Kommentar
14:28 Uhr, 26.04.2007

Income-Investing – die Antwort auf das Prognosedilemma

Die enorme Bandbreite der heutzutage verfügbaren Investmentansätze und Anlagestile zeigt, wie schwer sich Entwicklungen in unserer komplexen Welt voraussagen lassen. Kein Zweifel: An der Tatsache, dass zukünftige Ereignisse immer unvorhersehbar bleiben werden, führt kein Weg vorbei – ebenso wenig wie an der Tatsache, dass es gerade bei Konjunktur- und Unternehmensanalysen häufig zu Prognoseabweichungen kommt. Für Investoren gibt es jedoch Wege, diese „Event Risks“ zu minimieren: zum Beispiel durch Income-Investing, die systematische Auswahl von Unternehmen mit einem günstigen Bewertungsniveau und überdurchschnittlichen Dividendenrenditen.

“Wachstumsorientierte Anleger hoffen, dass ein hoch bewertetes Unternehmen zukünftig hohe Erträge erzielen wird; wertorientierte Anleger halten Ausschau nach Unternehmen, die greifbarere Werttreiber wie Unternehmensvermögen oder in naher Zukunft erwartete Gewinne vorweisen können. Income-Investoren hingegen achten darauf, dass ein Großteil der Unternehmensgewinne unmittelbar in Form von Dividenden an sie weitergegeben wird”, schreiben die Analysten von INVESCO in der jüngsten Ausgabe ihrer Publikation Risk & Reward.

Durch die Fokussierung auf Unternehmen mit einem niedrigeren Kurs-Gewinn- und Kurs-Dividenden-Verhältnis müssen sich Income-Investoren weniger Gedanken um ihre Prognosefähigkeit machen. Bei Unternehmen mit hohen KGVs liegen den meisten Prognosefehlern zu optimistische Erwartungen zugrunde, da die Kurse dieser Aktien bereits hohe Wachstums- oder Ertragserwartungen vorwegnehmen. Bei Unternehmen mit niedrigeren KGVs und höheren Dividendenrenditen spiegelt die Bewertung eine geringere Erwartungshaltung wider, so dass positive Überraschungen wahrscheinlicher sind.

Dominic Wallington, Fondsmanager bei INVESCO in Henley, verweist auf einen weiteren positiven Aspekt von Income-Investing: die relative Immunität gegenüber Übertreibungen im Kapitalzyklus wie z.B. während der TMT-Blase in den späten 1990er Jahren, als der Zustrom neuen Kapitals in eine wachstumsstarke Branche zunächst die Gewinne und dann auch die Kurse der globalen Telekommunikationsanbieter einbrechen ließ.

“Unternehmen mit hohen Dividendenrenditen stammen eher aus Branchen, deren Wachstums- und Ertragsperspektiven nicht attraktiv genug erscheinen, um neue Wettbewerber zum Markteintritt zu bewegen”, so Wallington. “Die Tatsache, dass die Unternehmen hohe Anteile ihres internen Cash-flows an ihre Aktionäre ausschütten, deutet darauf hin, dass ihr Management sich genau überlegt, wofür es das Unternehmenskapital einsetzt. Dies kann zu höherem Umsatz- und Ertragswachstum führen, was sich wiederum positiv auf den Aktienkurs auswirken dürfte.“

“Aufgrund dieser zwei Faktoren – der Unvorhersagbarkeit von künftigen Entwicklungen und den Auswirkungen des Kapitalzyklus – halten wir Income-Investing für einen sinnvollen Ansatz, um auf Dauer hohe relative und absolute Erträge zu erzielen”, so das Fazit der Analysten von INVESCO.

Quelle: Invesco

INVESCO zählt als Teil der AMVESCAP Gruppe zu den führenden Asset Managern weltweit – mit über 380 Mrd. US-Dollar (per 30. September 2005) verwaltetem Vermögen. Über 5.900 Mitarbeiter, darunter rund 500 Investmentspezialisten, sind in 20 Ländern im Einsatz.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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