Im Fokus: Investieren in Bildung
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Warum sich Chinas Studierende in intellektuellen Bootcamps fit machen lassen
Zuletzt haben die Maßnahmen zur sozialen Distanzierung während der Coronavirus-Pandemie die Nachfrage nach E-Learning und E-Schooling befeuert und so auch den Aktien der Anbieter einen Kursschub verliehen. Daneben gibt es aber eine Reihe langfristiger Trends, die losgelöst von der aktuellen Hochkonjunktur auch künftig für florierende Geschäfte bei den Bildungsunternehmen sorgen dürften. So sind für die Jahre 2015 bis 2030 in Brasilien, China und Indien zusammen mehr als 50 Millionen zusätzliche Studierende zu erwarten*. „Allerdings ist es für die Regierungen finanziell gar nicht machbar, für diese Studierendenflut Präsenzuniversitäten aus Stahl und Beton zu bauen. Daher wird man auf alternative Lösungen aus Bits und Bytes wie das E-Learning zurückgreifen müssen, wobei auch der Privatsektor gefragt sein wird“, sagt Paul Buchwitz, Fondsmanager des DWS Invest SDG Global Equities.
Daneben sorgt der explodierende Nachhilfebedarf für rosige Aussichten bei digitalen und analogen Anbietern. In weiter entwickelten asiatischen Ländern wie Japan und Südkorea nehmen beispielsweise zwischen 70 und 80 Prozent der Lernenden vor der Universität solche Offerten in Anspruch. In China sind es zwar nur circa 26 Prozent, allerdings ist die absolute Zahl angesichts der Größe der Bevölkerung gigantisch.
Der wichtigste Treiber für das dortige Geschäft ist das rigorose Zulassungsverfahren für die Universitäten, das im Gegensatz etwa zum Prozedere in den USA kein soziales Engagement berücksichtigt, sondern die akademische Performance zum alleinigen Maßstab macht. Im Jahr 2017 etwa haben rund 13 Millionen Lernende die Schulen des Landes absolviert, rund 9,4 Millionen davon waren im Besitz des Gao Kao, das den Eintritt in das Studium ermöglicht. Von diesen 9,4 Millionen wurden dann lediglich 3,7 Millionen tatsächlich an Universitäten zugelassen, gerade mal 1,2 Millionen schafften es auf die wirklich angesagten Tier-1-Institutionen. „Dort herrscht also ein für westliche Beobachter unfassbarer Leistungsdruck, für den die Lernenden durch Nachhilfe fit gemacht werden sollen“, sagt Buchwitz.
Lukrative Konsolidierungsgewinner
Ausgelöst von den Maßnahmen zur sozialen Distanzierung während der Coronavirus-Pandemie sind wie im Rest der Welt auch in China die Aktienkurse der Bildungsanbieter kräftig nach oben geklettert. Trotz des mittlerweile erreichten Bewertungsniveaus könnten sich aber die Profiteure der anrollenden Konsolidierung am Bildungsmarkt des Landes als nach wie vor lukrativ erweisen. Dort folgt nämlich die Entwicklung von Industrien oft einem ganz bestimmten Muster: Zunächst entsteht dank staatlicher Förderung eine Vielzahl von Start-ups, die vor allem Technologien bis zur Marktreife entwickeln und bis zu einer gewissen Größe wachsen. Anschließend wird die jeweilige Branche vor allem durch staatliche Regulierung auf wenige große Spieler konsolidiert. Im Fall der chinesischen Bildungsunternehmen geschieht dies beispielsweise durch obligatorische staatliche Tests für Lehrer und Vorgaben für die Größe von Klassenräumen, die nur wenige Anbieter tatsächlich erfüllen können.
„Diese Profiteure der Konsolidierung werden nicht nur so schnell wie der chinesische Nachhilfemarkt insgesamt wachsen, der bis 2023 Jahr für Jahr zwischen neun und zehn Prozent zulegen sollte, sondern zusätzlich noch den Gewinn von Marktanteilen für sich verbuchen können“, sagt Buchwitz. Hinzu komme, dass nur diese Unternehmen in der Lage sein dürften, Kapital und Know-how für den Ausbau der digitalen Komponente aufzubringen, womit sie analogen Anbietern zusätzliche Kunden abspenstig machen könnten. Und das Wachstum der Online-Komponente dürfte dem Fondsmanager zufolge bis 2023 deutlich stärker als im gesamten Nachhilfemarkt ausfallen.
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