielle Inklusion“, so Vazirani.

Zu letzterem zähle unter anderem die Einführung des India Stack, einer umfassenden staatlichen Softwareplattform, die Infrastrukturen für biometrische Erkennung, digitale Schließfächer, elektronische Unterschriften und digitale Zahlungen miteinander verbinde. „Binnenkonsumorientierte Unternehmen wie Kraftstoffhändler, Vermögensverwaltungsgesellschaften und inländische Luftfahrtunternehmen werden unseres Erachtens aus diesen Themen den größten Nutzen ziehen. Das Risiko exogener Schocks an den globalen Märkten ist viel schwieriger vorherzusagen. Bei Anlagen in Indien empfiehlt es sich – wie auch in anderen Märkten – Unternehmen zu wählen, die ungeachtet der wirtschaftlichen und politischen Lage bestehen und wachsen können“, so Vazirani.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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